Ziel dieser Aktion, die im Spätsommer wiederholt werden soll, ist laut Karl Scherer, dem Behördenbeauftragten der Hegefischereigenossenschaft, zum einen der Bestandsschutz, zum anderen, „dass die Angler auch etwas zu fangen haben“.
Die Glochidien-Forellen – die Keimlinge befinden sich in den Kiemen der Tiere – setzte die Hegefischereigenossenschaft Scherers Worten zufolge „an den saubersten Stellen“ aus: im Rinderbach in Frammersbach, im Aubach in Habichsthal und im Lohrbach zwischen Krommenthal und Heigenbrücken. Man hoffe, dass es durch diese Maßnahme gelingt, in diesen Bächen die Flussperlmuschel wieder anzusiedeln. In ganz Unterfranken gebe es sie nur noch in der Schondra. Die Muscheln brauchten sehr sauberes Wasser zum Überleben.
Und so soll die Sache funktionieren: Die Forellen tragen die Glochidien ein Jahr lang in den Kiemen, wodurch die Muschel-Keimlinge mit Nährstoffen versorgt werden. Nach einem Jahr fallen die Keimlinge ab und vergraben sich im Bachuntergrund, wo sie vier bis fünf Jahre bleiben. „Wenn alles klappt“, kommen sie dann laut Scherer als kleine Muscheln an die Oberfläche.
„Impfung“ durch Sauerstoffentzug
Die „Impfung“ der 1500 Forellen erfolgte laut Scherer in Deutschlands ältester Forellenzucht in Schonderfeld. Zu diesem Zweck habe man dem mit Glochidien versetzten Wasser kurzzeitig den Sauerstoff entzogen. Dies habe bewirkt, dass sich die Flussperlmuschel-Keimlinge in den Kiemen der Forellen festgesetzt hätten.
Während die 1500 Glochidien-Forellen nur 35 bis 40 Gramm schwer sind, bringen die 2000 anderen Forellen 300 bis 400 Gramm pro Stück auf die Waage, insgesamt also 800 Kilogramm.
Kosten: 5000 bis 10 000 Euro im Jahr
Die Besatzaktion lässt sich die Hegefischereigenossenschaft pro Jahr zwischen 5000 und 10 000 Euro kosten. Dabei muss jeder, der einen Abschnitt der Gewässer gepachtet hat, die Fische bezahlen, die bei ihm freigelassen werden.
Dass die Hegefischereigemeinschaft die Bäche überhaupt mit zusätzlichen Fischen bestücken muss, hängt nach deren Angaben mit dem Kormoran zusammen, der seit rund zehn Jahren die Fischbestände schädige. Ein einzelner Kormoran fresse am Tag ein halbes bis ein Kilogramm Fisch.
Die am Freitag ausgesetzten Forellen müssen vorerst keine große Angst vor den Kormoranen haben. Denn laut Scherer tritt das Problem mit den Fisch fressenden Vögeln vor allem im Winterhalbjahr auf.