Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

KITZINGEN: Wird Tiffany "The Voice of Germany"?

KITZINGEN

Wird Tiffany "The Voice of Germany"?

    • |
    • |
    Steht auch Dank ihrer Mutter am Donnerstag im Finale: Tiffany Kemp aus Kitzingen
    Steht auch Dank ihrer Mutter am Donnerstag im Finale: Tiffany Kemp aus Kitzingen Foto: SAT.1/ProSieben/Frank Zauritz

    Erfolg kann auch kaputtmachen. Das bekam vorletzten Sonntag das Handy von Tiffany Kemp zu spüren. Es gab seinen Geist auf, zu viel war auf das Gerät eingestürmt. Aber Berlin ist Berlin, irgendwo hat immer ein Laden offen. Also konnte die Handybesitzerin aus Kitzingen umgehend Ersatz beschaffen. Ohne Handy ins Finale von „The Voice of Germany“ zu stürmen – undenkbar in der heutigen Zeit.

    • Was ist während der Show im Netz los? Wir berichten am Abend live!

    Wenn sich plötzlich alle auf einmal melden, wenn jeder etwas von einem will – das geht nicht nur dem Handy an die Substanz. Die Dinge zu verarbeiten, die auf einen einstürmen – dafür reicht die Zeit gerade so gar nicht. Wer aus dem Nichts durchstartet, ist auf abruptes Im-Mittelpunkt-Stehen nicht vorbereitet. Das ist der Grund, weshalb der Veranstalter der Show psychologische Betreuung anbietet: Ein wenig Quatschen, ein paar Hilfestellungen – das kann schon reichen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

    Bis jetzt hat das mit dem Gleichgewicht bei der 37-Jährigen ganz gut geklappt. Weil sie sich – neben der Betreuung – auf etwas verlassen kann: ihr Talent. Das trug sie durch die vergangenen Voice-of-Germany-Wochen, brachte ihr immer wieder die Bestätigung, sie habe die beste Stimme aller Teilnehmer. Komplimente von allen Seiten, ihr Coach Andreas Bourani verliebte sich geradezu in seine „Soulqueen aus dem Bilderbuch“. Wer mühelos viereinhalb Oktaven singt, macht aus kleinen Liedern große Erlebnisse.

    „Eine Soulqueen, wie sie im Bilderbuch steht.“

    Sänger und Coach Andreas Bourani über „seine“ Tiffany Kemp

    Das Talent war schon früh da. Gesungen, gesummt und getanzt wurde von Kindesbeinen an. Es gab da nur ein grundlegendes Problem: Tiffany war etwas unwillig – um das Wort faul zu vermeiden. Weshalb ihre Mutter gerne mal drohend den Kochlöffel schwang. „Jetzt aber mal los!“, sollte das heißen. Und es sollte helfen, dass Tiffany ihre Bühnenangst überwindet: Es war der blanke Horror für sie, da rauf zu müssen. Vor Publikum – das ging gar nicht.

    Mit Hilfe des Kochlöffels kam dann doch der erste Auftritt zustande: In der Grundschule in den Kitzinger Marshall Heights gab sie in „Hänsel und Gretel“ die Hexe, weil sie die schönste Hex-Hex-Stimme hatte.

    Als Militärkind – ihr Vater diente als US-Soldat – war englisch für Tiffany Kemp die erste Muttersprache, deutsch an Nummer zwei. Die Eltern lebten ab 1986 einige Jahre mit ihr in Marktsteft. Später folgte das Schicksal vieler Familien von US-Soldaten: ein unstetes Leben, geprägt von Umzügen wie zuletzt nach Kaiserslautern.

    Nach der Trennung der Eltern zog die Mutter zurück nach Kitzingen, die Tochter versuchte ihr Glück in Amerika. Nachdem sie bereits in Deutschland eineinhalb Jahre Gesangsunterricht genommen und an der High-School in Würzburg Psychologie studiert hatte, nahm sie im Land ihres Vaters professionellen Gesangsunterricht und hoffte, vielleicht dort den Sprung auf die Bühne zu schaffen.

    Es sollte anders kommen: Mit der Bühne wollte sich nichts ergeben – zumal da immer noch diese Angst war. Verschiedene Umstände führten die Deutsch-Amerikanerin schließlich zurück nach Deutschland. Inzwischen war sie fest entschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen: den Beruf der Erzieherin bei der US-Armee. Gerade, als sich auch das zu zerschlagen drohte, tauchte da diese Werbung auf: Talente gesucht: Wer hat Lust, bei „The Voice of Germany“ mitzumachen?

    Die perfekte Show für eine, die nicht aus der Heidi-Klum-Topmodel-Hungerhaken-Ecke kommt. Die nie richtig gelernt hat, sich auf der Bühne zu präsentieren. Die sich unwohl fühlt, wenn alle gucken. Die Talentshow von Sat.1/Pro Sieben bietet für solche Fälle den perfekten Einstieg: Die Juroren sitzen am Anfang mit den Rücken zu den Bewerbern, sind sozusagen blind, Alter und Aussehen sind egal – einzig die Stimme zählt.

    Nun also das Finale. Egal wie es ausgeht – Tiffany Kemp hat jetzt schon gewonnen. Sie hat sich überwunden, hat es allen gezeigt. Und sie hat so wunderbare Kontakte geknüpft, dass die Musik sie weiter durchs Leben begleiten wird. Die erste Single ist da, die erste Tour steht an, das erste Album ist nur eine Frage der Zeit.

    Mutter Kemp, die sich mit ihren 70 Jahren zum Halbfinale nach Berlin getraut hatte, wird diesmal daheim für ihre Soulqueen die Daumen drücken: Da lässt es sich vor Freude besser weinen – und man kann ein wenig über den guten, alten Kochlöffel streicheln.

    Finale: The Voice of Germany, Donnerstag, 17. Dezember, 20.15 Uhr, Pro Sieben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden