Es geht nicht um mächtige Bischöfe oder Fürsten, sondern um die einfachen Menschen, die Malocher. Seit 20 Jahren macht das Museum Papiermühle Homburg die Geschichte der Menschen und des Papierhandwerks lebendig, durch Ausstellungen und Vorführungen.
Nun wurde der 20. Geburtstag des Museums mit einem Festakt gefeiert. Und gespannt blicken die Verantwortlichen nach vorne, mit dem Ziel für die Papiermühle Homburg das Prädikat UNESCO-Weltkulturerbe zu erlangen.
„Ich denke, sie alle werden mir zustimmen, dass wir uns glücklich schätzen können, dass dieses einzigartige Industriedenkmal vor dem Verfall gerettet wurde und heute ein Juwel unter den Baudenkmälern des Landkreises ist“, sagte Landrat Thomas Schiebel. Die Zusammenarbeit von Eigentümerfamilie, Landkreis und Markt Triefenstein machte dies vor 20 Jahren möglich.
Mehr als 7000 Besucher, jedes Jahr
1997 öffnete die Papiermühle nach der Restaurierung erstmals ihre Türen für die Besucher. Seitdem nutzen jedes Jahr mehr als 7000 Menschen die Möglichkeit, die Geschichte der Papierherstellung hautnah zu erleben. Die Finanzierung des Betriebs bestreiten Bezirk, Markt Triefenstein und der Landkreis.
Bei Baudenkmälern, so Schiebel, denken viel Menschen in erster Linie an Schlösser und Burgen. Doch während diese die Welt einer privilegierten Schicht widerspiegeln, geben Industriedenkmäler einen Eindruck von der Welt der arbeitenden Bevölkerung.
„Einzigartig in Bayern ist, dass die komplette technische Anlage in den Produktionsräumen der Mühle erhalten ist und man hat in Homburg den absoluten Glücksfall, dass sich nicht nur der Eigentümer selbst für den Museumsbetrieb verantwortlich zeigt, sondern dass in der angeschlossenen Papiermanufaktur das alte Handwerk immer noch gepflegt wird,“ so der Landrat.
Gelebte Authentizität
Stätten, so Schiebel, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität nicht nur national sondern weltbedeutend sind, erhalten von der UNESCO den Titel Welterbe. Ein länderübergreifendes Projekt wurde jetzt auf den Weg gebracht, mit dem Ziel, der Papiermühle Homburg und zwei weiteren Mühlen aus Polen und Tschechien das Prädikat Weltkulturerbe zukommen zu lassen.
Allerdings, so der Landrat, würde dieses Prädikat Investitionen nötig machen. Denn die Erfahrung zeige, dass der Titel Weltkulturerbe ein großer Besuchermagnet sei. Schiebel geht davon aus, dass der Landkreis nicht nur ideell sondern auch wirtschaftlich profitieren wird.
„Papier ist geduldig“, zitierte Bezirkstagsvizepräsident Armin Grein die bekannte Redensart und unterstrich, dass viele Dinge, die von Bedeutung sind, auf Papier gedruckt sind: Schulzeugnisse, Kaufurkunden oder Bargeld. Die Papiermühle Homburg, so Grein, in der von 1807 bis 1975 Papier und Pappe hergestellt wurden, sei so gesehen ein herausragendes industrie- und kulturgeschichtliches Zeugnis.
Geschichte und Kultur bewahren
Grein erinnerte daran, dass es sich über viele Jahre hingezogen habe, bis das Museum eröffnet werden konnte. Grein, damals zuständiger Landrat, zeigte sich glücklich über das Jubiläum und bezeichnete die Museumsförderung des Bezirks als eine herausragende Aufgabe: „Museen halten Geschichte fest. Aber sie sind keine historischen Konserven, sie sind so lebendig wie die Menschen, für die sie gemacht werden.“
Ohne Museen und Pflege unserer Geschichte wäre es nicht möglich, unser kulturelles Erbe den kommenden Generationen zu erhalten und zu bewahren. Das Museum Papiermühle Homburg bezeichnete er als eine Bereicherung für die gesamte Region.
„Vor 20 Jahren wurde die Papiermühle geadelt“, sagte Bürgermeister Norbert Endres voller Stolz. Er dankte allen Beteiligten, die sich in dieser Zeit für das Museum eingesetzt haben. Im Hinblick auf ein mögliches Weltkulturerbe in seiner Gemeinde meinte er: „Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickeln wird.“
Schiebel legte Hand an
Museumsleiter Johannes Follmer trat historisch bekleidet vor die Festversammlung. Er spannte einen Bogen vom Gründer Johann Follmer, der einst aus der Pfalz nach Unterfranken gekommen war, zum heutigen Museum. Die Arbeit sei in der Papiermühle stets familiär. Das mediale Interesse am Museum sei sehr groß, die Museumsaktivitäten durchaus noch ausbaufähig.
Follmer unterstrich die Einzigartigkeit der Papiermühle, da in diesem Museum auch produziert werde. Mittlerweile wachsen mit Anton und Valentin die Söhne von Follmer heran: „Ich hoffe, dass sie den Staffelstab in der sechsten Generation weiter tragen.“
Linda Schwarz, die als Kunstschaffende auf Schloss Homburg wirkt, lud die Festversammlung zur Mitarbeit ein. Landrat Schiebel zog einen Arbeitskittel an und durfte beim „Fast Image Transfer“ mit Papier arbeiten. Dabei rubbelte er zum Beispiel ein Bild mit der Aufschrift „Sumsi mit Po“ frei. Das Kunstwerk soll künftig das Arbeitszimmer des Landrats schmücken. Rückwärts gelesen ergeben die Buchstaben das Wort „Optimismus.“