Der Heißköpfige Nackteisbohrer sorgte bei seiner Entdeckung im Jahre 1995 für mächtig Aufsehen. Als das amerikanische Wissenschaftsmagazin „Discover“ vermeldete, dass Forscher die fleischfressende und maulwurfähnliche Tierart in der Antarktis entdeckt hatten, galt dies als Sensation. Allerdings nur kurz. Denn der Artikel war am 1. April erschienen und daher schnell als Aprilscherz enttarnt. Bis andere Scherze enttarnt sind, dauert es manchmal etwas länger. Und mitunter verläuft die Enttarnung tränenreich. Diese Erfahrung machte jetzt Manfred Müller, Pastoralassistent für die Pfarreien Steinbach, Sendelbach und Pflochsbach. Er hatte am 1. April im Schulunterricht einen Brief an die diesjährigen Kommunionkinder verteilt. Der Inhalt in Kurzform: Aus dem Weißen Sonntag wird heuer nichts, da der für die Pfarreien zuständige Father Blaise Okpanachi kurzfristig in seine afrikanische Heimat reisen muss, um dort dem Bischof zu helfen. Für die Kommunion in Pflochsbach, Steinbach und Sendelbach gibt es daher drei Möglichkeiten: • Der Weiße Sonntag wird vorgezogen und findet bereits zwei Tage später am nächstbesten Sonntag statt. • Die Erstkommunion wird um ein Jahr verschoben.
• Alle Kommunionkinder setzen sich auf Kosten der Pfarrei in ein Flugzeug, um geleitet von Father Blaise den ersten Gang zum Tisch des Herrn in Afrika anzutreten.
Es dürfte klar sein, welche Variante die Kinder mit dem größten Jubelgeschrei quittierten. Weil Begeisterungsfähigkeit und Gutgläubigkeit bei den Kleinen meist groß sind, kamen viele Kinder nicht auf die Idee, dass die bevorstehenden Reise in die Hitze Afrikas das Gleiche ist wie der Heißköpfigen Nackteisbohrer im antarktischen Eis.
Manfred Müller freute sich diebisch über seinen Aprilscherz-Coup. Jedoch sagt er heute in der Rückschau, dass es wohl ein „fataler Fehler“ war, den Scherz nicht zeitnah aufzuklären. Denn so kam es, dass die Kinderlein nach Schulschluss freudig erregt nach Hause eilten, um den Eltern von dem bevorstehenden Trip nach Afrika zu erzählen. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie die überbordende Vorfreude in tiefe Enttäuschung umschlug, als den Kindern mit einem Fingerzeig auf den Kalender erklärte wurde, dass ihnen da wohl jemand einen Streich gespielt hat. Jedenfalls dauerte es nicht lange, bis Müller von tränenreichen Szenen erfuhr. Darüber, dass angesichts des Schreibens des Pastoralassistenten offenbar auch manche Eltern gedanklich sogleich mit dem Kofferpacken begannen, soll an dieser Stelle großzügig hinweggesehen werden.
Und wie ging die Geschichte aus? Statt einer Reise nach Afrika gab es für die Kinder reichlich Schokolade. Mit ihr glättete Müller die Wogen der Enttäuschung. Besser wäre es freilich gewesen, er hätte die Kinderseelen mit Eis getröstet. Das hätte er dann mit der Ankündigung verbinden können, dass derjenige, der im Lutscheis einen Heißköpfigen Nackteisbohrer findet, eine Reise nach Afrika gewinnt, denkt sich
Euer Bayerstürmer (jun)