Hinter dem „Bierzwerg“ stehen die beiden Bierliebhaber Stephan Braun und Kay Schmädicke aus Köln. Ihre Geschäftsidee und der daraus resultierende Preis entwickelten sich aus einem ungewöhnlichen Hobby: Die Beiden sind Bieretiketten-Sammler. Aufgrund ihrer Sammelleidenschaft haben sie in den letzten Jahren Hunderte Brauereien rund um den Erdball besucht. Darunter war vor fünf Jahren auch die Waldschloss-Brauerei in Frammersbach. Und die ist ihnen anscheinend in guter Erinnerung geblieben.
„Wir haben etwa 1000 Biere im Laufe der Jahre getestet“, verrät Stephan Braun. Selbstredend, dass hierbei stets Bieretiketten „abgestaubt“ wurden. So entstand über Jahre hinweg ein riesiges Netzwerk an Kontakten in der Brauindustrie. Und die Beiden können mittlerweile auf ein enormes Archiv zurückgreifen. So staunte am Samstag beim Pressegespräch selbst Brauerei-Inhaber Jens Reinhart nicht schlecht, als Braun und Schmädicke fein säuberlich archiviert in einem dicken Ordner ein Frammersbacher Bieretikett aus dem Jahr 1900 präsentierten.
„Doch warum nur sammeln?“, fragten sich die beiden Bierkenner. „Wir wollten was zurückgeben und die kleinen Familienbetriebe unterstützen“, erklärt Braun. „Kleine Familienbetriebe haben zum Teil sehr zu leiden, weil die Großen sie verdrängen.“ Daher wolle man einen Gegenpol zu großen Firmen setzen. „Wir wollen das Bier mit Seele, bei dem noch ein Familienbetrieb dahintersteht, in den Vordergrund stellen.“
Daher gründeten Kay Schmädicke und Stephan Braun im November vergangenen Jahres die Online-Plattform www.bierzwerg.de. Hinter dem Portal steht somit die große Idee von der Pflege und dem Erhalt der deutschen Biere in ihrer reichen Phantasie und Vielfalt. Verschiedene Biersorten aus aller Welt werden auf dieser Homepage präsentiert. Und natürlich kann man diese auch bestellen. Doch damit nicht genug. Der „Bierzwerg“ wählt monatlich eine Brauerei aus, deren Bierspezialitäten an Abonnenten in ganz Deutschland verschickt werden.
Im Rampenlicht stehen hierbei die wirklich kleinen deutschen Familienbrauereien, nach dem Motto „Klasse statt Masse“. Nach der Schlossbrauerei Rheder (Ostwestfalen-Lippe) und der Gampert-Bräu im bayerischen Weißenbrunn ist die Waldschloss-Brauerei Frammersbach nun die dritte Brauerei, die mit dem „Bierzwerg des Monats“ ausgezeichnet wurde.
Zehn Flaschen Frammersbacher Bier werden nun in der ersten Februar-Woche auf die Reise gehen und an jeden einzelnen Abo-Teilnehmer verschickt. Darüber hinaus gibt es für die Gerstensaft-Liebhaber Bierdeckel und Informationen über die Brauerei, die Produkte und natürlich über Frammersbach und die Region. Nach dem Probieren erhalten die Abonnenten die Möglichkeit, die getrunkenen Biere zu bewerten. Die Ergebnisse werden veröffentlicht.
Die Biersorten werden ab Februar dann auch über die Homepage www.bierzwerg.de zu beziehen sein. Einige der sieben Frammersbacher Biersorten Export, Export dunkel, Pils, Doppelbock, Weizen hell und dunkel sowie das Jubiläumsbier „1886“ werden außerdem im Anschluss an die Aktion fest in das Sortiment des „Bierzwergs“ aufgenommen. Zusätzlich wird es das Frammersbacher Bier im Getränkemarkt von Kay Schmädicke in Köln geben.
„Es ist eine Ehre für uns“, freute sich Jens Reinhart über die Auszeichnung in Form einer Urkunde, die ihm Schmädicke und Braun am Samstag überreichten.
Auch Bürgermeister Peter Franz freute sich über die etwas andere Auszeichnung. Köln sei für Frammersbach in Sachen Fremdenverkehr wichtig. In vergangenen Zeiten hätten viele Gäste aus Köln, vor allem Zechen-Arbeiter, in der Marktgemeinde ihren Urlaub verbracht. „Doch leider ist dieser Zug an uns vorbeigefahren“, so Franz. Nun habe man durch den „Bierzwerg“ vielleicht die Chance, den Fremdenverkehr aus dieser Richtung zu beleben. „Wir können Frammersbach somit im doppelten Sinn wieder schmackhaft machen.“ Die Frammersbacher seien stolz auf ihre Brauerei: „Uns würde ein Stück Kultur wegbrechen, wenn es sie nicht mehr gäbe.“