Ab sofort kann sich jeder Interessierte im Lesesaal der Stadtbibliothek für politische Gefangene einsetzen. Zu diesem Zweck hat die Lohrer Gruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) eine Box mit vorgefertigten „Briefen gegen das Vergessen“ aufgestellt. In diesen Briefen an die jeweiligen Regierungen appelliert der Unterzeichner, dass bestimmte Personen freigelassen werden oder bessere Haftbedingungen erhalten sollen.
Diese Briefe müssen nur noch unterschrieben und in den Briefschlitz der Box gesteckt werden, das Versenden übernimmt die Lohrer ai-Gruppe. Portospenden können dort ebenfalls eingeworfen werden.
Bei einem Pressetermin am Mittwoch hoffte Sabine Ramming-Scholz auf eine „rege Annahme“ dieser Box. Außerdem erinnerte sie an die Anfänge von ai.
Demnach stießen vor mehr als 50 Jahren zwei portugiesische Studenten in einem Lissaboner Café auf die Freiheit an – und wurden dafür eingesperrt. Als der Londoner Rechtsanwalt Peter Benenson dies hörte, war er darüber so empört, dass er einen Artikel schrieb, der am 28. Mai 1961 unter dem Titel „The Forgotten Prisoners“ (Die vergessenen Gefangenen) in der britischen Zeitung „The Observer“ erschien.
Darin machte Benenson auf das Schicksal von Gefangenen aufmerksam, die wegen ihrer politischen Einstellung inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden. Der Anwalt rief die Leserinnen und Leser dazu auf, sich in Briefen an die Regierungen für diese Menschen einzusetzen. Damit war Amnesty International geboren. Heute engagieren sich laut ai mehr als drei Millionen Menschen in über 150 Ländern mit Amnesty International für die Menschenrechte.
Mit „Briefen gegen das Vergessen“ wird laut Ramming-Scholz auf die jeweiligen Regierungen Druck ausgeübt. Im Jahr 2008 nahm dadurch die Hälfte von 36 Fällen eine positive Entwicklung, vier Inhaftierte seien sogar freigelassen worden.