Aufrecht und nicht rankend – und ist doch Clematis: die Pflanze des Monats Juni ist die Aufrechte Waldrebe.
Oft ist der deutsche Name vom wissenschaftlichen Namen abgeleitet, zum Beispiel Diptam von Dictamnus, Kerbel von „cerefolium“, aber seltener ist der botanische Name bekannter als der deutsche Vernakular- oder Trivialname. Dies trifft für die ausgewählte Pflanze des Monats zu: „Clematis“ dürfte jedem Gartenliebhaber bekannt sein und ist deutlich geläufiger als „Waldrebe“. Zudem besitzt die vorgestellte „Aufrechte Waldrebe“, Clematis recta, nicht einmal Ranken und wächst aufrecht ohne zu klettern.
Von den 400 Arten der Gattung Clematis sind neben der Pflanze des Monats lediglich die Alpen-Waldrebe und die Gewöhnliche Waldrebe in Deutschland heimisch. Die Aufrechte Waldrebe besitzt ihr Hauptverbreitungsgebiet in Osteuropa bis Zentral-Russland und ist als typische Stromtalpflanze von Südosten her im Elbe- und Maintal am weitesten nach Norden und Westen vorgedrungen. Vorkommen finden sich insbesondere noch im östlichen Donautal, aber zum Beispiel in Baden-Württemberg (am Rhein) fehlt die Art völlig.
Clematis recta gehört zu den Hahnenfußgewächsen und ist ähnlich der Küchenschelle durch bestimmte Glykoside (Protoanemonin) giftig. Bei Hautkontakt kommt es zu Reizungen bis zur Blasenbildung. Angeblich war es bei Bettlern früher üblich, den Pflanzensaft der Clematis zur Blasenbildung an gut sichtbaren Stellen der Haut aufzutragen, um Mitleid zu erregen. In der Homöopathie wird Clematis unter anderem als Diureticum genutzt.
In Karlstadt finden sich die schönsten und reichsten Bestände der Aufrechten Waldrebe zwischen Falteshütte und „Edelweiß“. Hier bildet sie fast immer in Gesellschaft mit dem Blut-Storchschnabel farbenprächtige Säume.