Joachim Rösch (45) ist an der Quelle aufgewachsen: Beide Elternteile arbeiteten in der Arnsteiner Bender-Brauerei, der Vater als Braumeister. Die Familie wohnte auf dem Brauereigelände, und obwohl Joachim in den Schulferien schon regelmäßig in der Brauerei jobbte, hatte der Vater klare Vorstellungen von der Berufswahl seines Sohnes. „Du darfst alles werden, bloß nicht Braumeister“, meinte er. „Doch das hat das Ganze erst recht interessant gemacht“, erzählt Joachim Rösch heute, „obwohl ich noch ein wenig mit Landwirtschaft oder Geografie geliebäugelt hatte.“
Entsprechend konsequent war seine Ausbildung: Nach dem Abitur 1982 am Karlstadter Gymnasium und der Bundeswehr begann Joachim Rösch eine Lehre als Brauer und Mälzer in Babenhausen. Es folgte das Studium „Brauwesen und Getränketechnologie“ an der Technischen Universität München/Weihenstephan. Zum Studium gehörte ein Trainee-Programm, das den jungen Brauingenieur zu großen Adressen nach Flensburg, Gießen, Fürth und auch schon früh nach Freiburg führte. Bei der dortigen Ganter-Brauerei, einem Familienunternehmen mit großer regionaler Bedeutung, begann er 1992 als Betriebskontrolleur und Leiter der Qualitätssicherung. Seit 1996 ist er Betriebsleiter und erster Braumeister.
In seinem Beruf kann Joachim Rösch seine Bier-Philosophie leben: „Bier ist nicht nur ein Getränk, da muss man noch etwas Ehrliches, nicht Aufgesetztes mitliefern.“ Und das heißt für ihn: Konsequente regionale Orientierung. „Ich lege größten Wert darauf, nur hochwertige Rohstoffe aus der Region zu verarbeiten: Die Braugerste stammt aus Südbaden, der Hopfen kommt aus Tettnang am Bodensee.“
So kann Röschs Bier nicht nur im Wettbewerb mit den großen Konzernbrauereien bestehen, sondern findet auch Anerkennung direkt vor der Tür. Denn Freiburg ist mit seinen milden Temperaturen und den 20 000 Studenten nicht nur eine Kneipen- und Biergartenstadt („die wollen versorgt sein“), die Stadt gilt mit ihrem gelebten Ökologie-Bewusstsein auch als Öko-Hauptstadt Deutschlands.
Den badischen Wein sieht der Brauer nicht als Konkurrenz, im Gegenteil: „Beides hat seinen Platz, das kennen wir doch auch aus Franken“, beteuert Rösch mit einem Augenzwinkern. „Es gibt doch nichts Schöneres, als nach einer Weinprobe ein Bier gegen den Durst zu trinken.“ Joachim Rösch arbeitet seit einiger Zeit mit Spitzenköchen aus der Region bei der Kreation neuer Rezepte zusammen. „Es geht da nicht mehr um die Biersauce zum Braten. Wissen Sie überhaupt, wie gut ein Weißbier-Parfait schmecken kann?“
Neben seinen beruflichen Verpflichtungen engagiert sich Joachim Rösch auch ehrenamtlich für das Lebensmittel Bier: Als Vorsitzender der Braugerstenstelle Südbaden fördert er die nachhaltige Zusammenarbeit zwischen Brauern und Landwirten, im Deutschen Brauerbund ist Rösch Mitglied im Agrarausschuss und im Beirat Wissenschaft und Forschung. Auch bei der deutschen Hopfenforschungsgesellschaft engagiert er sich, und das alles aus einem ganz einfachen Grund: „Ich will das Reinheitsgebot leben.“
Neben allem Engagement findet der groß gewachsene Brauer Ausgleich beim Sport: War er früher in Arnstein aktiver Basketballer, so gilt seine Liebe heute dem Mountainbike: „Da kann man sich am Kaiserstuhl und im Schwarzwald richtig austoben und kriegt nach all der Arbeit wieder den Kopf frei.“
Rösch lebt gerne in Freiburg, „schon alleine wegen der vielen Möglichkeiten“. Mit seiner Frau Silvia und den Kindern Benedikt und Felicitas hat er sich am Rande des Tunibergs, „mitten im Weinbaugebiet“ niedergelassen. Und obwohl seine Eltern mittlerweile in Schweinfurt leben, kommt er doch immer wieder gerne nach Arnstein zurück. Ob zu Klassentreffen oder einfach nur aus purer Neugierde, wie er beteuert: „Es ist einfach immer wieder faszinierend, wie stark sich das beschauliche Arnstein in den letzten Jahren entwickelt hat.“