„Das hält jetzt wenigstens 100 Jahre“, sagt Elmar Strohmenger. Gemeint ist die Pfarrmauer in der Neuen Bahnhofstraße von Karlstadt. Der Gambacher Maurer im Ruhestand widmet sich gerade den Fugen, die er mit Mörtel „zuschmeißt“ und anschließend mit dem Pinsel sauber verstreicht. So soll kein Wasser mehr eindringen, der Frost soll keine Chance haben.
Vermutlich mehr als 500 Jahre steht die Mauer aus groben Bruchsteinen schon da und schottet den Pfarrgarten gegen die Neue Bahnhofstraße ab. Die unteren zwei Drittel bestehen aus Buntsandstein. Für das obere Drittel wurde Muschelkalk verwendet.
Ungereimtheit
Dass die Mauer 1568 erhöht wurde, davon zeugt eine Buntsandsteintafel: „Im Jar 1568 hat der Wirdig Herr Georgiuß Höbein Pfarverweser dise maur Erhoehen lassen“, steht da hineingemeißelt. Doch es gibt eine Ungereimtheit. Diese Tafel nämlich ist im oberen Teil eingelassen, der aus Muschelkalk besteht. Und Strohmenger ist sich sicher, dass dieser Teil erst um 1900 gebaut wurde. Denn dort wurde Zement verwendet – im Gegensatz zum unteren Teil, bei dem gelöschter Kalk zum Einsatz kam.
Strohmenger beschreibt den Unterschied so: „Hier unten kannste den Mörtel mit dem Finger rauskratzen.“ Oben dagegen musste er die Hilti (eine Meißelmaschine) nehmen, so hart waren die Fugen da. Er ist sich sicher, dass die Mauer durch und durch mit dem Zementmörtel gemauert wurde, dieser also nicht nachträglich in die Fugen geschmiert wurde. Das wäre angesichts der schmalen Fugen dort gar nicht möglich gewesen, meint er.
Dann also müsste die Steintafel mit der Jahreszahl irgendwann nach oben versetzt worden sein. Oder man hat die Erhöhung später einmal abgetragen und wieder neu aufgemauert – auch das wäre denkbar.
Oben fachlich besser gemauert
Der untere Teil der Pfarrmauer ist grobschlächtig gemauert. Zwischen das zweischalige Mauerwerk hat man Brocken und Mörtel geschmissen. Damit war der Bauschutt aufgeräumt. Weiter oben sind die Steine fachlich sauberer gesetzt. Man hat dort auf den Verband geachtet, das heißt, der Stein der höheren Reihe sitzt jeweils auf der Fuge darunter.
Dieselbe Jahreszahl 1568 findet sich übrigens an dem Türbogen, der den Pfarrgarten und die Neue Bahnhofstraße verbindet und den Heinz Weiglein demnächst streichen wird. Und sie taucht am gegenüberliegenden Haus sowie ein paar Häuser weiter wieder auf.
Die Finanzierung übernimmt zum Großteil die Firma Lummel. Gerechnet wird mit Gesamtkosten in Höhe von 10 000 Euro, wobei rund 35 bis 40 Prozent als Zuschuss von der Städtebauförderung zu erwarten sind.
Was der Mauer zu schaffen machte, ist ihr Bauch. Sie neigt sich nach Süden zum Pfarrgarten hin. So lief jahrelang das Regenwasser an der Nordseite die Mauer herab. Nun soll sie ein Schmuckstück für die Straße werden.
Freiwillige machten Vorarbeiten
Im vergangenen Jahr hatte die Sanierung der Mauer begonnen. Freiwillige aus der Pfarrei klopften den Putz ab, der sich an manchen Stellen gelöst hatte. An anderen Stellen waren Blasen entstanden. Vor dem Winter besserte Elmar Strohmenger die kritischsten Stellen aus. Gerade im unteren Bereich fielen manche kleine Steine schon heraus.
Ungefähr zwei Wochen ist er an der knapp 20 Meter langen und fünf Meter hohen Mauer mit den Fugen beschäftigt. Zum Hohlverbandeln nimmt er Trasszement. Normaler Zement würde zu starken Ausblühungen der Buntsandsteine führen. Das heißt, die Salze würden aus den Steinen herausgezogen.
Elmar Strohmenger gilt als Spezialist für solche Arbeiten. Gelernt hat er 1960 bei der Gambacher Baufirma Strohmenger bei Maurermeister Erwin Strohmenger. Schon im vergangenen Jahr war der Ruheständler ein gefragter Mann – als die Weinbergstrockenmauern bei Gambach neu ausgesetzt wurden.