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LOHR: Alexa Pohl brachte die Moderne ins Pfarrbüro

LOHR

Alexa Pohl brachte die Moderne ins Pfarrbüro

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    Die irakische Familie Backuss-Mossa kochte am Sonntag im Pfarrheim St. Michael.
    Die irakische Familie Backuss-Mossa kochte am Sonntag im Pfarrheim St. Michael. Foto: Foto: Karl Anderlohr

    Am 1. Juli 1986 trat Alexa Pohl im Pfarrbüro der Pfarrei St. Michael ihren Dienst an. Am Sonntag wurde sie im Anschluss an den Gottesdienst in der Pfarrkirche im voll besetzten Pfarrheim nach über 30 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Vier Pfarrer und mittlerweile 19 Kapläne haben „unter ihrer Aufsicht“ ihren Dienst in der Pfarrei versehen, wie Sven Johannsen als „einziger Stadtpfarrer von Lohr, der ihre Amtszeit lebend überstanden hat“, in einem humorvollen Rückblick feststellte.

    Nach vielen ehrenamtlichen Helferinnen und vor allem nach der bereits legendären Schwester Johanna Burth sei sie die erste Vollzeitkraft und damit der Beginn der Moderne im Lohrer Pfarrbüro gewesen und reihe sich ein in die Reihe der „mystischen Vorfahren“. Als sie ihren Dienst begann, trugen ehrenamtliche Helfer Taufe, Firmung und Trauung der Katholiken bis zur Beerdigung noch auf Karteikarten ein. Diese wichtigen Daten werden heute mit dem Meldewesen verarbeitet.

    Kompetenz und Erfahrung

    „Wir waren eine der ersten Pfarreiengemeinschaften, die auf das neue Netzwerk der Diözese umgestellt haben“, stellte der Pfarrer nicht ohne Stolz fest. Alexa Pohl habe Erfahrung und Fachkompetenz gepaart und wenn die Diözese heute über Geschäftsführer nachdenkt und manche Nachbarstadt sich rühmt, hier bald eine Vorreiterrolle einzunehmen, dann habe man das in Lohr schon seit langen Jahren.

    Für ihn als Pfarrer, der viel unterwegs ist, sei es wichtig, zu wissen, dass jemand die Fäden in der Hand behält und reagieren kann, wenn Unvorhergesehenes geschieht. Für die Lohrer sei Alexa Pohl das Synonym für das Pfarrbüro.

    Johannsen erinnerte an eine Reihe von Situationen, die wohl nur im Nachhinein lustig sind. So hatten sich bei seinem Antritt in Lohr der Pfarrer und die Kirchenverwaltung - gegen die Meinung von Alexa Pohl - in den Kopf gesetzt, die Renovierung des Pfarrhauses bei weiter laufendem Betrieb im Pfarrbüro durchzuführen. Ein Arbeiter ließ beim Reinigen ein Kaminrohr offen und bescherte dem Personal ein völlig in schwarzen Ruß gehülltes Büro. Das zog daraufhin in das Caritashaus St. Vinzenz um. Eine Weile konnte man dort bemerkenswert ungestört arbeiten – bis die Lohrer herausgefunden hatten, wo die Caritas liegt.

    Bei allen gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten habe er an seiner Mitarbeiterin immer am meisten ihre Loyalität geschätzt. Pfarrer Johannsen vergaß über allen schönen Erinnerungen nicht, an die schlimme Krise zu erinnern, in der sich die Gemeinden im Lohrer Talkessel vor zehn Jahren, nach dem Tod von Pfarrer Dr. Klaus Peter Kestler, befanden. War es für die Mitarbeiter schon schwierig, das Geschehene persönlich zu verarbeiten, so liefen nun auch alle Nachfragen der Gemeinde, der Diözese und auch der Öffentlichkeit im Pfarrbüro zusammen. Alexa Pohl und ihre Kolleginnen im Pfarrbüro hätten einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die Pfarrei Lohr nicht im Chaos versank. Dafür gebühre ihr dauerhafte Anerkennung und bleibender Dank.

    Zum Abschied überreichte er ihr ein Bild von Thomas Kohle, eine beziehungsreiche Aufnahme, die Lohr mit der Kirche und dem Pfarrhaus vom anderen Mainufer zeigt. Wenn sie aber einmal meine, dass es Zeit sei, über die Brücke zu gehen, dann werde für sie im Pfarrbüro immer ein Schreibtisch frei sein, sagte Pfarrer Sven Johannsen unter dem Beifall der Anwesenden.

    Ein Chor der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Pfarrei unter Leitung von Alfons Meusert sang der ausscheidenden Pfarrbüro-Leiterin zum Abschied ein vielstrophiges Lied zu bekannten Melodien. Es begann mit „Wir sagen euch an eine traurige Zeit“ und endete mit dem irischen Segenslied „…und bis wir uns wiedersehen halte Gott sich fest in seiner Hand!“

    Zum Dank gekocht

    Das gemeinsame Mittagessen, das sich anschloss, hatte die die irakische Familie Backuss-Mossa gekocht, die sich damit für die freundliche Aufnahme bedanken wollte, die sie in der Pfarrgemeinde gefunden hat. Pfarrer Sven Johannsen stellte die Asylbewerberfamilie vor, die aus der Gegend des heftig umkämpften Mossul stammt. Der heutige Irak gehört zu jenen Ländern im Nahen Osten, die das Christentum schon früh annahmen, lange vor unseren eigenen Vorfahren. Viele Irakis verschiedener christlicher Konfessionen haben, wie diese katholische Familie, ihren Glauben unter Verfolgung, Unterdrückung und schwierigen Bedingungen über die Jahrhunderte bewahrt und weitergegeben.

    Der Pfarrer schilderte kurz den schwierigen Weg, der sie hierhergeführt hat. Trotzdem haben Entscheider in erster Instanz ihre Heimat als „sicheres Herkunftsland“ eingestuft und den Asylantrag zunächst abgelehnt. Wenn diese Entscheidung Bestand hat, würde das für die Familie bedeuten, dass sie in das Kriegs- und Krisengebiet abgeschoben würde. In der Pfarrei hofft man nun auf eine gegenteilige Entscheidung des Verwaltungsgerichts Würzburg. Mit dem Geld, das für das Mittagessen gespendet wurde, soll auch anderen Familien im Irak geholfen werden.

    Das Team des Pfarrbüros besteht nach dem Ausscheiden von Alexa Pohl aus Mechthild Väthjunker, Katja Seith, Barbara Schecher und Nicole Karl, die neu hinzukommt.

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