Es begann vor vier Jahren, als Stefan Werner in der Scheune seines Schwiegervaters eine alte Hako-Motorhacke entdeckte: Handwerklich versiert, brachte er die Maschine wieder zum Laufen. Freunde sahen den Motor auf zwei Reifen und begeisterten sich für das Allzweckgerät. Mit einer Vielzahl von Anbauteilen - von Mähwerken über Pflüge und Fräsen bis hin zu Schneeschilden und Transportanhängern - bieten die Minitraktoren unzählige Einsatzmöglichkeiten. Sogar als Häcksler, Wasserspritzen und Stromerzeuger lassen sie sich einsetzen.
So wühlten, schoben, gruben sich die Einachser durch die 40er, 50er und 60er Jahre - ihre Blütezeit. Dann konnten sich die Bauern große Schlepper leisten. In schwierigem Gelände sind die kleinen Kraftpakete mit ihren wenigen PS noch heute unverzichtbar, weshalb es die meisten in Italien, Österreich und der Schweiz gibt. Einen Aufschwung bereitet den Einachsern ein neuer Einsatzbereich: die Freizeitgestaltung. Clubs haben sich gegründet, Rennen werden veranstaltet, wobei es mehr um gute Laune und Geschicklichkeit geht als um Geschwindigkeit geht.
Sport oder Hobby? - Jürgen Raber, einer der Karsbacher Hako-Freunde, überlegt bei der Frage nicht: "Das Auseinanderbauen, das Schrauben, die Technik machen Spaß." Und das Erfolgserlebnis, "die Maschine nach 20 Jahren wieder zum Laufen zu bringen". Denn die Karsbacher haben sich ausschließlich den Hako-Oldtimern verschrieben. Ein Grund dafür ist, dass bei den alten Maschinen noch keine komplizierte Elektronik im Einsatz ist und folglich ein geschickter Bastler fast alles selbst reparieren kann.
Problematisch ist dafür die Beschaffung von Ersatzteilen und Anbaugeräten; die gibt's am ehesten über das Internet: Unter den Begriffen "Einachser" und "Hako" zeigt der Computer Auktionen und Inserate von Sammlern und Clubs. Im Internet charakterisierte sich ein Fan mit dem Spruch: "Schmal fahren - breit denken."
Die Firma Hako produzierte bis in die 60er Jahre in Bad Oldesloe jede Menge Einachser und verlegte sich dann auf Großreinigungsmaschinen beispielsweise für Straßen. Hako leitet sich von den Anfangsbuchstaben des Firmengründers Hans Koch in Mecklenburg ab. In Europa gibt es rund zwei Dutzend Einachser-Hersteller von A wie Aebi bis S wie Solo. Die modernen Maschinen sind meist Viertakter mit bis zu 20 PS und Spitzengeschwindigkeiten um 50 Stundenkilometer und kosten von unter 1000 bis zu 8000 Euro. Dass sich die Karsbacher auf die Firma Hako spezialisierten, erklärt Jürgen Raber mit der einstigen Verbreitung ihrer Produkte im Bachgrund.
Der 38-jährige Raber ist stolzer Besitzer (und Reparateur) eines Hako-Rekord mit Schaltgetriebe. Die dreiköpfige Kinderschar auf dem Anhänger, unternimmt er gern kleine Ausflugsfahrten. Mit sechs PS und bis zu 20 Stundenkilometern geht's auf Feldwegen dahin. Für die "selbstfahrenden Arbeitsmaschinen" braucht es übrigens keinen Führerschein. Raber hat Respekt vor dem "Traktor des kleinen Mannes", dem vor wenigen Jahrzehnten einzigen Hilfsmittel in einer kleinen Landwirtschaft. Deshalb will er seinen Hako möglichst original erhalten.
Allerdings gibt es unter den Einachser-Liebhabern eine zweite Fraktion, die ihre Maschinen nicht original, dafür aber originell aufmotzen. Bei Einachser-Rennen, die mittlerweile bis zu 6000 Zuschauer anlocken, gibt es zwei Klassen: die Formel 1 (getunt) und die Formel 2 ("frisch vom Acker").
Die Karsbacher waren am ersten September-Wochenende erstmals bei einem Hako-Rennen dabei, in Ubstadt-Weiher bei Bruchsal. Sie hatten die weiteste Anreise und konnten dennoch nicht mitmachen: Für die Rennen durch Schlammlöcher, über Hindernisse und mit lustigen Fahrerprüfungen wie Sackhüpfen ist aus Sicherheitsgründen ein automatischer Notabschalter an den Maschinen nötig, was die Karsbacher nicht wussten - kommendes Jahr werden die Hakos damit ausgerüstet sein.
Gelohnt habe sich die Fahrt mit Kind und Kegel, Lastwagen (Firma Lorasch, Wernfeld) und Anhänger (Mineralöl-Ebert Gemünden), Hakos und Zelten nach Ubstadt-Weiher dennoch, berichtet Jürgen Raber. Neben der Fachsimpelei habe alle das Gemeinschaftserlebnis der Familien begeistert.