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"Den Mutigen gehört die Welt"

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"Den Mutigen gehört die Welt"

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Hermann Joha
    Hermann Joha

    Lohr Hermann Joha (42), gebürtiger Lohrer, ist zweifelsohne mutig. Seit seiner Jugend arbeitete er als Stuntman, wobei er sich sämtliches Können selbst beibrachte. Eine Karriere als erfolgreicher Geschäftsmann schloss sich an. 1982 gründete er in Düsseldorf eine Stuntfirma, 1994 das Unternehmen "action concept" in Hürth bei Köln, das im vergangenen Jahr mit Fernsehproduktionen 30 Millionen Euro Umsatz machte. Zwischenzeitlich war er zweimal pleite, hatte aber den Mut, Neues anzupacken.

    Frage: Wann waren Sie zuletzt mutig?

    Hermann Joha: Als ich die Franziskushöhe in Lohr gekauft habe. Da war nur klar, dass ich auf diesem Hügel als kleiner Junge immer Schlitten gefahren bin. Als 13-, 14-Jähriger hab ich im Ferienjob die Fenster ausgewechselt. Heute weiß ich immer noch nicht genau, was ich daraus machen werde. Ich weiß nur, dass sich was finden wird. Mich haben drei Wirtschaftsprüfer und drei Anwälte gefragt, warum ich das mache. Ich habe gesagt, es macht mir Spaß. Wenn man selbst davon überzeugt ist, dass eine Idee funktioniert, dann muss man auch den Mut haben, diese Dinge zu realisieren.

    Demnach brauchen Sie Mut, wenn Sie etwas nicht genau abschätzen können.

    Joha: Wenn du etwas wirklich willst, musst du alle Punkte abwägen. Wenn du innerlich brennst und der GMU - der größtmögliche Unfall, den du dir ausmalen kannst - in keinem Verhältnis zu dem steht, was du erreichen kannst, dann musst du es machen. Wenn ich 60 bin und nach hinten schaue, darf ich nichts sehen, das ich bereue oder das ich nicht probiert habe. Die Voraussetzung ist, dass der größtmögliche Unfall verantwortbar ist.

    Hat diese Art von Mut etwas mit dem Mut zu tun, den Sie gebraucht haben, wenn Sie als Stuntman in ein Auto gestiegen sind, in dem Wissen, es wird sich mehrfach überschlagen und in Flammen aufgehen?

    Mut bedeutet, über seinen eigenen Schatten zu springen.

    Joha: Jeder Lebensabschnitt braucht seinen eigenen Mut. Als Schüler brauche ich den Mut, aufzustehen und dem Lehrer zu sagen: "Die Ex wird heute nicht geschrieben, weil keiner von uns vorbereitet ist." In der Ausbildung braucht es den Mut, sich notfalls für etwas zu entscheiden, wovon einem jeder abrät. Wenn man einen extremen Beruf hat, braucht es den Mut, den auch durchzuziehen. Ich kann abends nur beruhigt einschlafen, wenn ich weiß, ich habe alles versucht.

    Nochmal zurück zu dem Mut für den Moment; den Mut, den ein Kind braucht, wenn es das erste Mal vom Zehn-Meter-Turm im Schwimmbad springt. Kann man den lernen?

    Joha: Irgendwo ist das schon Veranlagung. Man kann bis zu einem gewissen Maß die Dinge durch Überlegung herleiten. Aber entweder bist du der Typ, der immer von der Schaukel springt oder du bist eher ängstlich. Das ist auch nicht schlimm. Es wird immer Unternehmertypen geben und andere, denen es dreimal lieber ist, wenn sie in geordneten Bahnen planen können. Ich sage mir: Das Leben ist kurz genug. Es muss spannend bleiben. Insofern muss es immer knallen.

    Mut und Übermut. Wie weit liegt das auseinander?

    Joha: Bei Stunts liegen die Grenzen zwischen kalkulierten Aktionen mit eingeplantem größtmöglichem Unfall und den Aktionen mit schwachsinnigem Draufgängertum oftmals ganz nah beieinander. Um den richtigen Weg zu finden, braucht man einen gesunden Menschenverstand und eine gesunde Lebenseinschätzung. Wenn du dann alles Pech der Erde hast, kann trotzdem etwas schief gehen. Jegliche Art von Unternehmertum oder auch sportlichem Risiko ist etwas anderes als eine hundertprozentig planbare Lebensführung.

    Müssen Sie oft Mut machen? Sich selbst oder anderen?

    Joha: In dem Moment, wo du irgendwo vorne dran stehst, erwarten die Leute von dir, dass du Vorbild bist und sie motivierst. Du musst Mut machen, wenn du ein Unternehmen leitest, wenn du Captain einer Fußballmannschaft bist oder Vorsitzender im Tennisverein.

    Wie machen Sie Mut, wenn alle Ereignisse um Sie herum für Zurückhaltung und Passivität sprechen?

    Joha: Aus der eigenen Lebenserfahrung und aus der geschichtlichen Erfahrung heraus. Es gibt eine Million Sprüche, die alle in die Marschrichtung laufen: "In Gefahr und höchster Not, bringt der Mittelweg den Tod." Der Spruch ist Hunderte von Jahren alt. Es hat keinen Sinn, sich mit irgendwelchen Halbwahrheiten durchzumogeln. Augen zu und durch! In extremen Situationen helfen nur extreme Entscheidungen.

    Mut hat also viel damit zu tun, Entscheidungen zu treffen.

    Joha: Absolut. Mut heißt immer, Entscheidungen zu treffen.

    Hat die Mehrheit der Bevölkerung zu wenig Mut?

    Joha: Momentan sollte gerade die junge Generation öfter mal einfach machen, sich den größtmöglichen Unfall überlegen und sich im Gegenzug dazu ausmalen, was man alles erreichen kann. Schlimmstenfalls geht es schief. Ich war auch schon zwei Mal völlig pleite und habe zehn Jahre lang Schulden zurück gezahlt. Inzwischen macht meine Firma wieder 30 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Man kann das so zusammenfassen: Feigheit zählt nicht, es kann aber trotzdem in die Hose gehen. Das ist nicht jedermanns Sache und das ist auch nichts Verwerfliches. Es braucht immer Leute, die das Zepter in die Hand nehmen, und andere, die lieber in der zweiten Reihe stehen.

    Wo haben der "kleine Mann" und die "kleine Frau" Möglichkeiten, mutig zu sein?

    Joha: Jeder kann Mut in seinem eigenen Umfeld haben. Zum Beispiel, wenn man sich endlich entschließt, Dinge zu machen, die man sich schon lange vorgenommen hat. Wenn jemand endlich in den Segelfliegerverein eintritt, mutig vor seinen Chef tritt oder endlich dem Jungen oder Mädchen sagt, wie nett man ihn oder es findet. . . Man fühlt sich derartig gut, wenn man über seinen eigenen Schatten gesprungen ist. Wer das noch nicht gemacht hat, sollte das unbedingt mal ausprobieren.

    Ist Angst das Gegenteil von Mut?

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    Foto: FOTOS (2) ACTION CONCEPT

    Joha: Angst ist ein ganz normales Regulativ, das jeder gesunde Mensch hat. Mut ist das Mittel, um Angst zu überwinden. Und den Mutigen gehört im Endeffekt die Welt. Wenn du es nicht schaffst, deine Angst zu überwinden, obwohl du sie als falsch erkannt hast, dann verpasst du gigantisch viel.

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