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(TSB): Die Heilwirkung des Löschwassers

(TSB)

Die Heilwirkung des Löschwassers

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    Der Dorfschmied war in früheren Zeiten nicht nur wegen seiner Handwerkskunst ein gefragter Mann, sondern auch wegen der heilsamen Wirkung des Löschwassers in seiner Schmiede – davon überzeugt waren zumindest die Partensteiner, wie es in alten Überlieferungen heißt.
    Der Dorfschmied war in früheren Zeiten nicht nur wegen seiner Handwerkskunst ein gefragter Mann, sondern auch wegen der heilsamen Wirkung des Löschwassers in seiner Schmiede – davon überzeugt waren zumindest die Partensteiner, wie es in alten Überlieferungen heißt. Foto: ArchivFOTO Ruppert

    Zum Verbinden von Wunden wurden Hundehaare, Spinnweben, Quark, saure Milch oder Ohrenschmalz verwendet. Zuweilen wurden diese vorher mit dem Urin einer Jungfrau oder mit zerklopftem Spitzwegerich behandelt. Pilzporenstaub des Kartoffelbovists und geschabter Rötelstein (tonige Einlagerung im Sandstein) dienten ebenfalls der Heilung äußerer Verletzungen.

    Eine gewisse Heilwirkung versprachen sich die Partensteiner auch davon, den örtlichen Schmied aufzusuchen, um zwei Finger in sein Löschwasser an der Esse zu tauchen. Die angefeuchteten Finger wurden dann unter Aufsagen eines Bibelspruches auf die Wunde gelegt, dazu drei Kreuzzeichen gemacht, wobei die Verletzung angepustet wurde– schon konnte die Heilung beginnen.

    War man einst von Mundfäule und Faulflecken an den Mundwinkeln geplagt, verwendete man ebenfalls Löschwasser vom Schmied. Konnte ein alter Mann wegen seines Prostataleidens nicht mehr Wasser lassen, legte man ihm die innere Haut (vermutlich Bauch- oder Brustfell) eines Schlachttieres aufs Glied. Lungenkranke behandelte man mit Hundefett und Furunkel wurden mit Meerzwiebeln verbunden.

    Doch es gab noch viel drastischere Maßnahmen. Beim Gedanken an die Behandlungsmethoden bei Gelbsucht kann es einem schon den Magen umdrehen. Hier wurde zuerst eine Zwetschge aufgebrochen, der Kern entfernt und durch einige Schafsläuse oder Kellerasseln ersetzt. Dann verabreichte man es dem Patienten, der natürlich nichts vom Inhalt der Zwetschge wusste.

    Einst soll eine Partensteinerin unter einer entzündeten Brust gelitten haben. Man gab ihr den Rat, diese mit Kuhdreck zu behandeln. Die schreckliche Folge: Die Brust soll schwarz geworden sein.

    Wer es „im Hals hatte“, legte sich den eigenen „Schweißsocken“ um den Hals und wer vom „Reißen“ (Rheuma) geplagt wurde, bettete Farnblätter oder ein Säckchen mit gewärmtem Hafer auf die schmerzende Stelle.

    Lustig liest sich die Überlieferung der Heilung einer Frau, welche an einem Überbein am Handgelenk litt. Man gab ihr den Rat, dieses bei beginn des Zwölf-Uhr-Läutens mit einer Speckschwarte zu reiben und danach die Schwarte unter der Dachtraufe zu vergraben, wobei sie drei Vaterunser sprechen sollte. Das soll auch geholfen haben. Aber sobald die Speckschwarte verfault war, war auch das Überbein wieder da.

    Einer anderen Frau, die unter einer Talgdrüse am Handrücken litt, gab man folgenden Rat: Sie solle versuchen, an einem Kreuzweg den Deckel eines Schraubhafens zu finden, diesen über die Schwellung decken und über die Schulter werfen. Das sei alles möglichst während des Zwölf-Uhr-Läutens zu tun. Ob der Rat geholfen hat, ist leider nicht überliefert. (Quelle: GW-Partenstein und Archiv „Ahler Kram“)

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