Die meisten Fenster sind schon lange eingeworfen. An der Rückwand haben Graffiti-Sprayer geübt. Das Gebäude wächst mehr und mehr mit Gebüsch zu. Seit dem Brand am 4. November 1997 verfällt das Gebäude des ehemaligen Zellinger Tanzcenters, später Diskothek „Savoy“, mehr und mehr, wird zur Ruine. Eine Lösung ist nicht in Sicht.
Wo früher der Schriftzug „Savoy“ über dem Eingang prangte, hängt heute ein Schild „Zu verkaufen – vermieten“. Eigentümer Yakup Aksoy in Würzburg sagt: „Ja, ich würde das Gebäude gerne verkaufen.“ Er hält es nach wie vor für möglich, dass hier wieder eine Diskothek eröffnet. Der Aufwand wäre seiner Ansicht nach nicht einmal so groß. Man könnte einen Großteil der Fenster zumauern. Die Statik sei weitgehend in Ordnung. Für 400 000 Euro würde er das Anwesen auch verkaufen. Mit weniger wäre er nicht einverstanden: „Ich will das ja auch nicht verschenken.“ Interessenten hat er im Moment keine.
Nutzung als Tanzcenter möglich
Die Gemeinde Zellingen war schon einmal drauf und dran, das „Savoy“ zu kaufen. Sie hätte es dann abgerissen, sagt Bürgermeister Wieland Gsell. Das Grundstück ist rund 9500 Quadratmeter groß, besteht aus zwei Teilstücken von 8100 und 940 Quadratmetern. Die alte Sondernutzung als Tanzlokal wäre jederzeit möglich. Für andere Zwecke würde sie sich problemlos ändern lassen. Zur Zellinger Wohnbebauung ist genug Abstand durch die dazwischen liegende Ackerfläche.
Freizeitanlage
Dass hier wieder getanzt wird, hält Gesell eher für unwahrscheinlich. Würde die Gemeinde das Anwesen bekommen, so hätte man es verschiedene Ideen. Es gibt die Idee für einen Bootshafen oder ein Radfahrerhotel. Das Gelände liegt zwischen Main und Maintal-Radweg. Der gewünschte Kaufpreis aber sei für die Gemeinde zu hoch. 2004 strebte der Eigentümer einen Neuanfang an. Doch der Gemeinderat Zellingen lehnte damals den Bauantrag ab, weil die Planung keine Angaben zu Brandschutz, Fluchtwegen und ausreichend Parkplätzen machte.
Die Umstände des Feuers am 4. November 1997 wurden nie geklärt. An der rechten Seite, wo sich die „kleine Disko“ beziehungsweise Bar befand, war offensichtlich die Tür aufgehebelt worden. Ein Brecheisen wurde gefunden. Außerdem wurde festgestellt, dass ein Brandbeschleuniger eingesetzt wurde. Die Staatsanwalt ermittelte gegen den damaligen Pächter und Betreiber wegen mutmaßlicher Brandstiftung. Die Große Strafkammer Würzburg wies 2000 ein Verfahren mangels Beweisen ab.
Die Gasbetondecke war bei dem Brand in Mitleidenschaft gezogen worden, während die Stahlbetonstützen und die Stahlbetonbinder, die das Dach tragen, statisch noch in Ordnung waren, als das Gebäude 2002 von einem Karlstadter Statikbüro und der Landesgewerbeanstalt Würzburg gutachterlich geprüft wurde. Die Gasbetondielen wurden entfernt. Ersatzweise kam ein Dach aus Trapezblech auf das Gebäude, um es vor dem Verfall zu schützen.
Erbaut wurde die Diskothek um 1975/76 von Günther und Erich Schramm – zunächst nicht als Diskothek, sondern als Tanzcenter. Jedes Wochenende spielten Bands hier, Stammgast war zum Beispiel „Victory“. Während der Woche wurden Platten aufgelegt. Günther Schramm war auch Mitglied der LG Karlstadt und startete dort als Sprinter. So kam es, dass viele Leichtathleten in dem Tanzlokal jobbten. Zwei von ihnen berichten über die Vorgeschichte:
Die Familie Schramm hatte eine Metzgerei mit Gasthof in Rossach zwischen Bamberg und Coburg. Der dortige Saal florierte aufgrund der häufigen Tanzveranstaltungen. Über den Zellinger Bandleader Günther Hörning („Four Kings“) kamen die Schramms auf Zellingen und gingen mit dem in den 70er Jahren futuristische anmutenden Neubau ein großes Wagnis ein. Sie hatten Glück. Es funktionierte. Die Besucher kamen aus ganz Unterfranken. Bekannt war das Lokal im Volksmund auch unter dem Namen „Bunker“.
Schon nach wenigen Jahren verkauften die Schramms das Lokal und eröffneten bundesweit schätzungsweise gut 20 andere neue Diskotheken, so in Haßfurt, Garmisch-Partenkirchen, Wasserburg. Fulda, Dortmund und Göttingen und auch das einstige Karlstadter „Tropic“ im Gebäude des heutigen Toom-Getränkemarkts in der Würzburger Straße.