Riesenandrang am ersten Wiesn-Wochenende: Trotz teilweise tristen Herbstwetters haben an den ersten beiden Tagen rund eine Million Menschen das Münchner Oktoberfest besucht. Die Gäste tranken nach Schätzungen der Festleitung eine Million Maß Bier, verzehrten Zehntausende Bratwürste und Hendl – sowie ein Dutzend Ochsen. „Wenn die Wiesn so weitergeht, wie sie begonnen hat, wird sie wieder ein Fest der Freude, Gemütlichkeit und des fröhlichen Miteinanders“, sagte Festleiter Josef Schmid.
Mit vier Schlägen hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter am Samstag das erste Fass Wiesn-Bier angezapft und das 181. Oktoberfest eröffnet. Für den im Frühjahr gewählten Nachfolger von Christian Ude war es eine gelungene Premiere. Ude war zuletzt Rekordhalter mit zwei Schlägen – aber bei seiner ersten Wiesn hatte er sieben Schläge gebraucht. „Ich habe ja noch ein paar Jahre zum Üben“, sagte Reiter anschließend.
Wie Ude hatte er vorher mit dem erfahrenen Brauer Helmut Huber geübt. Die erste Maß reichte er der Tradition folgend Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Da Ude Linkshänder ist und Reiter Rechtshänder, musste die Anzapfboxe in diesem Jahr umgebaut werden.
Das erste Wochenende ist mit dem Einzug der Wiesnwirte und dem Trachten- und Schützenzug besonders von Tradition geprägt. Begleitet von Spielmannszügen, Blaskapellen, Brauereigespannen und Kutschen zogen rund 9000 Trachtler durch die Stadt. Tausende Schaulustige säumten die Straßen, um den sieben Kilometer langen Trachtenumzug zu sehen. Pünktlich zum Start des Zuges machte sogar der Regen Pause und verschonte so die farbenprächtigen traditionellen und historischen Gewänder.
Deutsche Trachtler aus den USA
Die Trachten kosten mehrere Tausend Euro, wiegen teils viele Kilo – und gerade Frauen brauchen oft Stunden, bis sie sich mit zahlreichen zugehörigen Unterröcken und aufwendiger Frisur hergerichtet haben. Gruppen aus Frankreich, Italien, Österreich, Polen und der Schweiz waren dabei, und auch deutsche Trachtler aus den USA. „Man muss Bayern vertreten in der ganzen Welt“, sagte eine in Chicago lebende Dachauerin dem Bayerischen Fernsehen. In Chicago gebe es auch ein Hofbräuhaus; dort sei immer Oktoberfest. Rund 40 Festwagen und Kutschen rollten in dem sieben Kilometer langen Zug mit. In festlich dekorierten Ehrenkutschen fuhren Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit ihren Ehefrauen.
Hinter der in den bayerischen Landesfarben mit weißen und blauen Gladiolen geschmückten Kutsche des Ministerpräsidenten folgten Gebirgsschützen. Der Umzug hat eine fast 200-jährige Tradition. Viele legendäre Figuren sind dabei: Angeführt wird der Zug vom Münchner Kindl hoch zu Ross. Die Wappenfigur Münchens stellte ursprünglich einen Mönch dar. Sie wird von der 20-jährigen Maria verkörpert, Tochter des Geschäftsführers vom Verein Münchner Brauereien, Manfred Newrzella. Mit dabei ist stets auch die „Bräurosl“, nach der ein Wiesn-Zelt benannt ist. Die Brauertochter Rosi soll ihre Maß immer hoch zu Ross getrunken haben.
Von Silbereisen bis Heino
Auch die Prominenz ließ sich gleich zum Auftakt sehen: Beim Anstich posierten Ex-No-Angel-Sängerin Lucy Diakovska mit Moderator Florian Silbereisen, Ex-Fußballtorhüter Sepp Maier und Sänger Heino. Die frühere Moderatorin Carolin Reiber stieß mit der Schauspielerin Marianne Sägebrecht an. Roberto Blanco freute sich neben Marianne und Michael, Gloria Fürstin von Thurn und Taxis unterhielt sich mit dem Unternehmer Friedrich Christian „Mick“ Flick.
Bereits im Morgengrauen machten sich die ersten Wiesn-Fans auf den Weg zur Theresienwiese, die Frauen festlich im Dirndl, die Männer zünftig in der Lederhose. An den Eingängen der Bierzelte bildeten sich schon vormittags Menschentrauben. Die Ordner hatten alle Mühe, die Massen in Schach zu halten.
Das Rote Kreuz musste allein am ersten Tag mehr als 700 Patienten behandeln, das waren 30 Prozent mehr als im Vorjahr. In den meisten Fällen waren es aber leichte Verletzungen wie Schnittwunden. 19 Menschen erlitten Alkoholvergiftungen. Die Polizei sprach von einem ruhigen Start. 49 Festnahmen gab es am ersten Tag: Taschendiebe, Grapscher, Schläger. Am Samstagabend schlug als Erster ein 26 Jahre alter Gast mit seinem Krug zu. Eine 32-Jährige erlitt einen Kieferbruch und Prellungen. Gegen den Schläger wurde Haftbefehl beantragt. Bis zum 5. Oktober werden auf dem größten Volksfest der Welt wieder rund sechs Millionen Besucher erwartet. Für die Maß Bier müssen Besucher bis zu 10,10 Euro zahlen.