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Lohr: Dem Wald in die Krone geschaut: Außenaufnahmen für bayerischen Waldzustandsbericht auf der Zielgeraden

Lohr

Dem Wald in die Krone geschaut: Außenaufnahmen für bayerischen Waldzustandsbericht auf der Zielgeraden

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    Außenaufnahmen für den Waldzustandsbericht 2023: Forstgutachter Stefan Götz beurteilt an einem Aufnahmepunkt im Lohrer Stadtwald den Zustand der Baumkronen.
    Außenaufnahmen für den Waldzustandsbericht 2023: Forstgutachter Stefan Götz beurteilt an einem Aufnahmepunkt im Lohrer Stadtwald den Zustand der Baumkronen. Foto: Johannes Ungemach

    Wenn der Arzt einen Patienten untersucht, schaut er ihm in den Rachen oder hört die Lunge ab. Stefan Götz nimmt das Fernglas und schaut nach oben in die Baumkronen, um den Zustand seines "Patienten" zu ermitteln. Der 45-Jährige ist einer von rund einem halben Dutzend Gutachtern, die seit einigen Wochen im Auftrag des Freistaats den Gesundheitszustand der bayerischen Wälder untersuchen. Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Julia Ackermann hat der Forstassessor in Unterfrankens Wäldern tausende Bäume vom Odenwald über den Spessart bis hinauf in die Rhön inspiziert. Einer der letzten Aufnahmepunkte war kürzlich im Lohrer Stadtwald.

    Wie wirkt das Vorjahr nach?

    Nun geht es an die Verarbeitung der Daten. Deren Zusammenfassung wird Forstministerin Michaela Kaniber üblicherweise zum Jahreswechsel in Form des Waldzustandsberichts vorlegen. Seit knapp 40 Jahren wird dieser Bericht alljährlich erstellt. Für dieses Jahr rechnet Forstgutachter Götz für die von ihm untersuchten Wälder in Unterfranken und Teilen Mittelfrankens unterm Strich mit einer leichten Verschlechterung des Zustands gegenüber dem Vorjahr. Ursache dürften vor allem die Nachwirkungen des trockenen Sommers 2022 sein.

    Auch Wolfgang Grimm, Abteilungsleiter Forst am für die Landkreise Main-Spessart, Aschaffenburg und Miltenberg zuständigen Karlstadter Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, geht davon aus, dass sich bei allen Hauptbaumarten der Zustand gegenüber dem Vorjahr eher verschlechtert hat.

    2022 lautete das Ergebnis der Waldzustandserhebung, dass die Bäume in hiesigen Wäldern im Schnitt im Vergleich zu einem gesunden Baum rund ein Viertel weniger Blatt- beziehungsweise Nadelmasse hatten. Dies bedeutete eine geringfügige Verbesserung gegenüber dem Jahr davor, was Forstexperten auf das feuchte Frühjahr 2022 zurückführten.

    Generell jedoch leiden besonders die unterfränkischen Wälder seit Jahren unter zunehmender Hitze und Trockenheit. Das zeigte sich auch im vergangenen Jahr, als nach einer längeren Trockenphase ab August Bäume ihre Blätter abwarfen und überall braune Baumkronen zu sehen waren. Vor allem der Zustand der Buchen macht Forstleuten dabei Sorgen.

    Regen kam zur rechten Zeit

    Die Folgen von Hitze und Trockenheit traten im vergangenen Jahr im Wald jedoch erst dann massiv auf, als die Waldzustandserhebung bereits abgeschlossen war. Heuer nun schilderten Forstleute zunächst eine Fortsetzung der schlimmen Bilder aus dem Spätsommer 2022. Der Borkenkäfer raffte vielerorts geschwächte Fichten dahin, andernorts blieben Buchenkronen licht. Auch Kiefern sind stark angegriffen.

    Doch dann begann Ende Juli eine recht ergiebige Regenphase. Sie mag für manche ein Graus gewesen sein, für den Wald jedoch war sie Segen. "Der Wald ist aktuell so grün wie seit fünf Jahren nicht mehr", sagt Michael Neuner, Leiter des Lohrer Stadtwalds. Dieser ist mit rund 4100 Hektar einer der größten Kommunalwälder Bayerns. Allerdings habe der Wald bis zum Beginn der Regenperiode vor einigen Wochen "wirklich übel ausgeschaut". So gesehen habe der jüngste Regen den Forst nur "vor Schlimmerem bewahrt".

    Keine dauerhafte Entwarnung

    Außenaufnahmen für den Waldzustandsbericht 2023: Forstgutachter Stefan Götz und seine Mitarbeiterin Julia Ackermann sind seit Wochen quer durch Unterfrankens Wälder unterwegs, um dessen Zustand zu erfassen. Das Bild zeigt sie zusammen mit Wolfgang Grimm vom AELF-Kalstadt an einem Aufnahmepunkt im Stadtwald von Lohr.
    Außenaufnahmen für den Waldzustandsbericht 2023: Forstgutachter Stefan Götz und seine Mitarbeiterin Julia Ackermann sind seit Wochen quer durch Unterfrankens Wälder unterwegs, um dessen Zustand zu erfassen. Das Bild zeigt sie zusammen mit Wolfgang Grimm vom AELF-Kalstadt an einem Aufnahmepunkt im Stadtwald von Lohr. Foto: Johannes Ungemach

    Von einer dauerhaften Entwarnung könne man gewiss nicht sprechen, wohl aber von einer momentanen Entspannung. So hätten Feuchtigkeit und recht kühle Temperaturen die Vermehrung des Borkenkäfers gebremst. Für die Aufnahmetrupps, die jetzt bayernweit den Waldzustand erfassten, war der Regen hingegen ein Problem. Wenn das Wasser von oben kommt, führt der Blick mit Fernglas hinauf in die Baumkrone zu keinen brauchbaren Ergebnissen. Auch Gutachter Götz und Mitarbeiterin Ackermann mussten daher die Außenaufnahmen häufig unterbrechen.

    Rund eine Woche länger haben sie daher gebraucht, um an rund 120 Stellen in Unterfranken den Waldzustand zu erfassen. Die alljährlich erneut aufgesuchten Punkte sind per Satellit genau eingemessen und dauerhaft mit einem in der Regel nicht sichtbaren Metallstift im Boden markiert.

    Per Magnet in einem Peilstab lokalisiert Götz jeden Messpunkt. Sodann geht es an die Beurteilung der Baumkronen im Umfeld. Wie dicht ist das Nadel- beziehungsweise Blätterdach, wie groß die Baumkrone? Hängen frische Früchte am Baum? Finden sich Pilze oder Schäden am Stamm? "Wir erfassen alles", sagt Götz über die Daten, die direkt vor Ort digital registriert werden.

    Erfahrungswerte wichtig

    Götz ist schon seit sieben Jahren Gutachter bei der Waldzustandserhebung und damit einer der dienstältesten in Bayern. Erfahrung spiele bei der Beurteilung des Baumzustands eine große Rolle, sagt er. Der 45-jährige freiberufliche Forstmann bekennt allerdings auch, dass man nach rund eineinhalb Monaten dann auch mal genug habe vom ständigen Blick nach oben.

    Die restliche Zeit des Jahres widmet sich der Freiburger anderen Aufgabenfeldern, etwa dem Erstellen von Bewirtschaftungsplänen für Waldbesitzer, der Waldpädagogik oder der Zertifizierung von Forstbetrieben. Im kommenden Frühjahr jedoch, wenn die nächste Waldzustandserhebung näher rücke, freue er sich wieder darauf, dem Wald wenn nicht in den Rachen, so doch in die Krone zu schauen.

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