Heute vor 300 Jahren, am 21. September 1716, wurde der aus Rothenbuch (Lkr. Aschaffenburg) stammende berühmt-berüchtigte „Erzwilderer“ Johann Adam Hasenstab geboren.
Zunächst stand er, wie schon seine Vorfahren, in Diensten der Mainzer Kurfürsten: als Jagdgehilfe, Pürschknecht und Betreuer der Jagdhunde. Aber bald gab es Schwierigkeiten mit der Obrigkeit, weil herauskam, dass Hasenstab seine bescheidenen Einkünfte durch Jagdwilderei verbessert hatte.
Er musste seinen Dienst quittieren und verlagerte seinen Stützpunkt in die Grafschaft Wertheim. Doch immer wieder zog es ihn zurück in den Hochspessart, in die Gegend um Schollbrunn, ins Kropfbachtal und ins Haseltal.
Tagsüber zog Johann Adam Hasenstab als Bader und Heilkundiger durch die Orte und verkaufte dabei unter der Hand seine Wildererbeute.
Hasenstab wurde bald zum Erzfeind der Mainzer Jäger, doch die Leute in den Dörfern hielten zu ihm. Lange waren ihm die Häscher auf den Fersen, bis sie ihn schließlich fassten. Er wurde nach Mainz gebracht und zu Zwangsarbeit verurteilt.
Im Sommer 1757 gelang ihm die Flucht und das Spiel begann von neuem; Hasenstab und seine über den gesamten Spessart verteilten Wildererbanden vergriffen sich noch stärker als zuvor am Wild des Staats- und Kirchenfürsten.
Der illegale Handel blühte, und was die Spessarter nicht selbst aufnehmen konnten, wurde per Floß auf die Märkte nach Frankfurt geschafft. Weil er seinen Verfolgern immer wieder entkommen konnte, wurden ihm übernatürliche Kräfte zugeschrieben. Im Volksmund hieß es, er könne sich unsichtbar machen und sei schussfest. Je mehr der Erzwilderer bei der Mainzer Regierung verhasst war, umso mehr stieg sein Ansehen bei den einfachen, armen Spessartbewohnern, bei denen Wilderei als Notwehr galt.
1770 wurde Hasenstab erneut gefangen genommen, in Aschaffenburg eingekerkert und zu „lebenslanger Verbannung“ verurteilt. Er wurde den Holländern übergeben und nach Neuholland, wie Australien damals genannt wurde, verbannt.
Aber bereits zwei Jahre später tauchte der Wilderer, zum Entsetzen der Mainzer Obrigkeit, wieder im Spessart auf. Das Volk jedoch jubelte.
Erneut wurde Johann Adam Hasenstab für vogelfrei erklärt und ein Kopfgeld von zehn Talern ausgesetzt. Der Bischbrunner Revierjäger Johann Sator stellte dem Wilderer eine Falle, indem er das Gerücht streute, ein kapitaler weißer Hirsch hätte seinen Wechsel im Kropfbachtal.
Dort kam es am 3. Juni 1773 zum finalen Zusammenstoß der beiden Erzrivalen. Sator rief Hasenstab an, dieser gab noch einen letzten Schuss in die vermeintliche Richtung des Feindes ab, doch es war zu spät: Sators Kugel hatte den Wilderer bereits tödlich getroffen. Nach dem damals geltenden Recht war es Notwehr und Sator erhielt die zehn Taler Belohnung.
Hasenstab wurde auf dem Friedhof in Breitenbrunn begraben. Jahre später stifteten ihm seine Freunde und Verehrer an seinem Sterbeort das Hasenstabkreuz. Seit Ende 2003 befindet sich eine Nachbildung des Kreuzes im Spessartmuseum in Lohr.
Quelle: „Des Spessarts Erzwilddieb Johann Adam Hasenstab“ von Heinz Staudinger.