Die wuchtigen roten Plastikmöbel, die heuer an verschiedenen Stellen in Lohr aufgestellt waren und auf reichlich Kritik stießen, bleiben der Altstadt dennoch erhalten. Das steht fest, nachdem der Stadtrat einen Antrag des ÖDP-Vertreters Torsten Ruf auf Verbannung der Möbel aus der Innenstadt mit großer Mehrheit abgelehnt hat.
Grund der Ablehnung war jedoch nicht etwa, dass die Plastikmöbel der Mehrheit der Räte gefallen würden. Vielmehr ging es darum, die Ehrenamtlichen hinter der Aktion nicht zu demotivieren. Daneben müsste die Stadt auf Fördergelder verzichten, wenn sie die Möbel außerhalb der Altstadt aufstellen würde. Ruf hatte in seinem Antrag vorgeschlagen, die Plastikmöbel künftig im Umfeld des Skaterplatzes zu positionieren. Dort würden sie die Stadt nicht so sehr "verschandeln", so seine Argumentation.
Die Anschaffung der Möbel war eine Idee des Initiativkreises des Lohrer Citymanagements. In ihm arbeiten Vertreter aus Gewerbe, Handel, Gastronomie, Touristik und Vereinen ehrenamtlich daran, Attraktivität und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern. Der Stadtrat hat dem Initiativkreis dafür ein jährliches Budget von 20.000 Euro gegeben.
Seit 2021 gibt es die "Lohrer Lieblingsplätze"
Mit den Plastikmöbeln wurde die 2021 gestartete Aktion der "Lohrer Lieblingsplätze" fortgesetzt. Auf diese Aktion, so berichtete die Lohrer Citymanagerin Simone Neubauer in der Sitzung, habe es im ersten Jahr viele positive Reaktionen gegeben. Allerdings habe man damals mit kleinteiligen, von Sponsoren gestellten Möbeln hantiert, um an wechselnden Stellen in der Altstadt Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen. Teilweise habe man diese Möbel nachts wegräumen müssen, um Diebstahl zu verhindern.
Für 2022 habe man Möbel anschaffen wollen, deren Handhabung praktikabler ist. Auffällig sollten sie sein, schilderte Neubauer ein Kriterium, daneben transportabel, erweiterbar und "verletzungsarm". Wichtig sei auch die schnelle Verfügbarkeit gewesen, da man Fristen habe einhalten müssen, um an Geld aus dem bayerischen Sonderfonds "Innenstädte beleben" zu kommen. Er bezuschusst die Anschaffung der gut 8000 Euro teuren Möbel zu 80 Prozent.
"Shitstorm" im Internet
Man habe "sehr viel Arbeit und Gehirnschmalz" in die Anschaffung gesteckt, beschrieb Neubauer den Auswahlprozess. Sie könne die Kritik an den Möbeln zwar verstehen, dennoch sei es "nicht leichtgefallen", die teils harschen Aussagen hinzunehmen. Neubauer sprach von einem "Shitstorm", der in Internetforen getobt habe. Doch es habe auch Lob gegeben, wonach die Möbel innovativ seien.
Zu dem von Ruf beantragten dauerhaften Aufstellen der Möbel am Skaterplatz gab Neubauer die Aussage der Regierung von Unterfranken wieder, wonach dadurch die Zuschüsse entfallen würden. Der Sonderfonds habe das Ziel, Innenstädte zu beleben, der Skaterplatz liege jedoch außerhalb der Innenstadt. Neubauer sprach sich noch aus anderem Grund gegen die "Verbannung" der Plastikmöbel aus: "Das wäre ein herber Rückschlag für die Mitglieder des Initiativkreises."
Dieses Argument griffen mehrere Räte auf. Sie betonten, dass man dem Initiativkreis Budget und Entscheidungskompetenz gegeben habe. Nun müsse man die Entscheidungen auch akzeptieren, so Dirk Rieb (CSU) und Eric Schürr (Bürgerverein). Letzterer sprach davon, dass die Möbel ebenso wie die vor Jahren heftig umstrittene Schneewittchenskulptur vor der Stadthalle Aufmerksamkeit erregen. "Das ist gut", so Schürr.
Riedmann bezeichnet die Möbel als "potthässlich"
Es gab auch andere Stimmen. So bezeichnete Brigitte Riedmann (Freie Wähler) die Möbel als "potthässlich", sie wirkten wie eine Baustellenabsperrung und passten nicht dazu, dass Lohr Biodiversitätsstadt sein wolle. Wie Riedmann forderte auch Wolfgang Weis (Grüne), die "grässlichen" Teile mit "etwas mehr Sensibilität" einzusetzen, soll heißen, sie dort aufzustellen, wo sie kaum auffallen. Grundsätzlich, so Weis, solle man der Arbeit des Initiativkreises nicht in den Rücken fallen.
Thomas Nischalke (SPD) verwies darauf, dass die Möbel in anderen Städten sehr gut genutzt würden. Mancher Lohrer habe sich womöglich nur wegen der heftigen Kritik nicht getraut, sich auf sie zu setzen. Mathilde Lembach (Grüne) sagte, dass die Plastikmöbel "nicht der große Wurf" seien, man nun jedoch damit leben müsse.
Künftig solle bei der Anschaffung solcher Sitzgelegenheiten jedoch die Gestaltungssatzung der Stadt beachtet werden. Lembach schlug mit Bäumen kombinierte Sitzgelegenheiten vor, wie es sie beispielsweise in Würzburg gebe. Bürgermeister Mario Paul lobte das Engagement des Initiativkreises. Man solle dessen erstem Projekt eine Chance geben. Künftig wolle man jedoch "unbedingt besser werden".
Künftig soll mehr Grün einbezogen werden
Torsten Ruf (ÖDP), der die Verbannung der Möbel aus der Altstadt beantragt hatte, bezeichnete diese als Schaden für das Image der Stadt. Die Möbel seien nicht mal aus recyceltem Plastik. Er kenne niemandem, dem sie gefielen. Wenn man sich bei einer Entscheidung derart vergreife, müsse man diese korrigieren, forderte Ruf. Doch seinem Antrag folgten am Ende nur Brigitte Riedmann und Petra Gryglewski.
Citymanagerin Simone Neubauer kündigte an, dass man bei der Aktion "Lohrer Lieblingsplätze" künftig "mehr Grün" einbeziehen und auch das Rahmenprogramm wieder starten wolle. Ohne Möbel sei die Aktion jedoch nicht möglich.