Die Welt steht Kopf – und das im wahrsten Sinne des Wortes: Die Rede ist von der Ferienpassveranstaltung „Rhönrad“, bei der 20 Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren die Möglichkeit bekamen, diesen eher unbekannten Sport für sich zu entdecken.
„Man kann hier viel Spaß mit Freunden haben – außerdem wollte ich das Ganze unbedingt mal ausprobieren“, verrät die zehnjährige Julia Bechler aus Etwashausen aufgeregt. Zusammen mit der achtjährigen Aaliyah Anodaca turnt sie gerade auf den äußersten Sprossen des Rhönrads. Egal ob Übungen wie Kaffeekränzchen, „Frosch“ oder eine komplette Drehung – die beiden haben einen Heidenspaß und werden immer wagemutiger.
Das freut auch Heidi Diener. Sie betreut seit zehn Jahren als Trainerin die Rhönradgruppe der TGK Kitzingen. „Ich habe im Alter von sieben mit diesem Sport angefangen. Gerade deshalb ist es für mich sehr wichtig, dass ich mein Wissen und meine Begeisterung für das Rhönrad als Trainerin weitergeben kann“, erklärt sie.
In der Ferienpassaktion sieht sie vor allem die Chance, den unbekannten Sport bekannt zu machen. „Wer sich für Rhönrad als Sport interessiert, muss vor allem Mut, Kraft und Körperspannung mitbringen“, meint sie. Aber: „Rhönrad ist auch ein Behindertensport.“ Menschen mit Haltungsschwäche könnten ihn problemlos ausüben – das Rhönrad werde außerdem im Blindensport eingesetzt. „So können blinde Menschen das Gefühl über Kopf zu stehen hautnah erleben.“
„Ich rate jedem, das Rhönrad einfach mal auszuprobieren.“
Julian Köhler, Rhönrad-Sportler und Ferienpass-Betreuer
Auch dem zehnjährigen Luis Arnold aus Sickershausen und seinem Freund Sebastian Wirth haben es die Umdrehungen im Rhönrad angetan. Und das obwohl Sebastian ursprünglich gar nicht teilnehmen wollte. „Ich war auf einer Freizeit und meine Mutter wusste nicht mehr genau, was ich alles wollte, also hat sie eben die Karten für Rhönrad mitgenommen“, erzählt er. „Ich finde es trotzdem echt witzig – nächstes Jahr würde ich gerne wieder mitmachen.“
Kein Wunder, die aufgeweckten Jungs sind schließlich sehr sportlich: „Ich spiele Auswahl und gehe demnächst in ein Handballinternat“, verrät Sebastian begeistert. „Und ich bin bei der Wasserwacht“, ergänzt Luis. Dann rollen sie in ihren Rädern davon. „Ich war erstaunt, dass so viele Kinder gekommen sind – das hätte ich nicht gedacht“, erzählt der 18-jährige Julian Köhler. Er ist seit vier Jahren aktiver „Rhönradkünstler“ und heute als Betreuer dabei. „Ich helfe eben gerne aus, aber das Beste für mich ist, wenn ich etwas Neues lerne“, schwärmt er.
Natürlich hätten auch die Wettkämpfe ihren Reiz. „Ich rate jedem, das Rhönrad einfach mal auszuprobieren.“ Diesem Rat ist auch die zwölfjährige Amanda Ölschläger gefolgt. „Ich wollte einfach mal etwas Neues erleben – und Rhönrad ist eben ein ganz besonderer Sport“, erklärt sie und fügt hinzu: „Es war ein außergewöhnliches und komplett neues Erlebnis. Außerdem sieht es schlimmer aus als es ist, ich bin ja immer durch Gurte gesichert.“ Die leidenschaftliche Schwimmerin könnte sich sogar vorstellen, weiter am Training teilzunehmen.
Organisatorin Maja Fischels hat der Rhönradsport ebenfalls von Anfang an in seinen Bann gezogen. „Eigentlich bin ich eher spontan dazu gekommen, weil ein Trainer fehlte“, meint sie „Mittlerweile kann ich mir schon gar nicht mehr vorstellen etwas anderes zu machen – Rhönrad ist so eine ästhetische Sportart. Man ist elegant und anmutig und allein das Zuschauen ist etwas ganz Besonderes.“
Deshalb hat sie die Idee, eine Ferienpassaktion anzubieten, sofort begeistert aufgegriffen. „Es ist eine Freude zu sehen, wie viel Spaß die Kinder haben!“ Das entschädige sie auch für den großen Aufwand, den eine solche Aktion verursache. „Mit vier Trainern 20 Kinder zu betreuen und mit jedem Kind einzeln zu turnen, ist eine Herausforderung.“