„Das Hinweisschild auf die Vollsperrung ist in der Tat ein Witz.“ Auch Ex-Minister Eberhard Sinner nahm kein Blatt vor den Mund: Die Tafeln, die auf die Vollsperrung der Staatsstraße2315 zwischen Lohr und Marktheidenfeld am Samstag hinwiesen, ärgerten doch etliche Autofahrer. Der Grund war durchaus nachvollziehbar: Die Tafeln erfüllte ihren Zweck deswegen nicht, weil sie im Vorbeifahren selbst bei Tempo 50 nicht lesbar waren. Die Schrift war zu klein, der Text zu lang.
So mancher musste umdrehen
So bemerkte manch ein Autofahrer wohl erst an der Schleuse Rothenfels, dass dort Endstation war: Die arg strapazierte Asphaltdecke entlang der dortigen Baustelle wurde ausgebessert. Wer also in diese Sackgasse geraten war, musste umdrehen und den langen, nicht ausgeschilderten Umweg über die Fränkische Platte antreten.
„Es hätte ja auch ein Hinweis sein können, dass irgendein Verein heute Weihnachtsmarkt oder Lakefleisch veranstaltet“, meinte eine Autofahrerin auf der Facebook-Seite „Ob Mopper oder Schnüdel“. Es sei nicht ersichtlich gewesen, dass der Verkehr in Richtung Lohr betroffen sei. „Bin mitten auf der Straße stehen geblieben, um das zu lesen“, verdeutlichte ein anderer das Problem.
Termine wegen Sperrung geplatzt
Zwar waren Einheimische durch die Medien über die Sperrung informiert. Doch natürlich kommt diese Nachricht nicht bei jedermann an. „Mir ist heute ein Kundentermin geplatzt wegen der tollen Schilder“, berichtet Sabine Schäfer aus Sackenbach. „Kunden kamen aus Wertheim und steckten dann an der Schleuse fest. Danach mussten sie zurück nach Marktheidenfeld und haben mich angerufen. Wir haben den Termin dann abblasen müssen, da der Umweg so viel Zeit gekostet hätte, dass sie erst nach Einbruch der Dunkelheit angekommen wären. Dann hätte ich meinen Job eh nicht mehr machen können.“
Auch die Empfehlung „Umleitung über Lohr – Marktheidenfeld und umgekehrt“ war jetzt nicht gerade hilfreich für Auswärtige. Wobei ein Diskussionsteilnehmer beschwichtigt: „Denk mal an die Arbeiter, die das an einem Samstag machen müssen, an dem die eventuell auch frei hätten.“
Baufirma für Beschilderung zuständig
Zudem hätte die Beschilderung ja auch von der Straßenmeisterei abgenommen werden müssen, meinte der Mann vom Fach. Hat sie in diesem Fall nicht, wie eine Nachfrage der Redaktion ergab. Das Landratsamt sei die zuständige Genehmigungsbehörde.
Von dort wiederum war zu erfahren, dass die Straßenverkehrsbehörde nur den Standort der Hinweisschilder festlegte. Für die Beschilderung selbst sei das Bauunternehmen zuständig, in diesem Fall die international tätige Firmengruppe Max Bögl.
Deren Pressesprecher, Jürgen Kotzbauer, entschuldigt sich dafür, dass es offenbar „unglücklich gelaufen“ ist. Zumindest aber einen Teil der Verantwortung trage aber auch die Verkehrsbehörde. „Die Wahrheit liegt oft in der Mitte“, sagte er auf Nachfrage. „Vielleicht haben sie unsere Ingenieure, die sich mit Umleitungen nicht so gut auskennen, ein bisschen im Regen stehen lassen.“
Das Ergebnis war jedenfalls so, dass selbst der Sachgebietsleiter Straßenbau im Staatlichen Bauamt die Situation – diplomatisch ausgedrückt – als „unbefriedigend“ einstufte. „Wir hätten es anders gemacht.“
So freuten sich am Samstag wohl hauptsächlich jene über die Sperrung, die mit Eberhard Sinner am Paidi-Hang bei Hafenlohr Wildschweine jagten. „Wir mussten die Straße während der Jagd absichern mit Posten, Überholverbot, Tempo-30-Beschränkung und Vollsperrung Radweg“, erklärt Sinner öffentlich. Daran gehalten habe sich zwar niemand. Aber: „Uns kam natürlich die Vollsperrung der 2315 gelegen, da war wenigstens der Fernverkehr weg.“