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KARLSTADT: Benno Uhlmann: Spenglern für Deutschland

KARLSTADT

Benno Uhlmann: Spenglern für Deutschland

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    Spengler Benno Uhlmann und Trainer Josef Bock bei der Vorbereitung auf die EuroSkills.
    Spengler Benno Uhlmann und Trainer Josef Bock bei der Vorbereitung auf die EuroSkills. Foto: Foto: Markus Rill

    Der Karlstadter Benno Uhlmann will bei den Europameisterschaften eine Medaille für Deutschland gewinnen – nicht als Leichtathlet, Schwimmer oder Ruderer, sondern als Spengler. Zurzeit bereitet er sich im Trainingslager in Schweinfurt auf die „EuroSkills“ vor, die von 26. bis 28. September in Budapest stattfinden. Ein Besuch im Trainingszentrum.

    Die Innung für Spengler, Sanitär- und Heizungs- und Klimatechnik ist so etwas wie das Bundesleistungszentrum der Wettkampfspengler, dessen Geschäftsführer Josef Bock scherzt, er sei „der Jogi Löw der Handwerker“. Er wolle diesen Sommer aber erfolgreicher sein als der Fußball-Bundestrainer. Immerhin: Debatten um Trikotgeschenke an Despoten oder Defizite in der Körpersprache wird es bei Josef Bocks Schützlingen nicht geben.

    Eröffnungsfeier und Medientraining

    Benno Uhlmann sagt: „Es ist für mich eine Ehre, Deutschland zu vertreten. Ich werde mein Bestes geben.“ Die Handwerker haben tatsächlich ein Medientraining genossen – als sie eingekleidet wurden in ihre Wettkampfoutfits in den Nationalfarben. Manches bei diesen Handwerker-Wettkämpfen ist ähnlich wie bei großen Sportevents – Eröffnungsfeier, Siegerehrung, internationales Teilnehmerfeld –, einiges ist aber auch anders. Uhlmann trainiert nämlich gemeinsam mit seinen Konkurrenten aus Österreich, der Schweiz, Schweden und Russland.

    Und er hat als Bub wahrscheinlich nicht davon geträumt, mal an einer Handwerker-EM teilzunehmen. Uhlmann hat 2016 seine Gesellenprüfung bei der Firma Lummel in Karlstadt mit „sehr gut“ abgelegt und wurde deshalb eingeladen, im April in Nürnberg am Qualifikationswettbewerb für die EuroSkills teilzunehmen. Er gewann gegen nur einen Kontrahenten und wurde dadurch zu Deutschlands Spenglerhoffnung für Europa.

    Knapp acht Wochen dauert nun seine Vorbereitung – dafür wird er teilweise von seinem Arbeitgeber freigestellt, opfert aber auch Teile seines Jahresurlaubs. Josef Bock, der seit 2012 schon drei Spengler auf die EuroSkills vorbereitet hat und dabei eine Bronzemedaille und zwei vierte Plätze verbucht hat, freut sich darauf, erstmals einen Unterfranken zu trainieren. „Eine Medaille wäre schon schön“, sagen Bock und Uhlmann unisono. Die stärksten Konkurrenten kämen traditionell aus Österreich und der Schweiz, starken Spenglernationen.

    Drei Wettkampftage

    In Budapest werden die Teilnehmer an einem Dachmodell arbeiten, an drei Tagen jeweils sieben Stunden lang mit vorgeschriebenen Pausen. Das Modell ist grob bekannt, die Details erfahren die Teilnehmer erst in Budapest. Es soll komplett mit Blech verkleidet werden – um Ecken und Gauben, mit Seitenverkleidung und allen nötigen Anschlüssen. Verschiedene Teilarbeiten werden bewertet, am Ende hat einer der neun Teilnehmer die höchste Gesamtpunktzahl. „Es kommt auf das Tempo der Arbeit und auf die genaue, makellose Ausführung an“, erklärt Bock.

    Bei den Blechschnitten sei ein Millimeter Toleranz gestattet, bei zwei Millimeter Abweichung gibt es für die Teilaufgabe schon null Punkte. „Das unterscheidet sich natürlich erheblich vom normalen Arbeitsleben“, sagt Uhlmann. Als er am Dach des Nägelsee-Schulzentrums in Lohr gearbeitet hat, ging es nicht darum, ob ein Blech einen halben Millimeter länger oder kürzer ist.

    250 000 Besucher erwartet

    Ungewohnt ist auch die Wettkampfsituation: Jeder arbeitet allein, Rücksprache mit dem Trainer ist streng verboten, Zuschauer und Wertungsrichter beobachten jeden Handgriff, dazu kommt der Zeitdruck. „Dafür haben wir ein Trainingsprogramm“, erklärt Bock. „Jetzt am Anfang soll Benno erst mal genau arbeiten, ohne Zeitdruck. Später werde ich ihn unter Stress setzen und versuchen, abzulenken.“ Rund 250 000 Besucher werden für Budapest erwartet; neben den Spenglern messen sich auch Zerspanungsmechaniker, Mechatroniker, Elektriker, Steinmetze, in Pflegeberufen Tätige und viele mehr. Alle sind höchstens 25 Jahre alt – so sind die Regeln.

    „Mich überrascht, wie professionell das alles ist“, gibt Uhlmann zu. Sogar ein Psychologe des Deutschen Sportbunds habe den deutschen Teilnehmern Tipps gegeben. Dabei gibt's kaum etwas zu gewinnen außer Ehre und Medaillen. „Vielleicht springt noch ein Gutschein für 250 Euro von einem Sponsor heraus“, sagt Bock.

    Bowling mit den Konkurrenten

    Vielleicht ist auch deshalb der Konkurrenzgedanke nicht besonders ausgeprägt. Beim gemeinsamen Training in Schweinfurt verstehen sich die internationalen Teilnehmer gut; es gibt ein gemeinsames Abendprogramm mit Bowling oder Spanferkel essen. Die internationalen Trainer tauschen sich ebenfalls aus. Sie werden im Wettkampf die Arbeiten der Teilnehmer bewerten – nur nicht die ihres eigenen Schützlings.

    Uhlmann freut sich auf Budapest. „Es wird interessant, sich mit den anderen zu messen.“ Ob seine Kontrahenten wohl wissen, dass in seiner Heimatstadt das Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum steht? Benno Uhlmann könnte sich dort einen Ehrenplatz sichern.

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