Die Metall-Arme rühren durch eine rot-braune Brühe. Sie wühlen die dunkle Flüssigkeit auf. "Das ist die Farblösung", erklärt Klaus Gado. Der Laborant schließt die Luke zu dem runden Kessel mit drei Metern Durchmesser wieder. Was die Metall-Arme wieder und wieder mischen - bis zu 50 000 Liter an einem Tag - ist eines der Produkte, das die Chemische Fabrik Harold Scholz in Lohr und Partenstein herstellt: die flüssige Lösung von Farbpigmenten.
"Ein Pigment", erklärt Betriebsleiter Matthias Krimm, "ist ein unlösliches Teilchen". Diese Eigenschaft sei wichtig, beispielsweise beim Färben von Beton. "Farbstoffe würden beim Erhärten aus dem Stein rauswandern." Farbpigmente, also kleinste Farbteilchen, setzten sich dagegen im Beton fest. Und nicht nur dort. Die Namen der hiesigen Produktionsstandorte von Scholz, die Rote Mühle im Lohrtal und die Schwarze Mühle in Partenstein, kommen nicht von ungefähr.
Bis in die späten 1920er Jahre produzierte und mahlte die Firma mit Hauptsitz in Bergisch Gladbach Farbpigmente wie Eisenoxide, also Rost, und Ruß. Diese gelangten an die Luft. "Der Betrieb wurde entsprechend eingefärbt", erklärt Krimm. Heute stellt die chemische Industrie Farbpigmente synthetisch her.
Scholz konzentriert sich an den hiesigen Standorten auf drei Produkte: Flüssigfarbe sowie Fugenmörtel und Silikon für den Sanitärbereich. Die Firma ist ein internationales Unternehmen mit Vertretungen in 50 Ländern auf allen Erdteilen, wie ein Firmenprospekt verrät. Am hiesigen Standort arbeiten 30 von insgesamt 160 fest angestellten Mitarbeitern. Diese erwirtschaften nach Angaben von Krimm jährlich sechs Millionen Euro Umsatz bei einer Firmenbilanz von 100 Millionen Euro.
An anderen Standorten produziert Scholz Farbpigment-Pulver und Geräte, um diese zu dosieren; und Geräte zum Einfärben von Baumaterialien. "Unsere Kunden sind nicht die Häuslebauer", sagt Krimm. Scholz liefert an Großabnehmer wie Betonwerke oder fertigt Waren in Lizenz für andern Unternehmen. Im Bereich Farben für die Baustoffindustrie ist Scholz Marktführer in Deutschland.
Im Mai diesen Jahres feiert das Unternehmen aus Bergisch Gladbach sein 100-jähriges Bestehen. Seit 1923 ist es in Lohr. "Bis dahin war Scholz nur mit dem Handel von Farbpigmenten beschäftigt", erklärt Krimm. Jetzt wollte man selbst produzieren. In der Roten Mühle konnte die Wasserkraft zum Mahlen der Rohstoffe genutzt werden. 1976 kaufte Scholz die Schwarze Mühle in Partenstein.
Absatzprobleme hat Scholz heute beim Fugenmörtel. "Größere Fliesen - kleinere Fugen", skizziert Krimm das Problem. Die Nachfrage nach dem Produkt sei gesunken, weil die Sanitärbetriebe dazu übergegangen seien, die Fugen zwischen Badezimmerfliesen, von acht auf drei Millimeter zu verkleinern. Dem entsprechend sei der Umsatz gesunken. "Die Maschine läuft nicht mehr kontinuierlich", erklärt Krimm. Kämen andere Trends, könne sich dies wieder ändern.