In der zweiten Hälfte der Sitzung erwartete die Narrenschar eine Überraschung: Matthias Haas, seit 2005 im Amt, gab „nicht den Löffel“, aber das Zepter an „Azubi-Präsident“ Steffen Wiesner ab.
Der Faschingsverein Pflochsbach (FVP) hatte weder Kosten noch Mühen gescheut und eigens zur Einweihung des Pfarrheims einen Pfarrer (Jürgen Wiesner) mit Ministranten (Elke Dildey) aus Polen anreisen lassen. Andächtig erhob sich der ganze Saal, als die beiden mit dem Gebet „Heute blau und morgen blau und übermorgen wieder“ in einer Prozession hereinzogen. Der Weihrauch kam aus der letzten Wurstdose der Metzgerei Christ. Kein Auge trocken blieb bei der „Lesung aus dem Buch Umbau Pfarrheim“, in welcher die beiden verkündeten, dass man „das Pfarrheim beinah abgerissen, weil Fledermaus hat draufgeschissen“. Außerdem sei das Gelbe vom Ei der Dotter, „in Pflochsbach ist es Walter Otter“, der den Umbau des Pfarrheims organisiert habe. Der neue Präsident wurde mit Lachwasser getauft und der „alte Haas“ bekam zum Dank Wein und eine Zigarre.
Präsident Matthias Haas, der den ersten Teil der Sitzung moderierte, war vom Ergebnis der Pfarrheim-Renovierung begeistert. „We are back!“ begrüßte er am Freitagabend rund 90 Zuschauer unter dem Motto „Neues Pfarrheim, alte Witze, kurzer Fasching, das wird spitze!“ Auch Bürgermeister Mario Paul und die Stadtratsmitglieder Richard Eyrich und Petra Gryglewski hatten sich in die Narrenschar eingereiht.
Bevor es richtig losging, kam „Alfi“ von der Firma „Ratzfatz“ von „Fix und fertig“ zur TÜV-Abnahme des Pfarrheims. Auch Technik und Publikum wurden von ihm geprüft.
Fünfmal Glück
Gleich fünfmal Glück brachten die kleinen Schornsteinfeger, die mit ihrem Tanz die Zuschauer ebenso begeisterten, wie die beiden Nachwuchs-Pagen, Lillian Wiesner und Klara Hescher, die zu Beginn die Aktiven auf die Bühne begleitet hatten.
Vom Fitnesswahn gepackt berichtete Angelika Brehm, dass sie schon fast alles an Sport ausprobiert hatte, um abzunehmen, obwohl der Doktor eher einfache Gymnastik empfohlen hatte: „Leichtes Kopfschütteln, wenn jemand was zum Essen anbietet.“ Die Jacob Sisters heizten die Stimmung auf und schwangen zum „Hausfrauenrock“ die Besen.
Larissa Christ und Alexandra Herrmann berichteten in ihrer Dorfchronik über einige Verwechslungen. So hatte ein Autoputzer statt Armaturenspray schwarzes Lackspray benutzt, eine Hausfrau statt Eierpunsch Eierlikör serviert, ein Motorradfahrer statt Benzin Diesel getankt, ein Spätheimkehrer statt Brötchen Baumrinde gegessen und jemand wegen einer „Rauchwolke am Mee“ die Feuerwehr alarmiert. Der Rauch kam jedoch vom Kannsfeuer.
Die heißen Motorrad-Rocker des Männerballetts knatterten über die Bühne und glänzten mit akrobatischen Darbietungen.
Türke Christian Zebisch lernte in seinem ersten Deutschkurs bei Lehrerin Lana Rausch, dass „Ich bin der Murat und wohne in Deutschland“ korrekt übersetzt „Alder, bin isch Murat, wohn isch in Schweinefresserland, du Opfer!“ heißt.
Mit „Mutti wird?s schon richten“, nahm das FVP-Terzett die Kanzlerin auf?s Korn und fragte wegen der vielen Lohrer Schneewittchen „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im Land?“ Außerdem lobten sie die „Pflöchsber“ eigens mit einer Hymne.
Das Märchen „Radkäppchen und der böse Golf“, urkomisch vorgetragen von Mike Simon handelte vom Radkäppchen, welches auf dem Weg in die Waschstraße auf einer Zylinderkopflichtung auf den bösen Golf traf. Aber sie wurde von dem roten Corsa gerettet. Der hervorragende Tanz der Blauen Garde beeindruckte die Gäste.
Ein Gag jagte den anderen bei Matze Herteux, dem Großstädter. So fragte er sich, warum man den Terroristen nicht gleich festnimmt, wenn man das Fahndungsfoto von ihm macht und erzählte von seinem Freund, der im Guinness-Buch der Rekorde war, bis er aus der Buchhandlung geflogen ist und der seinen Hochzeitsfilm am liebsten rückwärts anschaut.
Die Rolle von Margit Sponheimer, bekannt vom Mainzer Fasching, übernahm Martha Salzmann. Der ganze Saal stimmte ein in „Gell, du hast mich gelle gern“ und „Am Rosenmontag bin ich geboren“.
Köstlich war es, den Hirschhorns beim Christbaumschmücken zuzusehen. Herr Hirschhorn (Gerhard Wiesner), so richtig in „Wein-Nachts-Stimmung“ half seiner Frau. Nachdem er herausgefunden hatte, dass manche Kugeln hüpfen können, prüfte er, ob das bei allen so sei – einige gingen bei dem Test zu Bruch, zur Freude der Zuschauer.
Der Showtanz der Step-Aerobic-Gruppe und das Damenballett, verkleidet als Steinzeitfrauen, rundeten das fünfeinhalbstündige Programm ab. Mit „So ein Tag, so wunderschön, wie heute“ und einer Polonaise verabschiedeten sich alle Mitwirkenden.
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