Der zweite Bürgermeister heißt Werner Trabold, ist Neuling im Gemeinderat und bei den Freien Bürgern. Dritte Bürgermeisterin ist Barbara Schüpfer (SPD). Sie ist Erzieherin.
Im vollbesetzten Sitzungssaal im Zellinger Rathaus vereidigte der älteste Gemeinderat Wolfgang Rupp den neuen Bürgermeister Dr. Wieland Gsell. „Mit etwas Zittern in den Knien“, wie er zugab, forderte er in seiner anschließenden Erklärung seine 20 Kollegen im Gemeinderatsrund dazu auf, das Maß an Leidenschaft zu finden, um die Probleme und Projekte der gesamten Marktgemeinde anzugehen, konzentriert, aufmerksam und zielgerichtet. Zu viel Leidenschaft aber würde den Geist auslöschen. Mit seinem Appell an den Rat für eine gemeinsame Arbeit über die Parteien hinweg zum Wohle und Gedeihen von Zellingen, Retzbach und Duttenbrunn sprach Gsell indirekt die Gräben an, die sich aufgetan hatten nach der Kommunalwahl am 2. März mit dem Mehrheitsverlust der CSU und am 16. März mit der Abwahl von Bürgermeister Karl Mühlbauer (CSU).
Gesell betonte die über Parteigrenzen hinweg erfolgreiche Erarbeitung einer Geschäftsordnung. Er betonte aber auch, dass jeder Gemeinderat die Autonomie, die Verschiedenheit, Erfahrungen und Emotionen des anderen akzeptieren müsse. Ohne konkret zu werden, mahnte er die versuchte Einflussnahme auf den Souverän Gemeinderat an, „was wir nicht hinnehmen wollen. Es läuft anders als die letzten zwölf Jahre, weil das Gremium anders zusammengesetzt ist. Ich hoffe, dass die Leidenschaft nicht so ausbricht, dass sie uns gegenseitig behindert“.
Auch die stellvertretenden Bürgermeister Trabold und Schüpfer boten eine parteiübergreifende Zusammenarbeit für die Belange der Zellinger, Retzbacher und Duttenbrunner an. Manfred Lauter (CSU) erinnerte an das seit 30 Jahren ungeschriebene Gesetz, dass die drei Bürgermeister aus den drei Ortsteilen kommen. Für den zweiten Bürgermeister schlug Lauter Alexander Hoffmann aus Retzbach vor. Doch in der geheimen Wahl unterlag der Jurist am Landratsamt Miltenberg mit zehn zu elf Stimmen dem Zellinger Förster Werner Trabold, Neuling im Gemeinderat wie sein Gegenkandidat. Für den zweiten Stellvertreter Gsells brachte Ingrid Kraus (Bürgervereinigung Duttenbrunn) den Kfz-Meister Kurt Scholz ins Rennen. Scherzend-mahnend erinnerte Kraus daran, dass „in Duttenbrunn Dr. Gsell die meisten Stimmen erhalten habe. „Das sollte ein bisschen Bonus für Duttenbrunn sein.“ Doch Scholz unterlag mit ebenfalls zehn zu elf Stimmen seiner Gegenkandidatin Barbara Schüpfer von der SPD. Sie ist seit 2002 im Gemeinderat.
In einem Gespräch mit der MAIN-POST nach der konstituierenden Sitzung erklärte die Fraktionsvorsitzende von CSU/Bürgervereinigung Duttenbrunn Claudia Lang, dass sich die CSU-Fraktion einig gewesen sei, am Prinzip festzuhalten, das jeder Ortsteil einen Bürgermeister hat. Dafür habe man auch auf die Kraftprobe im Gemeinderat verzichtet, um einen CSU-Kandidaten durchzubringen. Der CSU-Kandidat musste so zwangsweise aus Retzbach oder Duttenbrunn kommen.
Der ehemalige Bürgermeister Karl Mühlbauer (CSU) hat sein Ehrenamt Gemeinderat nicht angetreten. Wie aus der Verwaltungsgemeinschaft verlautet, habe Mühlbauer nach der Kommunalwahl am 2. März schriftlich erklärt, sein Ehrenamt anzutreten, dies aber im April zurückgezogen. Der Wahlaussschuss habe seine Begründung „aus gesundheitlichen Gründen“ anerkannt. Mühlbauer trat nach der verlorenen Stichwahl am 16. März seinen Urlaub an und kehrte offiziell nicht mehr ins Rathaus zurück. Seine Verabschiedung geschah intern im Rathaus. Für ihn rückte Renate Blaßdörfer in den Gemeinderat.
Im künftigen Gemeinderat gibt es drei Fraktionen: Die SPD mit Sprecherin Anneliese Handel, die Gemeinschaft von CSU und Bürgervereinigung Duttenbrunn mit der Fraktionsvorsitzenden Claudia Lang (CSU) sowie die Freien Bürger/Die Grünen mit dem Sprecher Karl-Erwin Heßdörfer (FB).
Online-Tipp
Noch einmal die Vorgeschichte nachlesen? Die Berichterstattung über die Wahl in Zellingen und die Stichwahl um das Bürgermeisteramt können Sie im Internet nachlesen unter www.mainpost.de/lokales/mainspessart. Dort finden Sie auch Bilder.