Ein ganz besonderer Tag wird an diesem Dienstag in der Kirchtalstraße 9 in Aschfeld gefeiert, denn Herbert Schneider, Altbürgermeister und Ehrenbürger der Gemeinde Eußenheim, wird 80. „Man darf sich selbst nicht zu wichtig nehmen“, meinte der Jubilar vorher darauf angesprochen und machte damit deutlich, welches Motto er sein Leben lang verfolgt hat. Dazu gehört auch die Aussage von Prälat Paul Bocklet, die er vor langer Zeit bei einem Vortrag in Aschfeld gehört hatte und die ihm gefiel: „Wer sich ärgert nimmt sich viel zu wichtig“.
Herbert Schneider hat zwar nur einen jüngeren Bruder, doch zuhause in Aschfeld „war immer was los“, hatten die Eltern Barbara und Heinrich Schneider doch jeweils neun Geschwister. Häufig gab es Besuch von Onkel und Tanten mit Kindern. Außerdem wohnte Tante Theresa mit ihrem Mann bis 1947 ebenfalls in dem Häuschen, das nur über eine kleine Küche, die „gute Stube“ sowie vier Schlafzimmer verfügte. Wasser musste mit der Bütte am Brunnen geholt werden. Erst ab 1959 gab es eine zentrale Wasserversorgung.
Nach der Volksschule entschied sich Schneider, obwohl er in der Landratsamtsverwaltung in Karlstadt eine Ausbildung hätte beginnen können, für die Landwirtschaft, um den Vater nicht allein zu lassen. So besuchte er von 1950 bis 1953 die Landwirtschaftsschule in Aschfeld und Karlstadt. Da der kleine Hof nicht viel abwarf, arbeitete er auch im Gemeindewald, im Steinbruch am Ammerfeld und Gützberg, im Sägewerk in Gössenheim, bei der Eisenbahn im Gleisbau und anderswo. Durch Zupachten von Äckern konnte das Einkommen der Familie schließlich verbessert werden.
Am 22. August 1959 heiratete Schneider Paula Buschak, die mit ihren Eltern 1946 aus Rothau im Sudentenland vertrieben worden war. Drei Töchter (Juliane Scheuner, Ingrid Sauer und Monika Troll) hat das Paar. Alle wohnen mit ihren Familien in Aschfeld. Herbert Schneider hat inzwischen acht Enkel und vier Urenkel.
Als 1961 der Vater mit 58 Jahren starb, übernahm der Sohn den Hof, stockte den Viehbestand auf und investierte in die erste Melkmaschine. Doch der Hof kam an seine Grenzen. Schneider bewarb sich bei der BayWa und begann 1966 eine zweijährige Ausbildung zum Großhandelskaufmann. Die Landwirtschaft wurde im Nebenerwerb weiter geführt. Anschließend arbeitete Schneider für die BayWa im Außendienst. 1967 stellte er zuhause von Rinderhaltung auf Schweinemast mit 100 Tieren um. 1979 wurde das alte Elternhaus abgerissen und ein Neubau errichtet.
2004 gab Schneider die Schweinehaltung auf, die Landwirtschaft wird aber im Nebenerwerb fortgeführt. Dabei helfen dem Jubilar Tochter Ingrid und Schwiegersohn Rainer sowie Enkel Michael Sauer, der mit „Leib und Seele“ Landwirt ist und trotz anderer beruflicher Ausrichtung diese auch fortführen will.
An „seiner“ Landwirtschaft hält auch der Jubilar bis heute fest. Gerne besucht Herbert Schneider die Fußballspiele des SV Aschfeld beziehungsweise des FV Bachgrund und seit 1999 spielt er als Trompeter in der „Seniorenkapelle Bachgrund“.
„Die Kommunalpolitik ist die Zelle des Staates“, beschreibt Herbert Schneider, was ihn, seit er mit 17 Jahren eine Bürgerversammlung in Aschfeld besucht hatte, prägte. 1966 wurde er in den Gemeinderat von Aschfeld gewählt, 1972 zum Bürgermeister. Als 1978 die Einheitsgemeinde Eußenheim gebildet wurde, wurde er zu ihrem ersten Bürgermeister gewählt und blieb es 30 Jahre. Verständlich, dass in dieser langen Zeit fast alles anstand, was eine bayerische Gemeinde zu stemmen hat: Flurbereinigung, Dorferneuerung, Baugebiete, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Straßenbau, Radwege und Wanderwege, Sportplätze, Sporthallen, Feuerwehrgerätehäuser, Kindergärten, Schulen, Friedhöfe und vieles mehr.
Die Gemeindeverwaltung wurde im ehemaligen Lehrerwohnhaus in Eußenheim und der Gemeindebauhof in Aschfeld im früheren Schafhof eingerichtet. Als er 2008 sein Amt als Bürgermeister niederlegte, sagte Herbert Schneider: „Bayerischer Bürgermeister ist der schönste Beruf, den ich mir denken kann.“ Besonnen und umsichtig hat sein Amt ausgeübt und stets betont: „Die Verwaltung ist für die Bürger da und nicht die Bürger für die Verwaltung“.
Für sein Engagement erhielt Herbert Schneider eine Fülle von Ehrungen, darunter die Bayerische Verdienstmedaille für Umweltschutz (1992), die Verdienstmedaille kommunaler Selbstverwaltung (2003) und das Bundesverdienstkreuz (2008). Seit 2008 trägt er die Titel Ehrenbürger und Altbürgermeister.
Gefeiert wird an diesem Dienstag im Aschfelder Pfarrheim (Pfarrsaal).
Schneiders Ehrenämter in Gemeinden und Verbänden
1944 bis 1950 Ministrant in Aschfeld, 1948 bis 1950 Schülersprecher an der Volksschule Aschfeld, 1948 bis 1969 Torwart beim SV Aschfeld, 1951 bis 1972 Kassierer der Trachtenkapelle Aschfeld, 1957 bis 1969 Spielleiter und 2. Vorsitzender des SV Aschfeld, 1962 bis 1972 Vorsitzender der Raiffeisenkasse Aschfeld, 1962 bis 1972 Dirigent Trachtenkapelle Aschfeld, 1963 bis heute Feldgeschworener in Aschfeld, 1966 bis 1972 Gemeinderat in Aschfeld, 1971 bis 1978 1. Bürgermeister in Aschfeld, 1972 bis 1976 Elternbeiratsvorsitzender Verbandsschule Bachgrund, 1972 bis 2000 Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Karlstadt, 1978 bis 2008 1.
Bürgermeister der Einheitsgemeinde Eußenheim, 1981bis 2008 Vorstandsmitglied der Forstbetriebsgemeinschaft Arnstein, 1987 bis 2006 Vorstandsmitglied im Verband ländliche Entwicklung, 1990 bis 2008 Mitglied des Kreistages Main-Spessart, 1971 bis heute CSU-Mitglied, 1978 bis 2008 Vorsitzender des Wasserzweckverbandes „Hundsbacher Gruppe, 1980 bis 2008 Mitglied im Kuratorium Altenheim Karlstadt, 1980 bis 2008 Mitglied im Kuratorium der Volkshochschule in Karlstadt,
1981 bis 2009 Vorstandsmitglied der Sozialstation Karlstadt, 1996 bis heute Mitglied der Seniorenkapelle Bachgrund, 1997 bis 2012 Kreisobmann der Feldgeschworenen im Distrikt Karlstadt, 2000 bis 2008 Vorsitzender der Werbegemeinschaft Eußenheim-Bachgrund
sowie zahlreiche Mitgliedschaften bei Vereinen von Schönarts bis Obersfeld.