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KARLSTADT: Der Krieg zerstört das Leben

KARLSTADT

Der Krieg zerstört das Leben

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    Geschichte im Kino: In der Auslese der Burg-Lichtspiele Karlstadt läuft der Film „Habermann“.
    Geschichte im Kino: In der Auslese der Burg-Lichtspiele Karlstadt läuft der Film „Habermann“. Foto: Foto: Burglichtspiele

    (agä) Die Burg-Lichtspiele Karlstadt-Mühlbach zeigen am Sonntag um 11.15 Uhr sowie am Dienstag und Mittwoch jeweils um 20 Uhr den Film „Habermann“. Juraj Herz erzählt preisgekrönt vom Schicksal der Sudetendeutschen während des Zweiten Weltkriegs und bereitet die schwierige Historie differenziert und packend auf.

    Seit Generationen wird das örtliche Sägewerk von der Familie August Habermanns betrieben. Als er Jana, eine Halbjüdin, heiratet, scheint sein Glück perfekt. Doch die friedlichen Zeiten enden jäh: Das Sudetenland wird 1938 „heim ins Reich“ geholt, Sturmbannführer Koslowski terrorisiert die Dorfbewohner und stellt Jana unverhohlen nach. Der unpolitische Habermann gerät zwischen beide Fronten: den Nazis gilt er als Freund der Tschechen, für die Tschechen ist er nun kein Mitbürger mehr, sondern verhasster Besatzer.

    Während im Fernsehen Blitzkrieg, Stalingrad und Rommels Wüstenfeldzug pseudowissenschaftlich-populär aufbereitet werden und für hohe Einschaltquoten sorgen, bleiben reale Kriegsnebenschauplätze eher unbeachtet: zu unspektakulär, ungeeignet in Sachen Heroisierung. Ein solcher Nebenschauplatz ist das Problemfeld Sudetendeutschland etwa, die Benes-Dekrete, die bis heute noch politischer Zankapfel zwischen Deutschland, Österreich und Tschechien sind. Darum geht es im weitesten Sinn in dieser deutsch-tschechisch-österreichischen Koproduktion, die etwas locker auf wahren Begebenheiten fußt.

    Bei Habermann sieht man deutlich die unglaublich schwierige Situation einer Verfilmung von realen Geschehnissen aus dem Zweiten Weltkrieg. Auf der einen Seite soll das Publikum unterhalten werden, auf der anderen Seite sollen aber die Geschehnisse möglichst real, neutral und unkommentiert wiedergegeben werden. Während sich die Amerikaner dieser Themen bereits im großen Maßstab angenommen und mit Blockbustern wie „Schindlers Liste“ oder „Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat“ große und international erfolgreiche Produktionen geschaffen haben, halten sich viele deutsche Produzenten zumeist zurück.

    Die „Guten“ und die „Bösen“ – sieht man vom sadistischen SS-Schergen Koslowski ab – gibt es so nicht, sondern nur noch Verführer und Verführte, etwa Augusts Bruder Hans, der sich von plumpen Nazi-Parolen vereinnahmen lässt, Reiche und Arme, Aufrechte und Verräter, wie der eitle Bürgermeister des Ortes, der den neuen Herren Janas Herkunft verrät und ihre Deportation verantwortet. Düster und gedeckt, in erdigen Grün- und Brauntönen aufgenommen, hält Kameramann Alexander Surkala seine Bilder, die bewusst zurückhaltend eingesetzte Action ist sauber inszeniert, Christian Lonks Schnitt funktional und effektiv.

    Der Geschichte kommt zweifelsfrei die durchweg überzeugende Besetzung zugute. Mit Mark Waschke, Hannah Herzsprung und Ben Becker hat „Habermann“ drei nicht nur namhafte, sondern auch exzellent agierende Darsteller vorzuweisen.

    Vor allem Mark Waschke, der bislang vermutlich unbekannteste Namen in diesem Trio, sticht hervor. Nicht grundlos wurde der deutsche Mime für seine Darstellung der Titelfigur bereits mit dem Bayerischen Filmpreis als Bester Darsteller geehrt. Sein Spiel ist stark, manchmal abgebrüht und kaltherzig, um schließlich in genau dem richtigen Moment emotional zu werden. Mit ihm hat „Habermann“ eine neue deutsche Schauspielhoffnung hervorgebracht, die wir in den kommenden Jahren sicherlich noch häufiger auf der Leinwand zu Gesicht bekommen werden.

    Freigegeben ab 12 Jahre, 104 Minuten.

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