Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

LOHR: Aus dem Wohnzimmer von „PC“

LOHR

Aus dem Wohnzimmer von „PC“

    • |
    • |
    Vorstellung der Biografie von Philipp Christoph von und zu Erthal, von Werner Loibl, herausgegeben vom Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg, Bildmitte Heinrich Fußbahn (Zweiter Vorsitzender) unterstützt vom Geschichts- und Museumsverein Lohr (Karl Anderlohr, links), Ingrid Berg (Lektorin), Heimat- und Geschichtsverein Weibersbrunn (Heidrun Gärtner) und Wolfgang Vorwerk (rechts), der das Buch vorstellte.
    Vorstellung der Biografie von Philipp Christoph von und zu Erthal, von Werner Loibl, herausgegeben vom Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg, Bildmitte Heinrich Fußbahn (Zweiter Vorsitzender) unterstützt vom Geschichts- und Museumsverein Lohr (Karl Anderlohr, links), Ingrid Berg (Lektorin), Heimat- und Geschichtsverein Weibersbrunn (Heidrun Gärtner) und Wolfgang Vorwerk (rechts), der das Buch vorstellte. Foto: Foto: Andreas Brauns

    Bei der Vorstellung des Buches über Philipp Christoph von und zu Erthal bot dessen „Wohnzimmer“ im Lohrer Spessartmuseum eine großartige Kulisse und gerade ausreichenden Platz für die gut 60 Besucher. „Die Tapeten für diesen Raum hat er selbst ausgesucht“, erläuterte Museumsleiterin Barbara Grimm bei ihrer Begrüßung; das Nebenzimmer sei Schlafraum seiner Ehefrau Maria Eva Freiin von Bettendorff gewesen.

    Die Biografie stammt von Werner Loibl, dem ehemaligen Leiter des Lohrer Spessartmuseums. Er verstarb 2014, bevor sein Buch über „PC“, wie er den Protagonisten zu nennen pflegte, fertiggestellt war. Herausgegeben wurde es nun vom Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg, unterstützt vom Geschichts- und Museumsverein Lohr, Ingrid Berg, Heimat- und Geschichtsverein Weibersbrunn und Wolfgang Vorwerk, der das Buch vorstellte.

    Geburtsraum von Schneewittchen

    Man könne davon ausgehen, dass im Präsentationsraum Sohn Franz Ludwig, der spätere Fürstbischof von Würzburg und Bamberg zur Welt gekommen sei. Das gelte wohl auch für seine Schwester Maria Sophia Margaretha Catharina, die zu nahezu ebenbürtiger Berühmtheit gelangt ist als „Lohrer Schneewittchen“.

    „Eigentlich wollte Werner Loibl seine Biographie unbebildert lassen“, berichtete Wolfgang Vorwerk, der in einem kurzen Überblick auf das in fünf Kapiteln dargelegte Leben und Werk des Lohrer Amtmannes einging. Von Philipp Christoph gab es keine Portraits, dafür tauchte aber bei denen seiner Kinder immer wieder die charakteristische „Erthal-Nase“ auf. Diese könne man jedoch erahnen, wie sie in einer Kutsche hervorspitze, so Vorwerk; festgehalten auf einer Grafik von einer Vorfahrt von Gesandten. „Er sitzt, wie heute noch die Diplomaten, rechts, hinter der Flagge“, konnte der Referent einem Begleittext entnehmen.

    Er war Konferenzminister und Sonderbotschafter für den kurfürstlichen Mainzer Hof, der zwischen 1741 und 1745 für die Kaiserwahl zuständig war, unter anderem reiste Philipp Christoph zu Verhandlungen nach England. Bei einer seiner Reisen lernte er auch seine zweite Ehefrau, die verwitwete Claudia Elisabeth kennen. Die Heirat musste jedoch warten, bis zu einer weiteren „Verhandlungspause“ im Jahr 1746.

