42 Auszubildende aus neun Betrieben waren es im vergangenen Jahr. Heuer sind es nur 26 aus sechs Firmen: Im Vergleich zum Vorjahr war der Start der Azubi-Akademie Main-Spessart am Mittwoch verhalten. Zwei Versicherungsbüros hätten heuer keinen Lehrling gefunden, eine Firma habe offenbar keinen eingestellt, erläuterte Frank Bernard, Projektleiter der Azubi-Akademie Bayern.
Diese Akademie ist eine Initiative des Bund der Selbstständigen. Aktuell laufen 28 dieser Seminarreihen an, zwei davon in Unterfranken, nämlich in den Landkreisen Bad Kissingen und Main-Spessart. Eine dritte in Kitzingen ist laut Bernard in Planung. Die erste Azubi-Akademie Bayerns startete vor zehn Jahren, die aktuell angelaufene in Main-Spessart ist die siebte Auflage.
Die Idee ist, vor allem kleineren Betrieben Weiterbildungsangebote für ihre Auszubildenden zu machen. Dabei geht es unter anderem um sogenannte „Soft Skills“, so Bernard, also „weiche Faktoren“, außerfachliche beziehungsweise fachübergreifende Kompetenzen. „Sachen, die sie in der Berufsschule so nicht bekommen.“
So trafen im Box-Camp des ehemaligen Profi-Kickboxers Sven Amend am Mittwoch eine angehende Fachglasmechanikerin der Altfelder Okalux GmbH auf eine künftige Verwaltungsfachangestellte des Landratsamts Main-Spessart, angehende Bauzeichnerinnen des Lohrer Glasofenbauers Nikolaus Sorg GmbH & Co. KG auf einen künftigen Kaufmann für Büromanagement der Kirsch+Sohn GmbH aus Gemünden.
Sich und seinen Betrieb vorstellen, stand beim ersten der acht Workshops dieses Schuljahres natürlich ganz vorne auf dem Lehrplan. Dann ging es gleich ins Eingemachte: Teamarbeit war gefragt. In vier Gruppen galt es, zu vorgegebenen Themen zu recherchieren und die Ergebnisse vorzutragen: Bundestagswahl, Social Media, Energie und Fußball. Einziges Hilfsmittel: die Smartphones, die jeder bei sich haben sollte.
Normalerweise, so Bernard, werden die Workshops abwechselnd bei den teilnehmenden Firmen abgehalten. Sven Amend unterrichtet in seinem Box-Camp zwar viele Schüler in der Kunst des Faustkampfes, bildet jedoch keinen Lehrling aus. Dass der Workshop am Mittwoch im Bistro seines Box-Camps stattfand, hat freilich seinen Grund, und der heißt Sami Touati. Grade 18 Jahre alt geworden, lernt der deutsche Jugendmeister im Kickboxen Werkzeugmechaniker bei der Tecoplast GmbH in Partenstein.
Dass Touati und Amend bei der anschließenden Sportstunde auf das Kicken verzichteten und sich auf das Boxen konzentrierten, hatte auch seinen Grund: Zu viele „Jeanshosenträger“. Nur die weiblichen Lehrlinge hatten fast alle Sportkleidung für das abschließende Schnuppertraining mitgebracht. Aufwärmen – und das nicht zu kurz – mit Dutzenden Läufen über die Koordinationsleiter und dann Pratzentraining. Dabei ging es, um der Wahrheit Tribut zu zollen, weniger darum, sich durchzuboxen. Vielmehr galt es, die eigenen Fähigkeiten zu schulen, Kopf und Körper in Einklang zu bringen und mit dem Partner zu üben. Soft Skills eben.