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Die "Ehrbarkeit" führte ihn zurück

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Die "Ehrbarkeit" führte ihn zurück

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    Elf Zimmermannsgesellen auf der Walz feierten mit Niko Kettner aus
Neubrunn "Fatschmohn" auf Burg Rothenfels.
    Elf Zimmermannsgesellen auf der Walz feierten mit Niko Kettner aus Neubrunn "Fatschmohn" auf Burg Rothenfels. Foto: FOTO MICHAEL SEBERT

    "Wer sich einmal in die Burg Rothenfels verliebt hat, kommt immer wieder zu ihr zurück." Mit diesen Worten begründete der 25-jährige Kettner am Mittwochabend, weshalb er nach drei Jahren und einem Tag auf der Walz seine Freunde, die er auf der Wanderschaft in der ganzen Welt kennen gelernt hatte, zum traditionellen Umtrunk auf die Burg Rothenfels eingeladen hatte. Hier war Niko Kettner Zivildienstleistender gewesen.

    Kettner gehört dem Schacht der "Rechtschaffenen Fremden" an, einer Untergruppierung der Zunft. Das Erkennungsmerkmal dieser Gruppe ist eine schwarze "Ehrbarkeit", eine Art geflochtener Krawatte. Diese "Ehrbarkeit" ist für einen Zimmermann das "Allerheiligste". Gefertigt wurde Kettners Exemplar in mühevoller Handarbeit von Lisa Roth, einer Mitarbeiterin auf der Burg Rothenfels. Die "Ehrbarkeit" erinnerte ihn während seiner langen Wanderschaft immer wieder an die Burg hoch über dem Main.

    Am 23. Juni 2002 hatte der gebürtige Neubrunner in Nürnberg seine Wanderschaft begonnen. Sie führte über Halle nach Hamburg und von dort nach Korsika, Neuseeland, Italien, Ungarn, Frankreich, Tschechien, in die Schweiz und nach Wien, wo er am 24.  Juni dieses Jahres seine Wanderschaft beendete. Mit ein paar befreundeten Gesellen trampte Kettner in nur sieben Stunden von Wien nach Frankfurt.

    Von dort aus ging es per Anhalter am Montagabend nach Marktheidenfeld. "Als ich nach so langer Zeit wieder in meiner Heimat war, und mir seit langer Zeit wieder mal Straßen bekannt vorkamen, zitterten mir ganz gewaltig die Hände", gesteht Niko Kettner. Am Dienstag ging es auf die Burg Rothenfels, wo schon alle Mitarbeiter sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres ehemaligen "Zivi" warteten. Mit im Schlepptau hatte der Zimmermann fünf weitere Wandergesellen aus Deutschland, die in den letzten Tagen seine Weggefährten waren. Sechs weitere Zimmermänner trafen im Laufe des Abends ein, um beim traditionellen "Fatschmohn der Geselligkeit und Lustbarkeit", einem Umtrunk nach strengen Regeln, mit dabei zu sein.

    Beim "Fatschmohn" versammeln sich alle Zimmerleute um ein Fass Bier, um sich Anekdoten und Erlebnisse aus ihrer Zeit der Wanderschaft zu erzählen und sich ein paar schöne Stunden zu machen. Mit einem wilden Betrinken hat die ganze Prozedur allerdings nichts zu tun, im Gegenteil, es geht nach strengen Regeln zu: Der Fassgeselle, der für das Ausschenken des Biers zuständig ist, fungiert als eine Art Moderator und bestimmt, wer sprechen darf. Er sorgt auch dafür, dass die seit rund 180 Jahren übermittelten Regeln eingehalten werden.

    So hat sich zum Beispiel jeder, der die gesellige Runde verlässt, bei ihm abzumelden und beim Zurückkommen wieder anzumelden. Wem der Fassgeselle das Wort erteilt, darf nicht einfach losreden, er muss sich vorher auf die Bretter (auf die Bank) begeben und durch einen kurzen Zimmermannsspruch Gehör verschaffen. Die Sprache, die die Gesellen beim Fatschmohn sprechen, ist die alte Sprache des fahrenden Volkes, das Rotwelsch. Da diese Sprache seit jeher nur mündlich weitergegeben wurde, hat sie sich im Laufe der Zeit mit den Dialekten der Zimmermänner vermischt, was eine ganz eigentümliche "Geheimsprache" der Zimmerer ergab. Diese Sprache übersetzte Niko Kettner für die Mitarbeiter der Burg, die dem Fatschmohn als gern gesehene Gäste beiwohnten.

    Die Nacht auf Donnerstag verbrachten die Zimmermänner in ihren Schlafsäcken im Rittersaal der Burg. An diesem Donnerstag, beendet Kettner mit der Wanderung in seinen Heimatort Neubrunn die Walz, begleitet von den Kollegen. Es werden noch mehr dazukommen.

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    Kettner rechnet mit 50 bis 60 Zimmerleuten, die bis Freitag nach Neubrunn anreisen, wenn der Wandersmann von der ganzen Bevölkerung mit Blasmusik und einem großen Fest in der Heimat begrüßt wird.

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