2017 wurde der Sendelbacher Markus Bauer sensationell Deutscher Meister im Mountainbike-Marathon. Danach hat sich sein Team aufgelöst, und er stand plötzlich ohne Arbeitgeber da. Also hat sich der studierte Wirtschaftsingenieur, 29, kurzerhand mit einer eigenen Fahrradmarke für Elektro-Mountainbikes selbstständig gemacht – Infront.
Sein Start-up läuft offenbar glänzend an: Das erste und bislang einzige Modell IF-1 war innerhalb von sechs Wochen ausverkauft. Der ehemalige Radprofi geht davon aus, dass er eine dreistellige Stückzahl hätte verkaufen können, wenn er so viele gehabt hätte. Aber die erste Auflage waren nur 25 Räder.
Endlich das nötige Glück
Bei der Deutschen Meisterschaft im September vergangenen Jahres wurde Bauer erstmals Deutscher Meister im Mountainbike-Marathon. Er habe keinen Druck verspürt und nach dem Pech der Vorjahre endlich das nötige Glück gehabt, erzählt der 29-Jährige. Sein Team habe sich anschließend aufgelöst, weil sich der Sponsor, der Fahrradhersteller Kreidler, entschieden habe, keine normalen Fahrräder mehr zu bauen, sondern alles ab 1000 Euro nur noch mit E-Motoren.
Mit einer eigener Fahrradmarke kann Markus Bauer nun das verbinden, was er die letzten Jahre gemacht hat: Sein Wissen als Mountainbike-Profi und sein Wirtschafts-Ingenieur-Studium. Das erste Infront-Modell, Kostenpunkt etwa 3500 Euro und nur vorne gefedert, hat er nach seinen Vorstellungen mit Herstellern in Asien im Baukastensystem entwickelt. Für das zweite Modell, das im Sommer auf den Markt kommen und etwa 4000 Euro kosten soll, hat er sogar selbst Zeichnungen gemacht. Das neue wird dann auch hinten gefedert sein und sei deshalb „viel komplexer“, da könne man nicht mehr einfach einen Rahmen bestellen, sagt der 29-Jährige.
Als Kind zappelig
Bauer erzählt, wie er Mountainbike-Profi wurde. „Ich war als Kind ein bisschen hyperaktiv.“ In Mathe sei er unterfordert gewesen, habe herumgekaspert und sei öfter vom Stuhl gefallen, weil er kippelte. Seine Mutter habe ihn dann, statt ihm Pillen zu geben, zum Sport gebracht. Jahrelang spielte er Fußball, Handball und Faustball, machte Leichtathletik, war in der Jugend über 3000 Meter sogar mal Dritter auf der Süddeutschen Meisterschaft. „Alles außer Radfahren.“
Sein erstes Mountainbike, 19,5 Kilogramm schwer, bekommt er für 325 Mark vom Opa. „Da war ich stolz wie Harry.“ Er kauft sich noch Click-Pedale und Radschuhe dazu, fährt den Sendelbacher Buchberg rauf und versucht seine Bestzeit zu schlagen.
Das erste Rennen mit 14
So nimmt er als 14-Jähriger 2003 am allerersten Kids-Cup des RV Viktoria Wombach teil. Er wird Fünfter. Danach beginnt er mit dem Training in Wombach. Mit Zeitungsaustragen verdient er sich das Geld für ein neues, 800 Euro teures Mountainbike – seine erste Liebe. 2005 folgt das erste Mountainbike mit Carbonrahmen.
Schon mit 15 fährt er die ersten nationalen Rennen, mit 16 kommt der Bundestrainer auf ihn zu und beruft ihn in die Mountainbike-Nationalmannschaft. Stolz trägt er das Nationaltrikot auf der Festwoche, was ihm heute etwas peinlich ist. Das war's dann relativ schnell mit anderen Sportarten.
Umzug nach Freiburg
Nach dem Abi zieht er mit dem Beginn seines Wirtschaftsingenieursstudiums an der Hochschule Furtwangen nach Freiburg, wo er heute noch wohnt. Nun startet er für das beste Mountainbike-Nachwuchsteam Deutschlands, das Lexware Mountainbike Team, das an den Verein in Kirchzarten angegliedert war. 2010 wird er Siebter bei der WM, 2013 trotz einer Hand-OP aufgrund einer vorhergehenden Verletzung deutscher Vizemeister beim Mountainbikemarathon.
Nach dem Ende seines Studiums 2015 erhält Bauer seinen ersten richtigen Profivertrag im „Kreidler Werksteam“. Er habe, sagt er, als Profi etwa das verdient, was er als Einstiegsgehalt als Wirtschaftsingenieur in der Industrie bekommen hätte.
Hüftbruch im Training
Ständig arbeitet er nun mit den Entwicklern bei Kreidler weiter an denn Rädern – Einstellung der Federelemente, Rahmengeometrie, Materialauswahl. Aber aus dem Traum Olympia wird nichts, beim Training in Australien bricht die linke Hüfte aus. Elf Wochen später aber startet er schon wieder bei der Deutschen Meisterschaft in Wombach, aber mehr um dabei zu sein. Mehrmals fährt er knapp am Titel vorbei, bis es 2017 endlich klappt.
Sein damaliger Sponsor ist nun Investor in seinem Ein-Mann-Unternehmen. Kommendes Jahr will er die ersten beiden Mitarbeiter anstellen. Die von ihm entwickelten Räder verkauft er übers Internet, gedacht sind sie für zwei Zielgruppen: Die sportbetonten Biker, die nicht mehr so fit sind wie früher einerseits, und Pendler, die mit dem Rad auf die Arbeit fahren wollen, andererseits.
Master über neues Fahrrad
Aktuell macht Bauer seinen Master in „Produktinnovation“ mit Schwerpunkt Elektromobilität. Seine Masterarbeit ist praktischerweise ein Konzept für die Einführung seines zweiten Rads nächstes Jahr.
Zum E-Bike-Trend sagt er, dass es gut sei, dass das Thema Fahrrad wieder mehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. „Alles, was dazu führt, dass die Deutschen sich wieder mehr bewegen, hilft uns allen.“
Erste E-Bike-WM im September
Im September ist in Kanada eine erste E-Bike-Weltmeisterschaft geplant. Sein Investor habe ihn schon gefragt, ob er dort starten möchte. Aber das werde schwierig, weil er ja dafür eine Firma führen und zugleich voll trainieren müsste.
Der 29-Jährige wohnt in Freiburg nur 500 Meter von seinem Mit-Sendelbacher, dem Mountainbike-Profi Maximilian Brandl entfernt, für den Bauer als Mentor tätig ist. Der habe schon als Zwölfjähriger bei ihm geklingelt und gefragt, ob er mit ihm Radfahren dürfe. Nebenher veranstaltet Bauer mit Kumpels Mountainbike-Rennen.
Erste Triathlonversuche
Selbst will Markus Bauer keine Mountainbike-Rennen mehr fahren, dafür hat er dieses Jahr eine Triathlonlizenz über den RV Viktoria Wombach gelöst und ist auch schon bei Rennen gestartet – „mit mäßigem Erfolg“, sagt er. Es hapert am Schwimmen, im Dezember habe er noch keine 25 Meter Freistil hinbekommen. Mittlerweile könne er kraulen. Aber: „Profisport ist gewesen.“