Waldemar Adelmann, 67-jähriger erfolgreicher Unternehmer, der mit der Adelmann AG eine weltweit tätige Firma in Karlstadt aufbaute, weiß, wie es ist, als Sohn der auserkorene Nachfolger seines Vaters zu sein. "Meine Vorfahren waren Schmiede im eigenen Betrieb in Aschfeld. Für meinen Vater war es vollkommen klar, dass ich den Betrieb fortführen werde - und für mich auch." Doch Ende der 50er Jahre mit der Umstellung von Pferdestärke auf Traktoren-PS in der Landwirtschaft hatte die kleine Schmiede neben der großen BayWa-Werkstatt in Eußenheim keine Überlebenschance mehr. Adelmann bildete sich in Praktika fort und absolvierte die Techniker-Schule in Würzburg zum Maschinenbautechniker, arbeitete sechs Jahre bei Kugelfischer, kam darüber in Kontakt mit Rexroth in Lohr und machte sich 1967 in der elterlichen Scheune in Aschfeld selbstständig - mit Aufträgen für Hydraulik-Ölbehälter.
Adelmann zog um ins größere Hegewald-Gelände in Karlstadt. Als ihm das 1972 auch zu klein wurde, siedelte er mit Sack und Pack an die noch unbebaute Bodelschwinghstraße ins heutige Gewerbegebiet. "Meine Firma war schon so erfolgreich, dass die beiden Bürgermeister Werner Hofmann für Karlstadt und Valentin Bauer in Zellingen um mich buhlten", erinnert sich Adelmann.
Den größten Coup landete der Jungunternehmer mit der von seiner Firma entwickelten Umwelttechnik. Adelmann baute eine Brikettierpresse und kaufte Zerkleinerungsmaschinen von der österreichischen Firma Untha als Produktergänzung zu, die heute noch modifiziert seine zwei ehemaligen Mitarbeiter Peter Heßler und Thomas Guntersdorf in deren eigener Firma Untha Recyclingtechnik GmbH seit 1995 vertreiben.
Adelmann baute Anlagen für die FCKW-Rückgewinnung aus Kühlschränken. "Die Marktchancen waren so gut. Ich hatte einen gesunden Betrieb, wollte weiter expandieren und brauchte dafür Kapital. So wandelte ich 1991 von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft um", erzählt er: "Doch nach der Wende 1989 erlitt ich einen Millionenschaden. Unsere Technik wurde im Osten - schlecht - kopiert und billiger verkauft. Da halfen auch unsere Patentanmeldungen nichts."
Er fand ein neues Standbein unter anderem in der Herstellung von Hydraulikbehältern in seinem Werk in Gössenheim. Es boomte. "Gössenheim verkaufte ich 1996. Es war mir zu viel geworden." Erste gesundheitliche Einschränkungen machten sich bei Adelmann bemerkbar. Der größte Teil der Erlöse aus dem Verkauf des Werks Gössenheim wurde im Werk Karlstadt reinvestiert.
1995 zeichnete sich zudem ab, dass seine drei Töchter Heike, Sabine und Ute den Betrieb nicht übernehmen würden und ihre individuellen Lebensentwürfe verwirklichen wollen. Waldemar Adelmann weiß: "Man kann es nicht erzwingen. Ich war auch nicht enttäuscht. Jeder ist seines Glückes Schmied."
Er suchte einen externen Nachfolger oder einen Käufer. Der Vorstandsvorsitzende Adelmann gab drei Leuten eine Chance, sich auf Vorstandsposten zu bewähren. Adelmann: "Ich erlebte nur Enttäuschungen." Dann kam das Angebot von Systec aus Gössenheim. Warum nicht zusammenschließen, was einmal verbunden war und eigentlich zusammengehörte? Ein Jahr dauerten die Verkaufs-Verhandlungen. Am 2. Januar 2001 trennte sich Waldemar Adelmann von seinem Lebenswerk. Er wusste, dass seine Firma bei den Systec-Geschäftsführern Dr. Frank Kampmann und Hubert Zufraß in guten Händen ist. Aus der AG wurde wieder eine Adelmann GmbH.
"Ich war nicht enttäuscht. Jeder ist seines Glückes Schmied"
Waldemar Adelmann
Die kommenden Jahre, seine persönlichen Schicksalsschläge Operation und Tod der Ehefrau sowie die wirtschaftliche Talfahrt in Deutschland mit Entlassungen auch bei Systec und Adelmann GmbH, bewiesen ihm, richtig gehandelt zu haben. "Es wäre mir schwer gefallen, einen Mitarbeiter entlassen zu müssen."
Waldemar Adelmann blickt von seinem Wohnhaus aus auf sein ehemaliges Werk, das gewissermaßen zu seinen Füßen liegt. Er arbeitet mit an der Restaurierung des Kreuzwegs auf dem Kalvarienberg und in anderen Ehrenämtern und Projekten. Sein Mischlingshund Barry hält den 67-Jährigen auf Trab. Und er geht ganz in einer neuen Rolle auf: Als Großvater seiner bald sieben Enkel.