In manchen Sportarten gehören Athleten mit 18 Jahren zum alten Eisen. Doch es gibt auch sogenannte Livetime-Sportarten, die man das ganze Leben betreiben kann. Dazu gehört das Rudern. 70 Jahre liegen zwischen dem ältesten Ruderer Ted Teltz (80) und dem Jüngsten Johannes Schreiner (10) des Ruder-Clubs Karlstadt. Beide erzählen, wie sie ihren Sport erleben.
Frage: In der Antike wäre einer nicht sonderlich entzückt gewesen, hätte man ihm lebenslängliches Rudern verordnet – auf einer Galeere. Ihr macht das freiwillig. Was ist denn schön daran?
Johannes: Man kann sich gut ausruhen und entspannen und man bleibt fit.
Diese Antwort hätte ich eigentlich eher vom 80-jährigen Ted Teltz erwartet. Du meinst wohl: Man w i r d fit?
Johannes (lacht): Ja, okay.
Teltz: Und ich finde, es ist ein fairer Sport. Da gibt es kein Zusammentreten und keinen Kampf, der auf die Knochen geht. Vielmehr ist das Rudern gut für den ganzen Körper. Man tut etwas für die Arme, die Beine und den Rumpf. Das fördert die Gesundheit. Ich habe bis heute nie Rücken- oder Gelenkprobleme gehabt, und ich schiebe das ein bisschen auf die vielen Jahre Ruderei. Wenn man im Verein rudert, dann hat man außerdem nette Gesellschaft und gute Kameraden.
Wie sind Sie/bist du zum Rudern gekommen?
Johannes: Mein Freund Max Knoth war letztes Jahr beim Tag der offenen Tür. Er hat mich dann mal mitgenommen und mir hat's Spaß gemacht. Jetzt rudere ich zweimal die Woche oder auch öfter.
Teltz: Auch ich bin durch einen Klassenkameraden dazugekommen. Das war 1942 beim Schülerrudern der Realschule (entspricht heutigem Gymnasium) in Leipzig. Wir sind auf der Pleiße und der Elster gefahren. Vorher hatte ich ein bisschen Fußball gespielt. Ich bin aber kein Ballspieler.
Johannes, bist du vorher schon einmal Boot gefahren?
Johannes: Ja, mit dem Tretboot an der Nordsee und mit meinem Papa im Zweier-Kajak auf der Saale.
Was war dann beim Rudern anders oder neu?
Johannes: Mich hat überrascht, wie lang die Skulls sind. Auch das Boot ist so lang und dünn.
Teltz: Wir haben früher ganz anders angefangen: Da hat man erst einmal auf einer Maschine im Ruderbecken die Bewegung eingeübt. Dann sind wir in einem Boot ohne Rollsitz gerudert. Ich fand das alles riesig interessant.
Johannes, machst du noch andere Sportarten?
Johannes: Ich spiele zweimal in der Woche Fußball beim FV Karlstadt in der E- und der D-Jugend. Einen Monat lang habe ich auch mal Handball spielt.
Bist du/Sind Sie schon einmal auf Regatten gestartet?
Johannes: Im Herbst war ich zum ersten Mal bei einer Regatta. Und heuer bin ich in Mannheim gestartet. Ich bin einmal Fünfter geworden und einmal Sechster – die anderen waren alle älter.
Teltz: Mit Regatten ging es für mich erst 1946 nach dem Krieg los. Nach einigen Erfolgen im Einer, Zweier und Vierer in Leipzig wurden wir im Sommer 1950 DDR-Meister im Vierer und Achter. Allerdings sind wir außer Konkurrenz gestartet, weil wir als politisch unzuverlässig galten. Im selben Jahr bin ich dann in den Westen geflüchtet und habe mich in Frankfurt niedergelassen. Mitte der 50er Jahre wurden wir deutscher Vizemeister im Vierer ohne Steuermann. Außerdem haben wir den Städteachter Frankfurt-Paris gewonnen. Ab 1956 bin ich nicht mehr auf Regatten gestartet, weil wir unser zweites Kind bekamen.
Ist Ihre Frau auch gerudert?
Teltz: Sie kann auch rudern, hat es aber selten gemacht. Wir kennen uns noch von Leipzig. Da haben wir Jungs die Mädchen alle in Einer gesetzt und hofften, dass sie ins Wasser fallen. Aber die meisten haben sich gehalten.
Ted Teltz, jetzt im Ruhestand wohnen Sie in Oberthulba. Was hat Sie eigentlich zum Ruder-Club Karlstadt gebracht?
Teltz: 1986 habe ich mir einen eigenen Renneiner gekauft. Ich suchte einen Verein, bei dem ich mein Boot unterbringe und dem ich mich anschließen kann. Wir beherbergten in Oberthulba Karlstadter Kreuzbergwallfahrer. So kam es zu der Verbindung.
Johannes, welche Pläne hast du?
Johannes: Ich will mal auf einer Regatta gewinnen und hoffe, dass ich nächstes Jahr auf der Bayerischen starten kann.
Teltz: Und ich will weiterhin zweimal in der Woche rudern – wir treffen uns immer am Mittwoch und am Sonntag jeweils um 9.30 Uhr – und außerdem auf Wanderfahrt gehen.
Ihr fahrt beide in schmalen Renneinern. Bist du/Sind Sie schon einmal reingefallen?
Johannes: Ich noch nie.
Teltz: Es ist noch gar nicht lange her, da wollte ich zusammen mit einem Unerfahrenen in einem breiten Zweier ablegen, aber der hat sich reingesetzt wie in ein Auto. Wir sind beide reingefallen. Was haben wir gelacht.
Seit Anfang Juni bietet der Ruder-Club gegen eine Gebühr einen Anfängerkurs für erwachsene Nichtmitglieder an. Interessenten können sich auch jetzt noch anschließen. Treffpunkt ist immer mittwochs um 18 Uhr am Bootshaus. Für Mitglieder gibt es außerdem weitere Möglichkeiten, in Gruppen oder auch alleine zu rudern.