Die Dorferneuerung in Rechtenbach hat eine turbulente Geschichte hinter sich. Es gab einige hitzige Diskussionen in Bürgerversammlungen, einen Bürgerentscheid und die Wahl der Teilnehmergemeinschaft, die wegen nicht eingehaltener Wahlgrundsätze wiederholt werden musste.
Seit der Vorstandswahl im Oktober 2018 ist es ruhig um die Dorferneuerung geworden. Kommentare in Gemeinderatssitzungen bestätigen diesen Eindruck. Ein Grund, beim Amt für ländliche Entwicklung (ALE) nachzufragen, was sich aktuell im Dorferneuerungsprozess tut. In einer gemeinsamen Mail nahmen die Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, Baurätin Elisabeth Reußner, Bürgermeister Christian Lang und der örtliche Beauftragte Bernhard Wächtler Stellung.
Treffen nach Bedarf
Demnach trifft sich der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft nach Bedarf. Im ablaufenden Jahr fand keine Vorstandssitzung statt. Da keine Beschlüsse im Vorstand zu fassen waren, fanden aufgrund der Corona-Pandemie alle Absprachen telefonisch, per Mail oder durch Besprechungen in Kleingruppen statt.
Mittlerweile konnte das Planungsbüro bma, bernd müller architekt (Rothenfels), für die begleitende Beratung in der Dorferneuerung beauftragt werden. Privatpersonen, die Gemeinde und Teilnehmergemeinschaft können Beratungsleistungen für Planungen in geringem zeitlichem Umfang erhalten. Für Privatpersonen ist die dreistündige Beratung inklusive Vor- und Nachbereitung kostenlos.
Erste Entwürfe vorgestellt
Eine erste Beratung erfolgte im März 2020 zu einem möglichen Umbau der Alten Schule. Wichtigster Punkt hierbei: Ob und unter welchen Voraussetzungen der Kindergarten durch einen Umbau in der alten Schule untergebracht werden kann. Mittlerweile wurden erste Entwürfe dafür vorgestellt.
Neben dem Kindergarten könnten auch Räume für die Dorfgemeinschaft eingerichtet werden. Eine mögliche Kostenbeteiligung der Teilnehmergemeinschaft an den Gemeinschaftsräumen wird derzeit ermittelt.
Durch den Umbau der Alten Schule zum Kindergarten wird der drohende Leerstand des Gebäudes verhindert. "Gleichzeitig wird eine weitere Flächenversiegelung umgangen, welche sich durch einen Neubau auf der sogenannten Grünen Wiese ergeben hätte", freut sich die ALE-Vertreterin. Die Umsetzung dieser Maßnahme wäre das erste Dorferneuerungsprojekt und soll voraussichtlich im Jahr 2022 beginnen.
Finanzielle Mittel begrenzt
Eigentlich stand bei den Bürgerbeteiligungen bisher die Erneuerung der Ortsdurchfahrt auf der Wunschliste ganz oben. Die Gestaltung der Ortsdurchfahrt galt als Schlüsselmaßnahme, die sogar über den Fortgang der Dorferneuerung entscheiden sollte. Ursprünglich stand die Sanierung der alten Schule nur auf Platz 9.
"Die finanziellen Mittel der Gemeinde Rechtenbach sind begrenzt und der Umbau der Alten Schule zum Kindergarten hat derzeit aus Sicht der Kommune eine höhere Priorität als die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt", schreibt Vorsitzende Reußner. Die Gemeinde Rechtenbach wolle im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten zunächst nötige und dann mögliche Maßnahmen angehen.
Eine große Motivation für die Bewerber, die für den Vorstand der Teilnehmergemeinschaft kandidierten, ist die Möglichkeit, die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt mitzugestalten. Erste Gespräche dazu fanden im Sommer 2019 mit dem Staatlichen Bauamt statt. Gemeinde und Teilnehmergemeinschaft kümmern sich um die Neugestaltung der Randbereiche. Der Straßenkörper selbst liegt in der Verantwortung der Gemeinde und des Staatlichen Bauamtes.
Die Teilnehmergemeinschaft ist bereit, dieses Projekt mit der Kommune anzugehen. Doch mit einem kurzfristigen Beginn der Planungen ist aufgrund der finanziellen Situation der Gemeinde derzeit nicht zu rechnen. "Insgesamt sehen wir, dass die Dorferneuerung vorangeht, zwar in kleinen Schritten und leider nicht für jeden sichtbar, aber sie geht voran", schreibt die Vertreterin des ALE abschließend.
Bisherige Meilensteine der Dorferneuerung29.03.2012: Erste Infoveranstaltung durch das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) zur Dorferneuerung im Gasthof Engel.24.01.2013: Kick-off-Veranstaltung mit der Besetzung der Arbeitskreise "Orts- und Straßenbild", "Dorfgemeinschaft" und "Umwelt, Natur und Energie". Bis Ende 2013 werden in Arbeitskreissitzungen die Ziele und Handlungsfelder entwickelt und Projekte erarbeitet.29.06.2013: Exkursion nach Großlangheim und Binsfeld, um sich Ideen und Anregungen für das Dorferneuerungsprojekt zu holen.21.11.2013: "Rechtenbach Glasklar" lautet das Motto der Dorferneuerung. In einer vierstündigen Bürgerversammlung in der Turnhalle werden 43 Projekte genannt, die in 18 Treffen der drei Arbeitskreise erarbeitet wurden. Es werden zahlreiche Zwischenrufe laut: Wer soll das alles bezahlen?15.05.2014: Informationsveranstaltung zur Gestaltung der Ortsdurchfahrt. Rund 120 Anlieger der eineinhalb Kilometer langen Hauptstraße diskutieren über die künftige Fahrbahnbreite und die damals noch geltenden Straßenausbaubeiträge.05.07.2015: Bürgerbegehren zur Dorferneuerung: Mit nur zwölf Stimmen Mehrheit bekommt der Gemeinderat den Auftrag, seinen eingeschlagenen Kurs im Dorferneuerungsverfahren fortzuführen. Die Wahlbeteiligung beträgt 69,3 Prozent.29.09.2016: Gründung einer Interessengemeinschaft "B26-Rechtenbach" mit Manfred Heuer als Vorsitzendem. Vor allem die Anwohner der Hauptstraße möchten ihre Interessen bei der geplanten Dorferneuerung gegenüber der Gemeinde und den beteiligten Behörden durch die Interessengemeinschaft vertreten lassen.16.02.2017: Anordnung des Dorferneuerungsverfahrens.27.04.2017: Wahl des Vorstands der Teilnehmergemeinschaft zur Dorferneuerung. Alle zehn Wahlvorschläge aus der Interessengemeinschaft werden gewählt. Beim Wahlvorgang durch das ALE gibt es Unregelmäßigkeiten. Nach einem Einspruch muss das ALE Fehler einräumen. Die Wahlen müssen wiederholt werden.11.10.2018: Wiederholungswahlen der Vorstandsmitglieder der Teilnehmergemeinschaft. Alle Kandidaten der Interessengemeinschaft sind in der Vorstandschaft vertreten.April 2019: Strategie-Seminar zur Dorferneuerung an der Schule für Dorf- und Flurentwicklung in Klosterlangheim.Quelle: MEJK