Wohlige Temperaturen, mediterranes Ambiente bei einem Glas Rosé und dazu ein hinreißender Tenor, der die italienische Oper in den Spessart zaubert. Das konnten die etwa 800 Besucher zu Beginn des zweistündigen Konzerts der A capella Gruppe Viva Voce auf dem Lohrer Schlossplatz genießen.
Im weiteren Verlauf zeigten die fünf Sänger und Vokalisten, die ihre „Grundausbildung“ beim Windsbacher Knabenchor erhielten, dass sie noch mehr drauf haben als italienische Arien. Viele Texte Ihrer Eigenkompositionen sind trotz eingehender Melodien und hervorragender choreografischer Darstellung zeitkritisch und regen zum Nachdenken an.
Seit 1998 ist das Quintett aus Ansbach nicht nur in Franken erfolgreich unterwegs, was zahlreichen Auszeichnungen und Preise belegen. Beeindruckende Solis boten die Sänger Heiko Benjes (Bass), David Lugert und Bastian Hupfer (Tenor), Mateusz Phouthavong (Bariton) und Jörg Schwartzmanns (Bariton und Mouth-Percussion). Letzterer lieferte gleich bei der Vorstellung der Künstler eine atemberaubende Demonstration seines Könnens ab, indem er nach und nach die einzelnen Drums perfekt imitierte und zum Schluss ein ganzes Schlagzeugset erklingen ließ.
Diese Begleitung und die geniale Gesangskunst im Hintergrund, die fein abgestimmt den jeweiligen Solisten unterstützt, schaffen das einzigartige Klangwerk der Marke Viva Voce. Ganz zu schweigen von den vielstimmig interpretierten Chorgesängen.
Zu einem gelungenen Konzert gehört auch die passende Moderation. Witzig vermittelten David Luger und seine Kollegen mit lockeren Sprüchen und kurzweiligen Sketchen die Botschaften, die sie mit ihren Liedern in die Welt senden. Botschaften in Songs verpackt, die sich kritisch mit dem Leben, der Umwelt und den kleinen und großen Sünden der Menschheit befassen, die manchmal entlarvend der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. So beispielsweise beim Titel „Wir heizen mit Weizen – uns brennt der Hut“, der die Verschwendung von Lebensmitteln für die Energiegewinnung anprangert. Oder die Songs „Das Leben ist eine Reise“ und „Am Ende der Welt“, die beide zum Nachdenken über den Sinn des Lebens animieren.
Zwischendurch setzen die Sänger heitere Akzente, die sie mit lustiger Mimik und lockeren, ballettartigen Tanzschritten begleiten. So beispielsweise bei der Persiflage auf den Andreas-Bourani-Song „Ein hoch auf uns“ oder beim Titel „Mc Schuhbeck“, der den Kult um die TV-Kochsendungen auf die Schippe nimmt. Harte Raps wechseln mit von weichen Mandolinenklängen begleiteten italienischen Liedern, wie dem neapolitanischen „O sole mio“ im köstlichen Wettstreit von Tenor David Lugert mit Bass Heiko Benjes, alias Luiciano Pavarotti und Elvis Presley, der sein „It's Now Or Never“ mit Original-Presley-Hüftschwung dazwischen singt. Vielstimmige Jodler und näselnder Schellack-Sound im Stil von Max Raabe und seinem Palastorchester stellten die Vielseitigkeit des Ensembles unter Beweis.
Nach der Pause führten die Fünf das Publikum in die Vergangenheit und nahmen sich mit einer Chorprobe als Knabenchor mit einer Kostprobe geistlichen Liedgutes selbst auf den Arm, bevor sie zum großen Finale ansetzten und als „Kinder der 80er und 90er“ die Erfolgssongs dieser Zeit unter dem Jubel der Besucher Revue passieren ließen. Stehende Ovationen und zwei Zugaben gab es zum Schluss für ein feines Konzert an einem schönen Sommerabend.