In Neustadt am Main, dem 1250-Einwohner-Ort zwischen Lohr und Marktheidenfeld, stehen gravierende Strukturveränderungen an. Der angekündigte Umzug des Reha-Zentrums aus dem Haus St. Michael nach Würzburg wird zwar noch bis Ende 2015 auf sich warten lassen, doch bereits im Dezember könnten im bisherigen Hotel Engel die ersten Asylbewerber einquartiert werden – während Bäckerei und Metzgerei im selben Gebäude zum Jahresende womöglich schließen.
Er habe versucht, dies abzuwenden – das Gespräch mit dem Pächter sei auch konstruktiv gewesen, skizzierte Bürgermeister Stephan Morgenroth den Stand der Dinge. Doch seitdem habe er kein Signal mehr erhalten, führte er in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend aus. Es müsse wohl mit der Schließung des letzten Ladens im Dorf, der Lebensmittel verkauft, gerechnet werden.
Das Hotel Engel hat seit Ende Juli geschlossen. Dessen Gaststätte war bis dahin gut besucht und durchaus gelobt worden. Doch mit der Entscheidung des Eigentümers, darin Asylbewerber unterzubringen, sei „die Hoffnung, dass die Wirtschaft wieder aufmacht, wohl dahin“, stellte Gemeinderat Stefan Kimmel resigniert fest – und keiner in dem elfköpfigen Gremium widersprach.
Der einzige Lichtblick ist, dass die monatelang leer stehende Vereinsgaststätte des FSV Neustadt schräg gegenüber des Hotels wieder geöffnet hat: Sebastian Merz, Wirt der Speisegaststätte Waldrast in Maria Buchen, hat die Gaststätte „Zur Kohlwiese" im Oktober als Nebenbetrieb übernommen.
Neustadt wird somit in wenigen Tagen die 15. Kommune im Landkreis Main-Spessart sein, in der Asylbewerber eine vorübergehende Bleibe finden werden. Zwar ist mit dem Eigentümer des Hotels Engel noch kein Vertrag unterschrieben, wie das Landratsamt auf Anfrage mitteilte, doch Morgenroth geht davon aus, dass bereits im Dezember die ersten Flüchtlinge ankommen werden.
Einquartierung wohl ab Dezember
Sobald die Unterkunft in Hasloch voll sei – momentan sind im ehemaligen Gasthaus Stern laut Auskunft des Landratsamts sieben der 25 Plätze belegt – würde der nächste Schwung von Asylbewerbern wohl nach Neustadt vermittelt. Wie berichtet, weist die Regierung von Unterfranken dem Landkreis Main-Spessart wöchentlich zwei Dutzend Asylbewerber zu.
Der Eigentümer der Traditionsgaststätte direkt an der Staatsstraße habe bereits begonnen, die Zimmer umzubauen, berichtete Morgenroth. Es handle sich um sechs Doppelzimmer (für Ehepaare) und zwei große Wohnungen (für Familien mit bis zu sieben Kindern). Die bisherigen Gasträume würden als gemeinschaftliche Aufenthaltsräume genutzt.
Zu erwarten seien überwiegend Flüchtlinge aus Syrien und der Ukraine, teilte der Bürgermeister seinem Gemeinderat mit. Die bis zu 26 Flüchtlinge würden betreut von der Caritas sowie vom Hausmeister, den der Hauseigentümer stellen müsse. Die Gemeinde müsse sich darauf einstellen, dass Kleinkinder in ihren Kindergarten integriert werden und größere Kinder zur Schule nach Wombach kommen.
Die Gemeinde selbst habe keine Möglichkeiten, Asylbewerber unterzubringen, bedauerte Morgenroth. Er persönlich stehe der Sache positiv und aufgeschlossen gegenüber betonte er. Er finde es schade, so sagte er, dass der Eigentümer bis heute keinen Kontakt zur Gemeinde gesucht habe.
„Das Ziel ist gut“, brachte Morgenroth seine Kritik auf den Punkt, „aber der Weg dorthin nicht.“