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BAYERISCHE SCHANZ: Bischof-Fazit zur Waldwanderung: "Herrlich!"

BAYERISCHE SCHANZ

Bischof-Fazit zur Waldwanderung: "Herrlich!"

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    Völlig überrascht und zu Tränen gerührt waren Paul Inderwies, der Küster von Ruppertshütten, und Ehefrau Resi, von der persönlichen Gratulation des Bischofs zum Geburtstag.
    Völlig überrascht und zu Tränen gerührt waren Paul Inderwies, der Küster von Ruppertshütten, und Ehefrau Resi, von der persönlichen Gratulation des Bischofs zum Geburtstag. Foto: Daniel Biscan

    Ob es eine kuriose Häufung von Zufällen war oder der „liebe Gott“, der alles so trefflich arrangiert hatte, das kann am Schluss jeder auslegen, wie er mag. Die erste Spessartwanderung des Würzburger Bischofs in dessen zehnjähriger Amtszeit bot jedenfalls manche Überraschung. Und ein wenig Abenteuer auch, zeigte die Natur doch von milder Sonne bis zum heftigen Gewitter die ganze Bandbreite, die ein Augusttag im Wald haben kann. „Herrlich“, fand's Friedhelm Hofmann, der zu aller Überraschung im dunklen Anzug und mit leichtem Schuhwerk die Tour von der Bayerischen Schanz zum Kloster Einsiedel antrat. Man dürfe schon sehen, dass der Bischof in seiner Diözese unterwegs sei, meinte er.

    Das dichte Blätterdach hielt die drückende Schwüle ab und der Weg, der sich auf rund 500 Höhenmetern fast eben durch den Wald zog, war gut zu gehen. So wurde das Sommerinterview, zu dem die Main-Post den Bischof eingeladen hatte, eine Genusswanderung mit breiter Themenpalette, beginnend von seinen Erlebnissen in der Partnerdiözese Mbinga in Tansania über Kirchenasyl und Kirchenaustritten bis zu Glaubensfragen (das Wortlaut-Interview folgt). Wie im Flug verging die Zeit, schon war die Lichtung erreicht, wo einst das Kloster Einsiedel stand.

    Seit drei Jahren entlocken Archäologe Harald Rosmanitz und der Vorsitzende des Ruppertshüttener Geschichtsvereins, Ingbert Roth, dem Wald dort mit Hilfe vieler ehrenamtlicher Helfer seine Geheimnisse. Was das Archäologische Spessartprojekt leistet, das macht nicht nur Eindruck auf Bischof Friedhelm, sondern findet Anerkennung bundesweit. Im Oktober wird es dafür den Deutschen Denkmalpreis geben.

    Rosmanitz und sein Mitarbeiter David Enders führen über die Ausgrabungsstätte und wissen immer wieder Bezüge zwischen der um 1220 entstandenen klösterlichen Raststation an der bedeutenden Birkenhainer Landstraße und dem Bischofssitz in Würzburg herzustellen. Beispielsweise durch das Bruchstück eines bunt glasierten Aquamaniles, eines Wasserspenders aus der Zeit um 1300, das die Gestalt eines Pferdekopfes hat. Es stehe fest, so Rosmanitz, das es in einer Werkstatt in Würzburg gefertigt wurde, denn diese wurde vor wenigen Jahren ausgegraben und bot viel Vergleichskeramik.

    „Das ist toll, was Sie hier machen“, sagt Friedhelm Hofmann. Nachdenklich studiert er die Reste des Altars, schaut in das geheime Versteck, in dem früher wohl Reliquien und Urkunden aufbewahrt wurden, und begrüßt den Gedanken, hier in freier Natur an altehrwürdiger Stätte wieder Gottesdienste halten zu wollen. Schließlich liegt Einsiedel unweit des Wallfahrtsweges, den die Langenprozeltener nach Rengersbrunn gehen. Der Archäologe Rosmanitz vermutet eh, dass die Madonna von Rengersbrunn ursprünglich in Einsiedel stand. Sie weist auf der Rückseite Brandbeschädigungen auf und wurde der Legende nach im Wald gefunden – vielleicht ein Überbleibsel aus der im 14. Jahrhundert zerstörten Klosteranlage.

    Archäologischer Park geplant

    Rund zweihundert bis dreihundert Bestattungen hat es zwischen 1220 und 1340 auf dem Friedhof und in der Kirche des Klosters gegeben. Hier wird im nächsten Jahr weiter gegraben. „Werden die auch wieder beigesetzt?“ fragt der Bischof beim Anblick von zwei freigelegten Skeletten und im Wissen um die vielen, die schon geborgen wurden. „Die werden nach der anthropologischen Untersuchung wieder neu bestattet“, versichert der Archäologe. Doch erst wolle man etwas über die Menschen und ihr Leben erfahren, über Geschlecht, Alter, Ernährung, Krankheiten und Todesursache.

    Der andere Name Einsiedels, Elisabethenzell, mag zwar auf die Heilige Elisabeth zurückgehen, doch ob sie jemals hier war, wie die Legende sagt? Da liegt der Zusammenhang mit der Rienecker Gräfin gleichen Namens als großer Stifterin doch näher.