    Noch für seine damals schon kränkelnde erste Frau begann er den Bau des Erthaler Hofs in Mainz; sie hatte Heimweh nach ihrer Familie. Der Lohrer Amtmann sei „Bauherr aus Leidenschaft“ gewesen, zitierte Vorwerk, weil eine Tätigkeit als Architekt für einen Adeligen nicht standesgemäß war. In Mainz tätig zusammen mit anderen „Kavaliersarchitekten“ hat er in Lohr Spuren hinterlassen mit dem Sommersitz der Familie in Rodenbach und bei Umbauten am Lohrer Schloss. Von dort aus, bis zum Schluss der Amtssitz des Vaters, „ebnete er durch seine Lebensleistung seinen Söhnen den Weg zu fürstbischöflichen Würden“, erklärte Vorwerk. Durch eine Ausstellung über Franz Ludwig von Erthal im Jahr 1980, zu Beginn seiner Tätigkeit als Leiter des Spessartmuseums, sei Werner Loibl die Bedeutung des Vaters deutlich geworden.

    30 Jahre Arbeit

    30 Jahre lang habe er an der Erthal-Biographie geschrieben, „der Kreis schließt sich. Es war ein Ringen mit der Zeit und seinen nachlassenden Kräften“, beschrieb es Wolfgang Vorwerk. Dass ein Mensch „nicht länger als 70 Jahre leben“ solle, habe Werner Loibl ihr einmal gesagt. „Eine Erinnerung“ hatte Ingrid Berg ihre Würdigung für den Wissenschaftler und Freund überschrieben. Die Leiterin des heutigen Historie-Arbeitskreis-Glashütten (Taunus) lernte Loibl kennen als er wegen einer Recherche Kontakt aufnahm, arbeitete 20 Jahre lang mit ihm zusammen. „Er hat er uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden“, ein Vortrag zum Tag des Glases „verlief spannender als jeder Roman“.

    „Sie wissen ja, ich schreibe gerne“, sei Loibl an sie herangetreten, „eine Unterstützung beim Korrekturlesen“ wäre eine große Hilfe. Denn das Geschriebene noch einmal überarbeiten, machte dem Wissenschaftler keinen Spaß, das Erstellen von Registern war nicht seine Stärke.

    „Für Werner Loibl war der Sinn des Lebens Arbeit und Pflichterfüllung“, schildert Berg, wie es dies auch für Philipp Christoph gewesen sei. Seit Beginn seiner fränkischen Zeit habe er die Biografie als Pflicht empfunden, die er zu erfüllen habe. Er habe sich mit dem Lohrer Amtsmann wohl nahezu identifiziert. Vielleicht sei es dessen Abneigung gegen die Lohrer gewesen, die auch Loibls Verhältnis zu Stadt und Lohrern getrübt habe.

    Diesen Aspekt der Biografie beleuchtete Karl Anderlohr, Vorsitzender des Lohrer Geschichts- und Museumsvereins. Philipp Christoph Erthal beschrieb die Lohrer als rückwärtsgewandt, an Privilegien festhaltend. „Die Lohrer widersetzen sich der Obrigkeit, wollten ihre Rechte nicht von Beamten aushebeln lassen.“

    Anderlohr widerspricht aus gutem Grund, „die aufsässigen Lohrer waren meine Vorfahren“. Anders als Loibl es empfand, seien die Lohrer nicht fremdenfeindlich gewesen, dafür stünden auch die zahlreichen Auswärtigen, die sich in Lohr niedergelassen und gewirkt hätten.

    Die Veröffentlichung des Werkes wurde ermöglicht durch den Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg. „Mehr als 1000 Stunden Arbeit haben wir noch hineingesteckt“, so Heinrich Fußbahn dessen Zweiter Vorsitzender und Schriftleiter. Neben dem Geschichts- und Museumsvereins Lohr hat auch der Heimats- und Geschichtsverein Weibersbrunn die Drucklegung unterstützt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden