Die Gefühlslage der Schüler, die nun offiziell den Titel als "Gesundheits- und Krankenpfleger" tragen, dürfte ähnlich sein wie die der deutschen Hockey-Herrenmannschaft, die vor fünf Tagen den Weltmeistertitel in Mönchengladbach holte, mutmaßt Dr. Rainer Schua, Prüfungsvorsitzender und Medizinaldirektor der Regierung von Unterfranken. "Sie haben es endlich geschafft."
Die Berufsaussichten der zehn weiblichen und fünf männlichen Krankenpfleger seien deutlich besser als früher, das zeige die Zahl der Übernommenen. Sechs Absolventen treten im Anschluss an ihre Ausbildung den Dienst im BRK an, der Rest hat anderweitig Arbeitsplätze gefunden oder sucht noch. "Sie haben eine gute und profunde Ausbildung genossen", sagte Schua, "und sind damit bestens gerüstet für den Berufsalltag." Die Schüler müssten nun am Ball bleiben und offen sein, für alles was kommen möge - auch für exotische Dinge. Der Prüfungsvorsitzende kennt einen Schüler, der eine Stelle in Nepal gefunden habe. Schua bewies bei der Zeugnisübergabe Humor. Bei einem Schüler flachste er herum: "Es hat geklappt, obwohl ich beinahe kurzfristig einen Herzinfarkt gekriegt hätte."
Der Tag sei doppelt schön, bemerkte Peter Heusinger, stellvertretender Bezirkstagspräsident, in seiner Rede. Seine Frau habe heute Geburtstag und die Schüler feierten ihr Examen bei einem "sehr ansprechenden" Notendurchschnitt von 2,33. Die Abschlussprüfung habe allen viel abverlangt. "Sie haben diese wichtige Hürde genommen und bewiesen, dass sie kompetent sind."
Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten sollten die Absolventen ihre Zukunft optimistisch angehen. Denn eine solide Ausbildung sei das Fundament für Erfolg. Die Schüler hätten einen verantwortungsvollen Beruf gewählt, in dem Herzensbildung, Menschlichkeit und Verständnis für kranke Menschen groß geschrieben werde. "Wir brauchen Menschen wie Sie, die nicht wegsehen, sondern anpacken."
Der leitende Oberarzt Dr. Holger Münzel bedankte sich bei den Schülern für ihren engagierten Einsatz: "Sie haben frischen Wind in unser Haus gebracht", sagte er. Er hoffe, dass die Politik diese Schule noch lange am Leben erhalten werde. "Ich war baff, als ich hörte, dass sechs Leute übernommen werden." Auch Pflegedienstleiter Knut Happe ließ die ökonomischen Zwänge nicht unerwähnt. "Der Druck ist enorm und zeigt überall seine Auswirkungen." Seit dem Anfang des vorigen Jahres werden Neueinstellungen nur sehr zögerlich realisiert, so Happe, trotz steigenden Bedarfs. Dennoch: "Der Bezirk wird seiner sozialen Verantwortung gerecht und bildet trotz schwieriger Budgetsituation aus." Er wünschte den Absolventen, die noch Jobs suchten, viel Erfolg und gab ihnen mit auf den Weg: "Lernen ist wie Rudern gegen den Strom, wenn Sie aufhören, fallen Sie zurück."
Als gutes Fundament bezeichnete Bernd Ruß, stellvertretender BRK-Verwaltungsleiter, das bestandene Examen der Absolventen. Das Gesundheitswesen sei derzeit kein "boomender Markt", aber dennoch ein Feld, bei dem immer qualifizierte und gut ausgebildete Leute gebraucht werden, bemerkte er.
"Drei harte Jahre liegen hinter Ihnen", sagte auch Personalratsvorsitzender Winfried Bils. Er lobte die Abgänger für ihre Leistungen. Es sei eine Seltenheit, dass in einem Jahrgang keiner durchfällt. "Ihr habt bewiesen, dass Ihr teamfähig seid." Das Arbeiten im Gesundheitswesen sei längst kein Honigschlecken mehr, an allen Ecken und Enden werde gespart. Die Ökonomie bestimme den Alltag in der Klinik. "Dennoch bleibt der Patient im Vordergrund", betonte er. Er dankte dem Bezirk dafür, dass er diesem Leitspruch folgt.
Die Absolventen
Die 15 frisch gebackenen Krankenpfleger heißen: Franziska Rösch (Note 1,66), Anja Schäfer (1,66), Inna Erfurt, Benjamin Hauck, Heike Hauk, Isabel Knöll, René Lehmann, René Leisten, Carolin Matthes, Enrico Mecke, Viktor Müller, Jessica Rottmann, Manuela Sarver, Beate Steger und Janine Zimmermann.