Auf eine Tasse Kaffee hat die Polizei Unterfranken am Freitag die Menschen in der Lohrer Innenstadt eingeladen. Von 11 bis 17 Uhr schenkte der "Kaffee-Onkel" am oberen Marktplatz frisch gebrühten Kaffee, Tee und Kakao aus. Drei Polizisten aus der Lohrer Inspektion, darunter Polizeichef Wolfgang Remelka, unterhielten sich mit den Kaffeegästen und beantworteten Fragen aller Art.
Das Kaffee-Angebot und die Polizeipräsenz mitten in der Stadt wecken das Interesse der Passanten. Viele bleiben stehen, um sich über den Zweck der Aktion zu erkundigen und sich mit den Beamten zu unterhalten. Ein junger Afghane spricht den Polizeichef an, fragt, ob er Englisch spreche und was die Polizisten hier machen. Reisegruppen bleiben stehen und informieren sich. Das Themenspektrum reicht von Fußball bis zum persönlichen Sicherheitsgefühl.
Mehr Lasermessungen gewünscht
Nadine Leber unterstützt als Vertreterin der Pressestelle der Polizei in Würzburg ihre Lohrer Kollegen. Sie sei auf Probleme im verkehrsberuhigten Bereich und den Wunsch nach mehr Lasermessungen angesprochen worden, auch die Parksituation vor den Schulen sei Thema gewesen, erzählt sie. Am Vormittag seien sehr viele Rentner da gewesen, eine gute Gelegenheit für Betrugsprävention. "Sie sind alle schon einmal angerufen worden", berichtet Leber. Die Polizisten bestärken sie in der richtigen Reaktion: Einfach auflegen.
Die Aktion sei keine direkte Reaktion auf die Gewalttat Anfang September in Lohr, erklärt Wolfgang Remelka. Das Format unter dem Namen "Coffee with a cop" gebe es seit vergangenem Jahr. Es sei Teil des Bestrebens der Polizei, sich zu öffnen. Man habe sich überlegt, ob das im Moment in Lohr passt, dann entschieden "genau jetzt ist der Zeitpunkt". Die Gewalttat werde immer wieder thematisiert, aber nie direkt. "Das ist eher die zweite Frage", hat er beobachtet. Die Menschen sagten, man sehe und höre so viel, und jetzt das, in Lohr. Doch das sei eine Ausnahmetat, ein Einzelfall und nicht die Regel – weder auf dem Land noch in der Stadt.
Sicherheitsgefühl oft gestört
Remelka und seine Kollegen ordnen ein, erklären den Unterschied zwischen objektiver und subjektiver Sicherheit. Objektiv sei die Welt in den ländlichen Bereichen in Ordnung. Die Polizei erziele hohe Aufklärungsquoten. Subjektiv ist das Sicherheitsgefühl oft gestört. Beispielsweise im Fall eines sehbehinderten Mannes, der die Polizisten fragt, wie er im Notfall am besten reagiere. Er traue sich abends kaum aus dem Haus, berichtet er. Dieser Eindruck werde verstärkt durch Ordnungsstörungen, wie Lärm, Dreck, oder eingeworfene Scheiben, erklärt Remelka. Auch, wenn damit eigentlich keine Gefahr verbunden sei. Er will seinen Gesprächspartnern mitgeben, dass es einen anderen Blickwinkel gibt.