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PARTENSTEIN: Das Rietz: Vom Kurhaus zur Ruine

PARTENSTEIN

Das Rietz: Vom Kurhaus zur Ruine

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    Dort, wo sich heute das Gebäude der einstigen Schuhfabrik Schantz befindet, stand damals das Haus von Johann Amend, aus dem später das Kurhaus entstand. Der aus Frankfurt stammende Paul Rietz baute einen Saal an, vergrößerte den Wohnraum und machte aus dem Anwesen ein beachtliches Haus, das stets großen Zuspruch hatte. Das Ehepaar Rietz brachte so etwas „Großstadtflair“ in den kleinen Ort.

    Schwarze Musiker als Sensation

    Es ist überliefert, dass sich früher die Schulbuben die Nase an den Fenstern des Saales platt drückten, wenn dort Jazzmusik gespielt wurde. Die schwarzen Musiker waren für die Dorfjugend eine wahre Sensation. Laut einer damaligen Zeitungsanzeige, gab es dort eine abwechslungsreiche Küche, vier Mahlzeiten, sowie fließendes warmes und kaltes Wasser in sämtlichen Zimmern – das Ganze für vier Mark am Tag. In einer anderen Zeitung war zu lesen: „Das Haus bietet die ideale Sommerfrische in nächster Nähe des Spessartwaldes, wo es Bayerische Vollbiere, gepflegte Weine und aufmerksame Bedienungen gibt.“

    1929 wurde der Westflügel des Hauses durch einen Brand zerstört, konnte aber bald wieder aufgebaut werden. Wegen der damaligen politischen Verhältnisse, musste das Ehepaar Rietz nach 1933 Partenstein verlassen. Im August 1934 verkaufte der aus Würzburg stammende Besitzer Scheupel das Haus an die Sozialistische Volkswohlfahrt, die es als Müttererholungsheim für den Gau Main-Franken nutzte.

    Wie in einem Schmuckkästchen

    In einer Werbeschrift war folgendes zu lesen: „Hinter dem Hause liegt ein zum Kurhaus gehörender Waldgarten; dort oben stehen Ruhebänke und einige Springbrunnen helfen den Garten zu verschönern. Ganz oben am Waldessaum steht die Liegehalle. Hier wohnt der Friede, der Mut gibt, die Schönheit unserer Heimat in uns hineinzutrinken. Mitten in der herrlichsten aller Laubwaldungen sieben Kilometer von Lohr, der Perle des Spessarts, liegt das Dorf Partenstein in traulich wie ein Schmuckkästchen aneinander gereihten kleinen sauberen Häuschen der etwa 1500 Einwohner, die Wald und Grubenarbeiten, die mühevolle Feldbestellungen, die kleine Spessartkuh. Trotz des Fleißes ist es der Bevölkerung nicht möglich, ein sorgenloses Leben zu führen, aber Gastfreundschaft und besonders liebevolle Behandlung Orts- und Wegekundiger sind schon von jeher besonders gerühmte Eigenschaften der Dorfbewohner.“

    Im Jahre 1939 übernahm Schuhfabrikant Otto Schantz das Gebäude und nutzte es als Teil seiner Schuhfabrik. Ältere Mitbürger erinnern sich heute noch an die Zeiten, als das einstige Kurhaus Rietz als Müttererholungsheim diente. Auch der fein angelegte Garten und die Liegehalle ist vielen noch bekannt.

    Heute erinnert nur noch das dem Verfall geweihte Gebäude an die Zeiten, in denen im Saal Jazzmusik erklang und sich die Städter in der Spessartgemeinde erholten.

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