"Ich beobachte das schon lange und habe hier noch nie jemanden seinen Akku laden sehen", so ein Gastwirt aus Lohr. Er hat die Ladestation in der Lohrer Innenstadt, am Gebäude der Raiffeisenbank, oft im Blick. Viele hantierten dort eine halbe Stunde mit dem Smartphone und den Fächern der Ladestation und zögen wieder von dannen.
Ein Versuch zeigt: Hier bleibt der Akku leer. Nach Scannen eines QR-Codes außen auf der Ladestation wird man zur Installation der Enesco-"Charge it easy"-App aufgefordert. Nach Registrierung und E-Mail-Bestätigung – Internetzugang vorausgesetzt – soll man den Ladevorgang freischalten können. Dies scheitert jedoch am Auffinden der Station in der App.
Wer ratlos weiterprobiert, findet eine zweite Anleitung an den Türinnenseiten der Ladeboxen. Freischaltcode nach Senden einer SMS. Klingt gut, doch auch dies läuft ins Leere. Statt eines Codes kommt der Text, dass der SMS-Service im August eingestellt worden sei.
Nicht aufgefallen
Dass die Funktion blockiert ist, war der Energie als Betreiberin der Station bisher nicht bekannt. Dieser Service sei vom Backendbetreiber abgeschaltet worden, ohne dass die Energie informiert worden sei. Dies gibt Stefan Schinagl, kaufmännischer Leiter der Energie, an.
Bestimmt sieben Jahre, schätzt Schinagl, habe alles gut funktioniert. Dass Akkus hier nicht mehr geladen werden können, sei auch anhand des Verbrauchs an der Station nicht aufgefallen. Denn diese hat eine Doppelfunktion: Neben der Lademöglichkeit für Akkus werden die Steckdosen von den Standbetreibern auf den Märkten genutzt. Sie versorgen so ihre Buden mit Strom. Die Steckdose im geschützten Raum werde in diesem Falle mit einer RFID-Karte freigeschaltet, so Schinagl. Alle Standbetreiber besitzen eine solche. Daher ist laut Schinagl nie aufgefallen, dass etwas nicht geht.
Damit Pedelec-Fahrende hier wieder laden können, sucht die Energie nach einer Lösung. Entweder müsse man technisch nachrüsten und investieren, so Schinagl, "oder wir verschenken den Strom einfach". Dies sei noch mit der Stadt Lohr abzustimmen.
Ladekabel ausleihen
Kostenfreies Stromtanken gibt es bereits an der Ladestation "Walderfahren" am Lohrer Rathaus. Diese gehört zu einem Netzwerk aus 98 E-Bike-Ladestationen in 49 Kommunen. Um die Funktion zu nutzen, leiht man sich ein spezielles Ladekabel in der Touristeninformation Lohr aus. Der Ausleihvorgang dauert wenige Minuten; Angabe des Namens und zehn Euro Pfand genügen.
Einmal die Woche, so Hannelore Etzel von der Touristinformation, werden die Kabel nachgefragt. Oft im Doppelpack, da viele als Paar mit zwei Rädern unterwegs seien. "Wir haben für alle gängigen Typen das passende Ladekabel", so Etzel.
Das Schöne an der Walderfahren-Station: An der ebenfalls vorhandenen Schuko-Steckdose kann man auch mit dem eigenen Ladekabel laden. Ohne Smartphone, App oder Internet.
