Dünen von atemberaubender Schönheit, unendliche, menschenleere Weiten, Elefanten an Wasserlöchern, Giraffen, die zwischen Akazien wachsam die Hälse recken, ein funkelnder Sternenhimmel: Wer einmal in Namibia war, der kann sich dem Charme, der Anziehungskraft des Landes im südlichen Afrika nur schwer wieder entziehen. So ging es auch Christl und Hans Geisler aus Lohr. 1991 wagte das Ehepaar erstmals das Abenteuer Wildnis und kam seitdem immer wieder. Zwischenzeitlich, nach elf Aufenthalten, gelten die Geislers in Lohr schon als Namibia-Experten.
„Eigentlich“, so gesteht Christl Geisler schmunzelnd, „war Afrika nie in unseren Gedanken. Wir dachten immer: 'Afrika, was wollen wir denn in Afrika?'“ „Infiziert“ wurden die Geislers im Oktober 1991, als das Paar gemeinsam mit Christl Geislers Patin und deren Mann – zwei Namibia-Fans – in den Süden Afrikas reiste. Von Windhoek, der Hauptstadt Namibias, ging es damals zunächst mit einer kleinen Cessna zu den Viktoriafällen, zu den höchsten Wasserfällen Afrikas mit dem breitesten Wasservorhang der Welt. Mit lautem Donnern stürzt sich dort der Fluss Sambesi über mehrere Fälle rund 120 Meter in die Tiefe. In Victoria Falls in Simbabwe kamen die Geislers in den Genuss, die Wasserfälle per Rundflug aus der Luft zu bestaunen. „Das war schon toll, wenn man den Sambesi und auch die bekannte Eisenbahnbrücke von oben sieht“, erzählt die 56-jährige Immobilienmaklerin.
Von Victoria Falls aus startete dann schließlich eine mehrtägige Selbstfahrer-Safari quer durch die Wildnis Botswanas, durch den dortigen Chobe-Nationalpark und durch Namibia zurück bis nach Windhoek. Immer vornweg: Tour-Guide Peter, der die Fernreisenden an die schönsten Plätze führte. An ihre erste Nacht in der Wildnis, in einem Iglu-Zelt, erinnert sich Christl Geisler nur allzu gut. „Die erste Nacht war super-aufregend.“ Sie erzählt vom Lagerfeuer, das sie als „afrikanisches Fernsehen“ bezeichnet, weil man „da stundenlang reinguck kann“, erzählt vom afrikanischen Himmel, der „so nah“ war, erzählt von der absoluten Stille. „Wenn ein Löwe in fünf Kilometern Entfernung brüllt, dann hört man das.“
Auf ihrer ersten Safari hat die Lohrerin viele unvergessliche Eindrücke gesammelt. Ein Erlebnis bleibt ihr dabei jedoch ewig in Erinnerung. „Mitten in der Nacht gab es einmal ein riesen Geschrei“, erinnert sie sich und zitiert einen Tour-Guide mit den Worten „It’s a hyena in my kitchen!“ Der Tour-Guide hatte es zu gut gemeint, hatte Knochen an der Lagerstätte verteilt und wollte damit Hyänen anlocken, um den Touristen etwas zu bieten. Eines der Tiere war dabei zu neugierig und wollte die „Küche“ plündern. Mit Topf-Geklappere wurden die Raubtiere schließlich verjagt. Dass dies bei weitem nicht die letzte Safari sein sollte, wussten die Geislers damals noch nicht. „Nach zweieinhalb Jahren hat's uns dann wieder gerissen und wir haben wieder eine Tour mit Peter gebucht“, erzählt die zweifache Mutter und vierfache Großmutter, dass sie seitdem ausschließlich mit dem einheimischen Tour-Guide Peter in die Wildnis fahren. Auch dessen Freundin Cedi ist dann immer dabei.
Im Vorfeld wird immer grob die Route festgelegt, die die Geislers auf ihrem Trip fahren wollen. Peter, zu dem mittlerweile eine Freundschaft entstanden ist, kümmert sich in Namibia um das Anmieten der Autos. Ehe die Tour in die Wildnis startet steht immer ein Großeinkauf auf dem Programm. Proviant, palettenweise Getränke werden besorgt, ehe das Abenteuer losgeht. Übrigens fahren die Lohrer dann in Namibia nicht nach Karte, sondern lassen sich ganz modern per GPS zum auserwählten Ziel leiten. Und die liegen oft weit abseits der bekannten Touristen-Highlights, an den entlegensten und ursprünglichsten Ecken Namibias.
Drei Wochen sind die Reiselustigen meist in Afrika unterwegs, übernachtet wird meist im Dachzelt auf dem Auto. Auf ihren Ausflügen in die Wildnis haben sie in den letzten Jahren vieles erlebt. Christl Geisler erzählt von der Namib-Wüste mit ihren eindrucksvollen Dünen, vom tierreichen Etosha-Nationalpark, vom Fish River Canyon, dem größten Canyon Afrikas, von Begegnungen mit dem Volk der Himbas oder den Buschmännern und von ihrem 50. Geburtstag, den sie natürlich in Namibia, im Hartmannstal, verbrachte.
„Ganz toll sind Ballonfahrten über die Wüste“, schwärmt sie. Frühmorgens in der Dunkelheit geht es da schon los. „Wenn wir dann hochsteigen, die Sonne langsam aufgeht, die Wüste ihre Farbe bekommt und der Ballonfahrer dann noch sagt 'good morning Namibia’, dann ist das Gänsehaut pur.“
Auf ihren Touren erkundet das Ehepaar auch immer wieder die Nachbarländer wie Botswana. „Das Paradies auf Erden ist das Okavango-Delta“, schwärmt sie vom dortigen, weltweit größten Binnenflussdelta. „Dieses ganze Spektrum an Tieren, dazu die Wasserstraßen – das ist ein Traum“, erzählt sie von Eisvögeln, weißen Kranichen, Löwen, Elefanten, Wasserböcken, Flusspferden.
Und dann waren da noch die frechen Paviane. Christl Geisler hatte auf einer Tour Christstollen fürs Frühstück in der Wildnis mitgebracht. „Nicht weit von uns hat sich dann eine Pavianmutti mit ihrem Baby hingesetzt“, erzählt sie, dass sofort alle Augen und vor allem die Aufmerksamkeit der Camper auf den tierischen Gast gerichtet waren. „Wir haben alle geguckt und fotografiert“, lacht sie. Doch die Anwesenheit der Paviandame war nur ein ausgeklügeltes Ablenkungsmanöver. „Hinter uns kam der 'Chef’ und hat unseren Christstollen geklaut.“
Obwohl die Geislers nun schon so oft in Namibia waren, zieht es sie immer wieder in die afrikanische Wildnis. „Es gibt wirklich noch so viel zu entdecken“, sagt sie und verrät ihren Traum. Sie möchte einmal an einer Viertages-Tour durch das Okavango-Delta teilnehmen – auf dem Rücken von einem afrikanischen Elefanten. „Das muss toll sein“, träumt sie.
„Es gibt so viele wunderschöne Ecken dort, das ist einfach ein faszinierendes Land“, fasst Christl Geisler ihre Begeisterung für Namibia zusammen und versucht das, was sie so sehr an diesem Land fasziniert, in Worte zu fassen: „Es ist dieses Gefühl, wenn man auf einer Düne sitzt und den Hauch von Unendlichkeit spürt. Wir wissen oft nicht welchen Tag wir haben wenn wir unterwegs sind. Wir orientieren uns nur am Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Es ist das Gefühl von Freiheit.“