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Einen sinnlosen Tod gestorben

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Einen sinnlosen Tod gestorben

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    1340 Russen liegen an der Wegscheide hinter dem hessischen Flörsbachtal begraben und Kessler lässt es sich nicht nehmen, ihnen Achtung und Ehre zu erweisen. Vor ihrem Tod waren die Russen in einem Lager an der Wegscheide untergebracht, das vor dem Zweiten Weltkrieg Schülern aus dem Frankfurter Raum als Schullandheim gedient hatte.

    Die meisten verhungerten

    "Die meisten der hier Begrabe- nen sind verhungert, mutmaßt Kessler", der sich mit dem russischen Volk sehr verbunden fühlt und die  Mentalität dieses Volkes sehr schätzt. Und dies, obwohl er als junger Mann viereinhalb Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft verbringen musste und die Entbehrungen und unendlichen Leiden der Nachkriegszeit am eigenen Leib erfahren hat.

    Gedenken an den Bruder

    Er sei dankbar dafür, dass ihm, im Gegensatz zu den Toten auf dem Friedhof an der Wegscheide, ein zweites Leben und noch 60 Jahre Leben dazu geschenkt wurden. Mit dem Besuch am Ehrenmal gedenkt Kessler auch seines Bruders, der im Februar 1944 im Alter von 22 Jahren in Russland gefallen ist.

    Der Freundeskreis Woina-Pleny, eine Schicksalsgemeinschaft ehemaliger deutscher Kriegsgefangener, dem der 82-jährige ehemalige Gastronom aus der Spessartgemeinde vorsteht, fühlt sich der Gedenkstätte ebenfalls sehr verbunden. Ein Besuch dort gehörte bei ihren Treffen in Frammersbach in der Vergangenheit selbstverständlich dazu. "Wir setzen damit den Spruch, ihr werdet uns unvergessen bleiben oder wir werden euch nicht vergessen, in die Tat um", so Kessler.

    In Russland habe man mit Erstaunen gehört, dass die Deutschen den russischen Kriegsgräbern so hohe Beachtung schenken, weiß Kessler. Vor einigen Jahren hätten Journalisten der Jaroslawler Zeitung und ein russisches Fernsehteam über die Gedenkstätte berichtet. Die Informationen seien über Bad Orb, die Partnerstadt von Jaroslawl, nach Russland gekommen.

    Mit zur Abordnung gehörte damals auch Willi Henß aus Flörsbachtal, der das Denkmal jedes Jahr im Advent mit seinen selbst hergestellten Holzkerzen schmückt. Henß hat vor kurzem ein Buch mit dem Titel "Friedhelm" veröffentlicht, in dem er seine Erlebnisse in russischer Kriegsgefangenschaft schildert. Der Rentner gehört dem Freundeskreis Woina-Pleny ebenfalls an. Erst kürzlich haben die noch lebenden ehemaligen Kriegsgefangenen für die Renovierung der Frammersbacher Kreuzkapelle gespendet (wir berichteten). In Anbetracht des Schicksals der Toten an der Wegscheide spart Kessler auch nicht mit Kritik. "Krieg ist nicht Machwerk der Menschen, die ihn zu erdulden haben, sondern Machwerk der Politiker", klagt er an und verweist dabei auch auf die Situation der Menschen in Afghanistan.

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