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GAMBACH: Ende eines Traditionsgeschäfts

GAMBACH

Ende eines Traditionsgeschäfts

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    Die Tage sind gezählt: Nur noch bis Mitte Juli wird das Lebensmittelgeschäft Ruppert in Gambach geöffnet sein. Hier im Bild an der Kasse Gerda Ruppert, dahinter Ellen Klodewig.
    Die Tage sind gezählt: Nur noch bis Mitte Juli wird das Lebensmittelgeschäft Ruppert in Gambach geöffnet sein. Hier im Bild an der Kasse Gerda Ruppert, dahinter Ellen Klodewig. Foto: Foto: Karlheinz Haase

    Momentan ist alles offen. Kann sein, dass Gambach bald kein Lebensmittelgeschäft mehr hat. Kann aber auch sein, dass sich eine Initiative findet, die den Edeka-Laden von Harald Ruppert in der Organisationsform eines Dorfladens übernimmt. Ruppert selbst plant die Geschäftsaufgabe und den Ausverkauf Mitte Juli.

    „2010 hatten wir gedacht, es gibt noch einmal einen Schub“, berichtet Ruppert. Vor fünf Jahren feierte er mit seinem Geschäft im Herzen von Gambach 100-jähriges Bestehen. Doch der Schub blieb aus. Längst nicht mehr alle Gambacher decken ihren Bedarf im örtlichen Laden. Da gibt es die, die billiger einkaufen wollen und deshalb zum Discounter fahren. Und dann gibt es die, die Wert auf das Einkaufserlebnis mit einer Auswahl von 20 000 Artikeln legen.

    Alles für den täglichen Bedarf

    Bei Edeka-Ruppert in Gambach ist die Verkaufsfläche begrenzt. Auf 100 Quadratmetern gibt es 2000 verschiedene Artikel. Diese decken fast die ganze Bandbreite des täglichen Bedarfs ab. Neben Lebensmitteln gehören beispielsweise auch Wolle und Schreibwaren zum Sortiment. Es gibt stets frisches Obst, Gemüse, frische Backwaren und Frischwurst. Nur Fleisch ist nicht mit im Sortiment. Auch preislich ist Ruppert als Edeka-Gesellschafter leistungsfähig und hatte oft dieselben Sonderangebote wie die großen Edeka-Märkte.

    Dennoch ist jetzt die Zukunft des Ladens in der Ortschaft mit ihren mehr als 1200 Einwohnern ungewiss. Die besten Jahre waren die Mitte der 1990er. Dass 1997 das E-Center in Karlstadt aufmachte, war auch in Gambach deutlich zu spüren. Mit der Schließung der Metzgerei Krämer schwand wieder ein Stück Gambacher Gewohnheit, am Heimatort einzukaufen. Und auch die Ansiedlung der Bäckereifiliale in Gambach vor zwei Jahren nahm wieder ein Stück des Umsatzes.

    Harald Ruppert: „Es tut mir persönlich leid – vor allem für die Kunden, die uns lange die Treue gehalten haben“, sagt der 63-jährige Ruppert. „Ich hätte gerne noch ein paar Jahre weitergemacht, aber aus persönlichen und wirtschaftlichen Gründen lässt sich das nicht rechtfertigen.“

    Schon immer hatte Harald Ruppert das Geschäft nebenbei. Im ersten Beruf leitet er das E-Center in Hammelburg. Das Geschäft in Gambach führt er in dritter Generation. Sein Opa Franz Ruppert hatte 1910 einen Gemischtwarenladen in der Löhleinstraße eröffnet. Da gab es alles von Eisenwaren über Wolle, Kurzwaren und Textilien bis zu Lebensmitteln. „Salz, Zucker und andere Kleinigkeiten haben die Leute gebraucht, ansonsten waren sie damals auf dem Dorf ja weitgehend Selbstversorger“, schildert Ruppert.

    1947 übernahm sein Vater Vitus das Geschäft und kaufte zehn Jahre später das zentraler gelegene Haus in der Bachgasse 1.

    Harald Ruppert lernte Einzelhandelskaufmann im Karlstadter Edeka-Geschäft Schuhmann, übernahm 1982 den elterlichen Laden und vergrößerte diesen. Manches an der Einrichtung stammt noch aus dieser Zeit. Auch fallen in Gambach sofort die Schilder an den Waren auf, die noch in Plakatschrift handgeschrieben sind. Das gehörte früher zur Ausbildung im Einzelhandel.

    Geht es weiter?

    Harald Ruppert macht in erster Linie die Büroarbeit für sein Gambacher Geschäft, während seine Frau Gerda den Laden führt, unterstützt von den Angestellten Ellen Klodewig und Ruth Weiglein. Die Lebensmittelbranche hat in seiner Familie keine Zukunft. Die Kinder sind in anderen Branchen tätig. Ruppert: „Auch sind kleine Lebensmittelgeschäfte auf dem Land ohne Unterstützung der Kommune oder des überwiegenden Teils der Bevölkerung nicht mehr rentabel.“ Sollte sich eine Initiative finden, die den Laden an dieser Stelle weiterführen will, so verspricht Harald Ruppert, dass er das Geschäft gegen eine geringe Miete zur Verfügung stellen würde.

    Die Gambacher Stadträtin Martha Bolkart-Mühlrath will nun in Gambach die Stimmung ausloten, um zu sehen, ob im Dorf Rückhalt vorhanden wäre für einen Dorfladen. Zu dem Zweck will sie zum Beispiel Vereinsvorstände, den Pfarrgemeinderat und die politisch Aktiven ansprechen. „Erst dann wird man sehen, was man machen kann.“

    Das Potenzial für einen Dorfladen wie in Wiesenfeld dürfte vorhanden sein. Gambach hat 100 Einwohner mehr als Wiesenfeld, liegt aber näher an Karlstadt. Vor allem die Bevölkerung ohne Auto wäre ohne Laden im Ort benachteiligt und es würde ein Treffpunkt fehlen.

    Edeka

    Zu Edeka gehört das Familienunternehmen Ruppert schon seit seiner Gründung in Gambach 1910. Die Anfänge von Edeka selbst sind nicht viel älter. 1898 schlossen sich in Berlin Einkaufsvereine zur Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler (E.d.K.) zusammen. 1911 wurde daraus der Firmen- und Markenname Edeka. Da gab es das Geschäft der Rupperts in Gambach schon ein Jahr lang.

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