Höhen und Tiefen durchlebten die Mitglieder des Reit- und Fahrvereins Lohr in den vergangenen 40 Jahren. Am Samstagabend feierten über 50 Mitglieder im Rahmen ihrer Jahresversammlung in der Reiterklause der Anlage am Sommerberg das 40. Gründungsjubiläum und ehrten treue Mitglieder für ihre 25-, 30- und 40-jährige Zugehörigkeit zum Verein.
An das bewegte Leben des Vereins in den vergangenen vier Jahrzehnten erinnerte Ehrenvorsitzender Günter Fanta in seiner Laudatio. Der Verein wurde am 28. April 1967 in der Lohrer Stadthalle als „Reit- und Fahrverein Spessart“ gegründet und zählte im September desselben Jahres bereits 97 Mitglieder.
Fanta hatte in den Unterlagen geblättert und herausgefunden, dass damals der Mitgliedsbeitrag für Erwachsene bei 50 Mark lag und Kinder und Jugendliche die Hälfte zahlten. Für eine Reitstunde zahlte man 7,50 Mark. Das erste Vereinspferd hatte 2500 Mark gekostet und auch eine erste Voltigiergruppe sei eingerichtet worden. Zwei Jahre später, am 16. Juni 1969 habe man den Grundstein gelegt für die eine Reithalle, die noch im gleichen Jahr gebaut worden war. Das Gelände dafür habe der Verein von der Bundesbahn gepachtet. Am 12. Dezember 1970 sei das damalige Reitgelände eingeweiht worden.
Was Anfang der 1970er Jahre aufgebaut worden war, erfuhr ab Mitte des gleichen Jahrzehntes einen ziemlichen Abstieg. Finanzielle Schwierigkeiten tauchten auf, ein Notvorstand wurde gebildet, der am 11. Juni 1980 die Arbeit aufnahm. Das neue Team startete mit einem Schuldenberg von 323 000 Mark, berichtete Fanta. Anfang 1981 habe der Verein noch 99 Mitglieder gezählt. Eine Ausfallbürgschaft der Stadt Lohr und der Verzicht auf einen Teil der Forderungen durch Privatgläubiger hätten dem Verein damals wieder auf die Beine geholfen.
Als 1982 das gesamte Gebiet um das Reitgelände zum Industriegebiet ernannt worden war, habe die Bundesbahn die Pacht auf 25 000 Mark erhöhen wollen. „Diesen Betrag hätte der Verein nie und nimmer aufbringen können, das wäre der Killer gewesen“, sagte Fanta. Wieder sei die Stadt Lohr in die Bresche gesprungen, habe das Gelände gekauft und es dem Verein zu den gleichen Bedingungen überlassen, wie sie auch die anderen Vereine in Lohr hatten.
Zulauf bekam der Reitverein dann auch durch die Volkshochschule Lohr, die den Reitsport in ihr Programm aufnahm. Der Verein wuchs, die finanzielle Situation besserte sich. Kopfzerbrechen bereitete den Verantwortlichen damals jedoch das durch Bahndamm, Straße und Industrie eingekeilte Gelände. „Doch dann kam Bruder Zufall zu Hilfe“, berichtete Fanta. Im Bezirkskrankenhaus Lohr wurde therapeutisches Reiten angeboten, ein Pachtvertrag für das Gelände, auf dem der Reitverein heute untergebracht ist, wurde geschlossen und am 3. Februar 1991 sei der Verein umgezogen. Nur drei Jahre später, am 11. September 1993, wurde die Reitanlage, die nach Fantas Meinung zu den „schönsten Anlagen in der näheren und weiteren Umgebung“ zählt, feierlich eingeweiht.
Seit Gründung habe der Verein mit Günter Koser erst den dritten Vorsitzenden, stellte Fanta fest und appellierte an die Mitglieder, die Arbeit der Vorstandschaft zu unterstützen. „Die Vorstandschaft heißt nicht so, weil der Vorstand schafft.“ Zurzeit zählt der Reit- und Fahrverein Lohr über 260 Mitglieder, informierte Günter Koser.
Mehr als 100 Reitschüler nehmen regelmäßig Unterricht, berichtete Reitlehrer Gerhard Obert. Voltigierwartin Petra Völker informierte, dass der Verein zurzeit Unterricht in fünf Voltigiergruppen anbiete.
Die Kasse des Reit- und Fahrvereins ist im grünen Bereich. Kassier Christian Feicht trug den anwesenden Mitgliedern die Zahlen vor. Die beiden Revisoren Michael Scherg und Hans Steger hatten die Belege geprüft und bescheinigten Feicht eine einwandfreie Kassenführung. Die Anwesenden entlasteten Kassier und Vorstandschaft einstimmig.
Zu seinem 40. Vereinsjubiläum wird der Reit- und Fahrverein Lohr in der Zeit vom 17. bis 20. Mai ein Jubiläumsturnier veranstalten. Dabei werden zum ersten Mal in Lohr Dressurprüfungen und Springprüfungen der Klasse S zu sehen sein.