"Eine gewisse alpinistische Erfahrung gehört schon dazu", so Wolfgang Popp, Leiter der Werkfeuerwehr, während die Mitglieder der Höhenrettungsgruppe der Bosch Rexroth-Werkfeuerwehr Lohr an der Baustelle zum neuen Hochregallager im Werk 1 üben. Doch Erfahrung alleine ist nicht alles.
In zahlreichen Ausbildungseinheiten haben die Feuerwehrmänner der Werkfeuerwehr von Bosch Rexroth der Umgang mit Sitzgurt, Bandschlinge und Kernmantelseil geübt und trainiert. Schließlich kommt beim Einsatz oftmals alles das zusammen, was selbst den versiertesten Bergsteigern Kopfzerbrechen bereiten würde: Dunkelheit, Regen oder Schnee, unbekannte Orte und noch dazu die Gewissheit, dass ein Mensch in Not ist, der auf das Ge-schick und das fachliche Können der Höhenretter angewiesen ist.
"Die speziell ausgebildeten Feuerwehrleute und die Ausrüstung der Höhenrettungsgruppe kommen immer dann zum Einsatz, wenn die regulären Möglichkeiten wie etwa ein Einsatz der Drehleiter nicht mehr ausreichen", so Hauptbrandmeister Rainer Kursawe. Dies ist zum Beispiel bei Hochhäusern oder auch im Industriebereich der Fall, wenn die Feuerwehr zu Einsätzen im Bereich von Hochregallagern oder Produktionshallen gerufen wird.
"Ausgedehnte Flachdachkonstruktionen mit verstellbaren Oberlichtern erfordern einen speziellen Schutz der Einsatzkräfte", ergänzt Popp. "Solange die Feuerwehrleute im Korb der Drehleiter stehen, sind sie gut geschützt. Beim Verlassen und den anschließenden Arbeiten in großer Höhe ist zumindest eine Absturzsicherung notwendig."
Nur dann könnten die notwendigen Tätigkeiten bei der Brandbekämpfung sowie bei technischen Hilfeleistungen durchgeführt werden. Denn der Selbst- und Eigenschutz der eingesetzten Feuerwehrkräfte habe Vorrang vor allen anderen Tätigkeiten.
Immer dann, wenn Menschen in Gefahr sind und aus Höhen oder Tiefen gerettet werden müssen, reicht eine Absturzsicherung, die lediglich der Sicherheit der Einsatzkräfte dient, nicht mehr aus. Verletzte Monteure im Hochregallager, verschüttete Bauarbeiter oder ein Kranführer, der in der Steuerkabine einen medizinischen Notfall erleidet, gehören zwar nicht zum Tagesgeschäft der haupt- und nebenberuflichen Werkfeuerwehrleute. Trotzdem müsse man immer mit derartigen Situationen rechnen und sich entsprechend darauf vorbereiten, begründet Popp die Installation der Höhenrettungsgruppe in der Werkfeuerwehr von Bosch Rexroth.
Ein großer Vorteil sei, dass einige der "Höhenretter" auch zu Rettungssanitätern und Rettungsassistenten ausgebildet seien. Hierdurch kann eine medizinische Erstversorgung auch dann erfolgen, wenn es für den Notarzt zu gefährlich ist, unmittelbar bis zum Patienten vorzudringen.
Die Ausbildung zum "Höhenretter" führt die Bosch Rexroth-Werkfeuerwehr selbst durch. Hauptbrandmeister Kursawe hat hierfür die entsprechenden Fachlehrgänge bei der Berufsfeuerwehr Nürnberg absolviert. Schwerpunkt bilden nicht nur Gewöhnungsübungen für die Arbeit in großer Höhe, wie etwa das Abseilen von Fernseh- oder Kirchtürmen und Trainingseinheiten im Umgang mit dem für Feuerwehren anfangs ungewohnten Material aus dem Bergsteiger-Metier.
Auch an die körperliche Fitness werden hohe Ansprüche gestellt. "Hohe Belastungen treten insbesondere auch bei Arbeiten mit dem Atemschutzgerät oder beim Aufstieg im Seil auf", so Kursawe. Um fit zu bleiben, stehen allen Einsatzkräften Fitnessgeräte zur Verfügung; weiterhin treffen sich viele in der Freizeit zum gemeinsamen Sporttraining. Regelmäßig wird die Tauglichkeit für die Mitarbeit in der Höhenrettungsgruppe durch die Werksärzte überprüft.

Bislang waren die Werkfeuerwehrleute noch nicht in einem schwierigen Höhenrettungseinsatz gefordert, jedoch war schon mehrfach der Einsatz einer Absturzsicherung bei der Werkfeuerwehr notwendig. "Um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, werden wir jedoch auch in Zukunft regelmäßig weiter trainieren", versichert Popp. Die Höhenrettungsgruppe der Werkfeuerwehr steht bei Alarmierung auch bei Einsätzen der öffentlichen Feuerwehren zur Verfügung.