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LOHR: Eine Diva mit Wurzeln in Lohr

LOHR

Eine Diva mit Wurzeln in Lohr

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    "Ach könnt ich doch sterben; ich weiß, ich bin verloren." Das waren die ersten Worte, die die Schauspielerin Sybille Schmitz auf der Leinwand sprach, 1932 als Leone in Carl Th. Dreyers Film "Vampyr". Es scheint fast, als enthielten sie einen Hinweis auf ihr tragisches Ende.

    Sie wurde am 2. Dezember 1909 in Düren geboren. Ihr Vater war Konditor und führte ein Café. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er einen Süßwarengroßhandel und brachte es zu Vermögen. Ab September 1920 besuchte Sybille Schmitz das Internat der Franziskanerinnen in Lohr, wo schon die Mutter erzogen worden war. Die Schultheatergruppe bot ihr erstmals Gelegenheit, ihr schauspielerisches Talent zu erproben. Zwei Jahre später kam auch ihre jüngere Schwester Christel nach Lohr.

    Nach den Weihnachtsfeiertagen 1923/24 kehrte Sybille Schmitz nicht nach Lohr zurück; kurz darauf verließ auch Christel das Internat. Die Eltern konnten sich den Besuch nicht mehr leisten - eine Folge der Inflation.

    Sybille besuchte jetzt die Handelsschule in Köln, wo die Familie inzwischen wohnte. Vom Kino war sie schon als Kind fasziniert, noch vor ihrer Zeit in Lohr. Die Stelle bei einer Hausverwaltung konnte sie nicht befriedigen. Es gelang ihr, einen halben Freiplatz in der Schule des Kölner Schauspielhauses zu bekommen. Daneben spielte sie erste kleine Rollen auf der Bühne. Im Herbst 1927 brach sie die Ausbildung ab und ging nach Berlin.

    Am Deutschen Theater unter Max Reinhardt bekam die 17-Jährige einen Dreijahresvertrag. Sie hatte zunächst nur kurze Auftritte. Bewegungsunterricht nahm sie bei der berühmten Tänzerin Mary Wigman.

    Im Sommer 1928 stand sie erstmals vor der Kamera in einem Werbefilm für die SPD. Weitere Stummfilme folgten. Ihr Auftritt in "Vampyr" 1932 stellte den Durchbruch dar. Noch im gleichen Jahr spielte sie in "F. P. 1 antwortet nicht" als Partnerin von Hans Albers. Damit wurde sie über Nacht berühmt. Eine Hauptrolle nach der anderen wurde ihr angeboten. In der Mitte der 30er Jahre feierte sie ihre größten Triumphe. Sie stieg zur Spitzenverdienerin der UFA auf und drehte einen Film nach dem anderen.

    Das Publikum liebte sie. Bei den herrschenden Nazis war die dunkle Schönheit weniger beliebt. Weder ihr Typ noch ihre Rollenauffassung entsprachen den rassehygienischen und ideologischen Vorstellungen der Partei.

    Besuche in Lohr

    Berichte in der "Lohrer Zeitung" belegen, dass sie in dieser Zeit einige Male ihre ehemaligen Lehrerinnen und Schulkameradinnen in Lohr besuchte - kurz bevor die Nationalsozialisten den Ordensschwestern die Erteilung des Unterrichts verboten und schließlich das Internat schlossen.

    Die Rollen für Sybille Schmitz wurden schließlich spärlicher. Man streute Gerüchte über sie aus, warf ihr ein skandalöses Sexualleben vor. Ihre Heirat mit dem Autor Harald G. Peterssohn half ihr nichts.

    Nach dem Krieg gelang es ihr nicht mehr, an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Sie geriet in einen Teufelskreis von Selbstzweifeln, Depressionen und Alkoholproblemen. 1953 erkrankte sie in München an einer Gesichts-Neuralgie. Eine Ärztin verschrieb ihr Morphium-Präparate gegen die Schmerzen und nutzte ihre entstehende Abhängigkeit skrupellos zum eigenen Vorteil aus. Sybille Schmitz versetzte ihre letzten Besitztümer.

    Sie starb am Ostersonntag, am 13. April 1955, an einer Überdosis Schlaftabletten. Ihr Tod beherrschte die Titelseiten der einschlägigen Zeitschriften.

    Nach Jahrzehnten erinnerte sich Rainer Werner Fassbinder des UFA-Stars. Ihm widmete er seinen vorletzten Film: "Die Sehnsucht der Veronika Voss." Er handelt vom Aufstieg und Fall einer morphium-süchtigen Künstlerin. 1982 starb Fassbinder selbst an einer Überdosis Kokain und Schlaftabletten. 1997 verfasste Friedemann Beyer eine Biographie der Schauspielerin. Er ist auch Autor eines Fernseh-Porträts über sie mit dem Titel "Tanz mit dem Tod".

    Innerhalb einer Woche wurden kürzlich in dem deutsch-französischen Fernseh-Sender "arte" Fassbinders Film, Beyers Porträt und der Film "Fährmann Maria" (1936) mit Sybille Schmitz in einer ihrer berühmtesten Rollen ausgestrahlt.

    Friedemann Beyer: "Schöner als der Tod - Das Leben der Sybille Schmitz", belleville Verlag Michael Farin, München, ISBN 3-923646-72-0

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