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KITZINGEN: Verschmorte „Babys“

KITZINGEN

Verschmorte „Babys“

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    Auch Lieblingsgitarre „Goldie“ ist verkokelt: Donny Vox musste am 30. Oktober mit ansehen, wie sein Studio mit all den Vintage-Gitarren, Verstärkern und mit der elektronischen Band-Ausrüstung in Flammen aufging.
    Auch Lieblingsgitarre „Goldie“ ist verkokelt: Donny Vox musste am 30. Oktober mit ansehen, wie sein Studio mit all den Vintage-Gitarren, Verstärkern und mit der elektronischen Band-Ausrüstung in Flammen aufging. Foto: Foto: Diane Feininger

    Sein Blick ist gesenkt. Er ist blass und traurig. Trotzdem versucht Donny Vox, das Positive zu sehen. „Zum Glück ist keinem Menschen etwas passiert“, sagt er leise. Der Großbrand in der früheren Etwashäuser Lederfabrik vor einer Woche hat nur Sachschaden angerichtet – allerdings gewaltigen. Sowohl der Hausbesitzer, der vor kurzem das Dach renoviert hat, als auch die Mieter des ausgebrannten Lagerhauses wissen noch nicht, wie hoch der Schaden genau sein wird – sie durften die Ruine bisher nicht betreten. Eines ist jedoch sicher: Donny Vox' Sammlung von Gitarren und Verstärkern ist unersetzlich.

    Die Brandermittler der Kriminalpolizei waren am Dienstag erneut im Gebäude. Da es einsturzgefährdet ist, konnten sie jedoch nur einen Teil der Räume begutachten und die Schadenshöhe ganz grob umreißen: Sie wird wohl im mittleren sechsstelligen Bereich liegen. Die Ursache für das Feuer am 30. Oktober, bei dem 100 Helfer von Feuerwehr, BRK, THW und Polizei im Einsatz waren, ist noch unklar. Vor den abschließenden Ermittlungen muss ein Statiker die Sicherheit prüfen. Sobald diese gewährleistet ist, dürfen endlich auch die Mieter ihre Räume betreten und schauen, ob etwas zu retten ist. In dem Haus lagerten unter anderem auch Kunstwerke.

    „Er ist der liebste Mensch der Welt.“

    Diane Feininger

    Donny Vox weiß schon, welcher Anblick ihn erwartet. Nach Abschluss der Löscharbeiten konnte die „lebende Musikbox“, wie der leidenschaftliche Sänger und Gitarrist in Kitzingen genannt wird, kurz einen Blick auf seinen Besitz werfen und zumindest einige wenige Teile ins Freie tragen. Verrußt und geschockt sank er danach auf einen Verstärker, in der Hand „Goldie“, eine seiner Lieblingsgitarren, deren goldene Lackierung kaum mehr zu erahnen ist. Dabei ist „Goldie“ noch mit am besten weggekommen. Über 20 zum Teil sehr wertvolle Vintage-Gitarren, Verstärker und zahlreiche andere elektronische Band-Utensilien sind komplett verkokelt beziehungsweise geschmolzen. Wo die Gluthitze nicht alles zerstört hatte, da tat das Löschwasser sein Übriges.

    „In seinem Studio ist nichts mehr heil“, stellt Carl Krolczyk, genannt Zak, fest. „Er hat seine gesamte Sammlung aus 40 Jahren Musiker-Leben verloren. Ich bin seit vielen Jahren Donnys bester Kumpel und weiß: Für ihn ist es, als seien seine Babys gestorben.“ Vom Sachschaden, den Zak auf weit über 100 000 Euro schätzt, gar nicht zu reden.

    Sein Geld und seine ganze Leidenschaft habe Donny Vox stets in die Musik gesteckt. Und tatsächlich: Wenn der 53-Jährige über „Goldie“ oder 1970er „Key West“ spricht, dann bekommen seine Augen wieder Glanz. Jede Gitarre hat bei Donny Vox einen Namen. „'Goldie' habe ich im Musikladen Wiesentheid gekauft“, erzählt er. „Sie war schön wie eine Lady und ihr Klang war super.“ Zwar möchte Donny versuchen, den Körper der Fernandes-Lawsuit-Gitarre zu sanieren, aber Zak ist skeptisch, ob das überhaupt möglich ist – und wenn, ob „Goldie“ je wieder klingen wird. Gleiches gilt für „Fred“, eine Fender-Stratocaster aus dem Jahr 1979. „Auf jeden Fall wird alles jede Menge Geld und Zeit kosten“, ist Zak realistisch.

    Seit neun Jahren hat Donny Vox das Studio im ersten Stock der Etwashäuser Halle gemietet. Am vergangenen Donnerstag war er gerade auf dem Weg dorthin, als er Sirenen hörte. Als er zur Mainbernheimer Straße kam, war diese schon gesperrt. „Er musste zuschauen, wie es brannte“, berichtet Zaks Freundin Diane Feininger, die Donny nicht nur gut kennt, sondern auch sehr mag. „Er ist der liebste Mensch der Welt“, sagt sie. „Er gibt lieber, als dass er nimmt.“ Nun aber ist dem gebürtigen Amerikaner, der 1997 von L. A. nach Deutschland zog, außer den Gitarren in seiner Zeilitzheimer Wohnung nichts von dem geblieben, was er seit seiner Teenagerzeit mit Leidenschaft gesammelt hat.

    Diane Feininger ist sicher: „Wir können seine Sammlung nicht ersetzen, aber den Versuch starten, ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. So, wie er es mit seiner Stimme und seiner Musik seit vielen Jahren bei uns tut.“ Donny solle sehen, dass es außer engen Freunden und seinem 14-jährigen Sohn in und um Kitzingen viele Menschen gibt, die sich um ihn kümmern und die ihm helfen. „Deshalb haben wir eine Spendenaktion ins Leben gerufen“, erklärt Zak. Sowohl online als auch ganz direkt per Überweisung können die Menschen ihrer Wertschätzung und Hilfsbereitschaft Ausdruck geben.

    Donny Vox hat das alles noch gar nicht wirklich realisiert. Gedankenversunken streicht er über „Goldies“ kaputten Körper und überlegt, wie er die „Lady“ wieder zum Leben erwecken könnte. „Ich werde sie auf keinen Fall einfach wegwerfen.“

    ONLINE-TIPP

    Mehr Bilder: www.inFranken.de

    Wer den Wiederaufbau von Donny Vox' Musiksammlung unterstützen möchte, kann das online (Facebook) tun oder direkt bei der Sparkasse Mainfranken, BLZ 790 500 00, Konto 43 892 728, Kontoinhaber Donald Vox Patts.

    IBAN: DE58 79050000 0043892728.

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