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LAUF A.D. PEGNITZ: Ein Pfarrer tritt dem Löwen auf den Schwanz

LAUF A.D. PEGNITZ

Ein Pfarrer tritt dem Löwen auf den Schwanz

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    Gott hat Humor: Davon ist der Laufer Pfarrer Thomas Hofmann felsenfest überzeugt.
    Gott hat Humor: Davon ist der Laufer Pfarrer Thomas Hofmann felsenfest überzeugt. Foto: Foto: epd

    „Eine Elektro-Tankstelle am Rathaus! Aufladen über Nacht. Für alle, die weiter weg wohnen, heißt das dann wohl – Bett-fort-Strom“, juxt Pfarrer Thomas Hofmann mit dem Namen des neuen evangelischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm. Hofmann ist in seinem Element. Nach einem etwas holprigen Einstieg über die Eurokrise und die Pleite Griechenlands knöpft sich der evangelische Pfarrer bei einem Kabarett-Gottesdienst in der Christuskirche in Lauf (Landkreis Nürnberger Land) Themen aus der Lokalpolitik vor.

    Rund 350 Menschen sind gekommen, alle Stühle sind besetzt. Im benachbarten Gemeindehaus lauschen weitere 150 Gemeindemitglieder der satirischen Predigt, die gleichzeitig für eine DVD aufgezeichnet wird. Zum achten Mal schon predigt Hofmann in Lauf mit kabarettistisch spitzer Zunge. „Klar gibt es Leute, die sich darüber aufregen. Aber der Ansturm zeigt, dass ich richtig liege“, sagt er. Es gehe nicht darum, albern zu sein: „Ich bringe den Leuten Gottes Botschaft näher.“ Seine Satire gehe nie unter die Gürtellinie, sei nie menschenverachtend und nie verletzend, „aber ehrlich und bissig“, versichert er.

    Hofmann wickelt sich unter Andeutung von Würge-Geräuschen einen Fan-Schal von „Greuther Fürth“ um den Hals, sinniert über das verlorene Pokalspiel und die Zeit, wenn Gott sein Himmelreich errichten werde. Doch schon auf Erden sei für ihn, den eingefleischten Fan des Club in Nürnberg die Zeit gekommen, „euch auch kleine Erfolge zu gönnen – solange ihr in der zweiten Liga bleibt!“ ruft er den Fürth-Anhängern zu.

    Fußball, Lokales, Soziales, Globales, Zeitkritisches – Pfarrer Hofmann persifliert, überspitzt, polarisiert. Er will Gottes Wort in den Alltag katapultieren, Mut machen und Missverhältnisse gerade rücken. Er wünsche sich, dass die Leute, die aus seinem Kabarettgottesdienst kommen, ihre Sorgen „kleiner“ lachen können und das wirklich Wichtige wieder ernst nehmen.

    In Hofmanns Leben funktioniert dieses Prinzip. Schon früh hat er erfahren, dass Lachen innerlich befreit. Als Schuljunge sei er gemobbt worden, erzählt er. Damals habe er gelernt, die Komik von Situationen zu entlarven, die scheinbar Starken zu hinterfragen und sich mit Wortwitz zu wehren. Der Humor gibt dem 42-Jährigen auch heute noch Kraft für seine Arbeit als Pfarrer. Gerade als Notfallseelsorger müsse er oft sehr belastende Dinge verarbeiten. „Mir hilft Humor immens bei der Bewältigung von Stress. Dabei lache ich nie über die Tragödien, kriege sie aber mit Lachen über anderes wieder etwas aus der Seele.“

    Genauso wichtig ist es Thomas Hofmann, sich mit politischen Themen auseinanderzusetzen. „Kirche und Glaube waren schon immer politisch“, sagt der Pfarrer. Er kritisiert aber, dass die Kirche Themen oft in „enzyklopädischer Breite“ behandle. „Ich schätze dagegen Handlungsanreize, die nicht zu aufdringlich rüberkommen, sondern eher kreativ und bissig sind.“ Darüber dürfe sich dann auch gerne mal jemand aufregen. Hofmann will „dem Löwen auf den Schwanz treten“.

    Circa vier Monate sammelt Hofmann Zeitungsartikel und eigene Notizen mit Wortwitzen und Situationskomik, bis er sein Programm in nur drei bis vier Tagen zusammenschreibt. Mehr Zeit bleibe ihm für die Vorbereitung seines Kabarettgottesdienstes nicht. „Ich bin Pfarrer mit Leib und Seele. Der Beruf füllt mich vollkommen aus.“ Doch manchmal würde es ihn reizen, ein halbes Jahr auf Tour zu gehen.“ Ein Best-Off-Programm aller zeitlosen Nummern wäre sein Traum. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es einen Pfarrer gibt, der mit Satire Kirchen füllt. Immer wieder bekommt er Anfragen von anderen Gemeinden für Jahresempfänge oder Seminare. „Gott versteht Spaß“, ist Hofmann überzeugt: „Gott muss Humor haben, dass er mich zum Pfarrer gemacht hat.“

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