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Neuhütten: Ein Leben für Neuhütten

Neuhütten

Ein Leben für Neuhütten

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    Autor und Ahnenforscher Linus Kunkel 2020 bei der Vorstellung eines seiner Bücher. Er ist im Alter von 91 Jahren gestorben.
    Autor und Ahnenforscher Linus Kunkel 2020 bei der Vorstellung eines seiner Bücher. Er ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Foto: Helena Karl

    Linus Kunkel ist am 20. November 91-jährig verstorben. Er war Gemeinderat, zweiter Bürgermeister, Ortswaisenrat, außerdem Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, Lokalhistoriker und Mundartautor. Und vor allem war er eines: ein liebenswerter und hoch geachteter Mensch.

    Unter anhaltendem Applaus wurde ihm 2013 beim Neujahrsempfang der Gemeinde die Ehrenbürgerwürde verliehen. Der damalige Bürgermeister Edmund Wirzberger würdigte ihn als bodenständigen Menschen, der gerne mit anderen zu tun hat. Verantwortliche Aufgaben habe Kunkel nie gescheut, sagte Wirzberger. Von 1978 an, für die Dauer von zwei Jahrzehnten, übte Kunkel das Amt des Ortswaisenrates aus. Eine Aufgabe, die damals viele zeitaufwendige Behördengänge mit sich brachte.

    36 Jahre wirkte er im Gemeinderat mit, von 1984 bis 1990, als zweiter Bürgermeister. 2013 sagte Kunkel, dass ihn das Ehrenamt schon seit seiner Kindheit begleitet habe. Schon als Achtjähriger sei er durch den Ort gelaufen, um für die Feuerwehr die Mitgliedsbeiträge einzusammeln. So habe er das Selbstverständnis, sich ehrenamtlich zu engagieren, in sein Leben aufgenommen. In Kürze hätte er seinen 92. Geburtstag gefeiert. Für seine ehrenamtliche kommunalpolitische Tätigkeit wurde er mit der Bronze-Verdienstmedaille durch den Landrat und mit der silbernen Verdienstmedaille durch den Regierungspräsidenten ausgezeichnet.

    Interesse an Menschen

    Bis 1996 arbeitete er bei der Raiffeisenbank und erlebte zwei Banküberfälle. Einmal 1978 in Neuhütten, zwei Jahre später in Rechtenbach. Einschneidende Erlebnisse, die ihn noch lange emotional begleiteten. Nach beiden Überfällen erlebte Kunkel die daraus resultierenden Gerichtsverhandlungen als Zeuge mit.

    Alle Täter wurden zu jeweils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Doch das war ihm nicht wichtig gewesen. "Ich hatte keinen Groll oder Hass auf die Leute", sagte er einmal dieser Redaktion. Stattdessen warfen die Taten bei ihm eine Frage auf, die ihn sein ganzes Leben beschäftigten sollte: "Weswegen handeln Menschen so, wie sie handeln?" Sein durch die Banküberfälle ausgelöstes Interesse an den Ursachen menschlichen Handelns habe ihm für alle Lebensbereiche die Sicht geweitet, sagte Kunkel einmal. Er habe daraus letztlich Gelassenheit ziehen können.

    Seit seinem Ruhestand konzentrierte er sich verstärkt auf seine Arbeit als Lokalhistoriker. Sechs Bücher mit kulturgeschichtlichem Hintergrund hat er seitdem verfasst. Das erste erschien im Jahr 2000 mit Geschichten und Mundart: "Das is scho e Wälle her". 2002 folgte "Bilder im Zeitwandel in Neuhütten". 2005 widmete sich Kunkel mit "So war das damals" den Kriegsereignissen. "Wies früher war – verzehld im Dialeggd" erschien 2011. Zu dem Buch gehörten zwei CDs. 2012 erschien "Das Faselsrad in Neuhütten im Spessart". "Das Spessartdorf Neuhütten und seine Auswanderer" folgte 2021.

    Ahnenforschung als Steckenpferd

    Ein Steckenpferd Kunkels war auch die Ahnenforschung, die schon mehrere Familien einstiger Amerikaauswanderer wieder zusammengeführt hat. Kunkel war zeitlebens aufgeschlossen gegenüber Neuem. Das zeigte sich unter anderem in seinem täglichen Umgang mit dem Computer, der für ihn selbstverständliches Arbeitsgerät wurde. Das Requiem in der Kirche St. Josef und anschließender Urnenbeisetzung auf dem Friedhof Neuhütten ist am Freitag, 13. Dezember, um 14.30 Uhr.

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