Hätte sie doch nur ihr Programm mit den Zugaben angefangen! Vorschusslorbeeren wären ihr sicher gewesen. Die haben gesessen, Grönemeyer als röhrend-rührseliger Unsinn-Singer und die amerikanische Stimme, die das Publikum anfleht, beim Plätzchenbacken an die Nation zu denken - die Höhepunkte des Programms kamen spät.
"Andere lassen sich piercen" lautete der Titel des neuen Programmes, mit dem die 29-jährige Käthe Lachmann am Samstag in der Kleinen Bühne in Frammersbach aufgetreten ist. Erst zum dritten Mal sei sie damit vor Publikum aufgetreten erzählte sie nach der Show in einem kurzen Gespräch. Die Frammersbacher seien ein Test-Publikum gewesen, alle Türen verschlossen, Flucht unmöglich, verrät sie charmant auf der Bühne.
Begonnen hat sie ihr Programm im Jahre 1228 in memoriam einer Show anlässlich "dieser Hexenverbrennungen". Die ersten Lacher schlugen ihr und Hans-Peter Reuter, dem Mann am Klavier, schon nach wenigen Minuten bereitwillig aus dem 100-köpfigen Publikum entgegen.
Immer wieder gleitet die Hamburgerin ins Derbe ab, egal ob ihr Freund Mehmet nun im Baumarkt eine wasserdichte "Du-Schlampe" sucht und hochkant rausfliegt, oder ob sie die Anordnung von Augen, Nase und Ohren als sicheres Zeichen für das Wissen des Schöpfers deutet, dass Selbstbefriedigung nun eben blind macht. Mit solchen Weisheiten sei sie noch in der Schule gefüttert worden, das Publikum schien sich auch zu erinnern.
Die Servicewüste Deutschland musste dran glauben, ihre lispelnde Freundin, die trotz widriger Umstände Fernsehmoderatorin wurde und auch jene Frauen, die in der Duschgel-Werbung gerade so tun, als würden sie auf der Stelle erblinden. Sie selbst habe alles versucht, sehe jedoch immer noch einwandfrei.
Ein zartes Persönchen ist sie, Käthe Lachmann, deren Stimmgewalt immer wieder überrascht. Die keifende Ehefrau, deren Gatten schließlich niemand an einem öffentlichen Mord hindert lässt ihr den Hals anschwellen, ebenso das Prolo-Paket, der "Gewaltversprecher" Heribert P., der Kindergartenkinder mit Sätzchen wie "die Pokemon-Bildchen kannst du dir gerollt einführen" gefügig macht.
Nicht die schnellen Blicke ins Konzept ließen die Show hin und wieder durchhängen, die konnte ihr keiner übel nehmen, schon gar nicht nach der charmanten Ankündigung "ich tue das nur ihnen zuliebe, sonst dauert das ja ewig, bis ich mich wieder an meinen Text erinnere".
Es waren die Kalauer, die ihr immer wieder rausrutschten, Reime wie "Prinz von Monaco mit zu engem Sakko" lassen einem einfach die Lacher im Gesicht einfrieren, die werden auch einem besoffenen Reporter der goldenen Wochenshow nicht gerecht.
Und eigentlich auch einer Käthe Lachmann nicht, die als nicht nein-sagende Frau einfach überzeugend sein kann, oder die mit ihrem Urticaria-Lied den Hautausschlägen alle Ehre macht.
Zwei Jahre lang ist man mit einem Programm auf Tour, erzählt sie nach der Show, bis ein Programm richtig sitzt, dauert es meistens ein halbes Jahr. Auch dieses Programm wird sie noch überarbeiten, anhand einer Tonaufnahme, die sie in Frammersbach hat mitlaufen lassen. Sie räumt ein, anfangs bewusst kleine Bühnen auszuwählen, um die ersten fünf Vorstellungen lang Reaktionen testen zu können.