    Auf Hofmanns Frage, ob er denn der erste Bischof hier in Einsiedel wäre, meint Rosmanitz, dass dies wohl der Fall sei. Zwar seien die Reichsreliquien auf ihrem Weg zwischen Frankfurt und Nürnberg hier zweimal vorbeigekommen, von einem Bischofsbesuch in alter Zeit wisse er jedoch nichts. Für Bischof Friedhelm ist mittlerweile längst klar, dass es nicht sein letzter Besuch hier am Kloster Einsiedel sein wird. Es interessiert ihn sehr, wie die weiteren Ausgrabungen verlaufen und wie es hier wohl aussehen wird, wenn – wie geplant – der archäologische Park entstanden ist. Dann aber ist es höchste Zeit. Donnergrollen kündigt ein heraufziehendes Gewitter an. Gut, dass inzwischen Hugo und Mona warten und mit den beiden Kaltblütern die Kutsche mit Willi Meier und Tim Rupprecht auf dem Kutschbock. Kaum sitzen alle im gemütlichen Wagen, da fallen die ersten schweren Tropfen auf die Plane.

    Einsiedel ist im Herzen der Menschen der Region, betont Harald Rosmanitz. Dafür sprächen nicht nur die rund hundert Helfer, die sich schon bei der Ausgrabung einbrachten, sondern auch die Kutscherstube Lohrhaupten. Sanfter Tourismus, Fahrten mit dem Planwagen von der Schanz nach Einsiedel – das Angebot kam bereits gut an und soll noch weiter ausgebaut werden.

    Jetzt aber kommt es dick. Ein Wolkenbruch entlädt sich über dem Spessart, die Blitzschläge und das Donnern sind fast eins und so nahe, dass die Kutsche zu wackeln scheint. Doch Hugo und Mona sind nicht aus der Ruhe zu bringen. Und der Bischof ist sogar zum Scherzen aufgelegt und erzählt den Witz von einem Rheinländer Buben, der beim Zuckerstibitzen vom Donnergrollen überrascht wird. Verwundert rollt der die Augen zum Himmel und meint: „Wegen dem kleinen Stückchen Zucker . . .“

    Kaum an der Bayerischen Schanz angelangt, hat sich zwar das Gewitter verzogen, doch zucken die Kutschengäste noch einmal zusammen: Mit aller Macht setzt plötzlich Blasmusik ein, ohne dass etwas zu sehen wäre. „Das ist ja wie in Mbinga“, schmunzelt Bischof Friedhelm und klettert vom Wagen, um der Sache auf den Grund zu gehen.

    Geburtstagsständchen für den Küster

    Wie sich beim Betreten des Innenhofes zeigt, hat die Ruppertshüttener Musikkapelle unter Leitung von Jürgen Gies den Bischof gar nicht auf der Rechnung gehabt, sondern spielt zum achtzigsten Geburtstag von Paul Inderwies auf. Dem, seiner Frau Resi, und der Geburtstagsgesellschaft verschlägt es natürlich die Sprache, als Friedhelm Hofmann über den Kies auf sie zugeht. Besuch vom Chef! Inderwies, der in Ruppertshütten den Küsterdienst versieht, kann's kaum fassen. „Zum Geburtstag viel Glück“, singt der Bischof mit der Runde und stößt gerne mit an.

    So locker, entspannt und vergnügt – so gefällt Hofmann den Leuten und auch der Schanz-Wirtin Michaela Münch. „Sie wissen, was gut ist“, bescheinigt sie dem Würzburger Oberhirten, der zum Silvaner Geröstel, Ei und Speck bestellt und dem das

    Wandern auch noch Appetit auf Apfelküchle und Vanilleeis gemacht hat.

    Besinnliche „Vierschanzentournee“

    Nebenher lauscht er aufmerksam der Wirtin, die erzählt, dass es nach einem Jahr Pause heuer wieder eine Waldweihnacht auf der Bayerischen Schanz geben soll. Aber nicht mehr wie früher, mit bis zu 35 000 Besuchern, sondern kleiner und mit einer besinnlicheren Note. So eine Art „Vierschanzentournee“ schwebe ihr und dem Leiter des Diözesanbüros Main-Spessart, Johannes Weismantel, vor. Vorweihnachtliche Tage mit Tiefgang an mehreren Stationen.

    Das hört der Bischof gerne, der Weismantels Initiative begrüßt. „Der Weismantel, der hat gute Ideen“, lobt Friedhelm Hofmann und nickt seinem Öffentlichkeitsreferenten Bernhard Schweßinger zu. Wirtin Münch macht er Mut: „Sehr gut, richtig gut – da werden Sie Erfolg mit haben.“

    Draußen vor dem Gasthaus wird es Abend. Die Bänke mit den Tagesausflüglern haben sich geleert und der 73-jährige Bischof spürt nun auch den langen Tag und vermutlich auch noch die Beschwernisse der Reise ins Partnerbistum nach Tansania, die noch nicht lange zurückliegt. Noch ein Erinnerungsfoto für die Wirtsleute vor dem Haus, noch einmal der Blick zu den Baumwipfeln. „Der Spessart hat mir gefallen“, bilanziert Bischof Friedhelm und es klingt wie das Versprechen auf ein Wiederkommen.  

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